ING-DiBa will täglich 4 Mill. Euro Vermögen akquirieren

Direktbank bietet in Kooperation mit Scalable Capital automatisierte Vermögensverwaltung an und plant einen europaweiten Vorstoß

ING-DiBa will täglich 4 Mill. Euro Vermögen akquirieren

bn Frankfurt – ING-DiBa bietet in Kooperation mit dem Robo-Advisor Scalable Capital ab sofort eine automatisierte Vermögensverwaltung an und hegt dabei große Pläne. Innerhalb eines Jahres will Deutschlands größte Direktbank rund 1 Mrd. Euro an Kundengeldern für ihr neues Angebot einsammeln, wie Martin Krebs, Global Head Retail Investment Product Solutions der ING Group, am Donnerstag in einem Pressegespräch erläuterte. Bei einem durchschnittlichen Anlagevolumen von 40 000 Euro entspreche dies einer Akquise von rund 100 Kunden pro Arbeitstag, hieß es. Bank hat Sparer im AugeIm Auge hat die Bank dabei vor allem diejenigen ihrer rund 8 Millionen Kunden, die bereits ein Konto bei der deutschen ING-Tochter haben, ihre Wertpapiergeschäfte indes bei anderen Adressen erledigen. Dieses Potenzial ist offenbar beträchtlich. Per Ende Juni vereinigte ING-DiBa Sparguthaben von 126 Mrd. Euro auf sich, das in Wertpapieren versammelte Volumen beschränkte sich indes auf 34 Mrd. Euro, von welchen rund 4 Mrd. Euro auf börsennotierte Fonds (ETF) entfielen.Mit ihrem Vorstoß reagiert die ING auf den Vormarsch der Robo-Advisor, und zwar konzernweit. Die ING-DiBa übernehme eine Pilotfunktion, erklärte Bernd Geilen, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von ING-DiBa. ING werde die Kooperation mit Scalable Capital nicht auf Deutschland beschränken: “Wir werden das auch auf andere Länder ausrollen können.” Dabei werde ING Scalable Capital als bevorzugten Partner mit einbeziehen.Für Scalable Capital solle ING der einzige Kooperationspartner bleiben, wie Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer des Robo-Advisors, versicherte. White-Label-Angebote für andere Adressen seien gleichwohl möglich. Unterschrieben sei in dieser Hinsicht aber noch nichts.Wie ING-DiBa mitteilte, wird das am heutigen Freitag startende Angebot Kunden jährlich 1 % ihres verwalteten Vermögens kosten, von welchen 75 Basispunkte auf die Kooperationspartner und durchschnittlich 25 Basispunkte auf ETF-Gebühren entfallen. Während die Direktbank 42 der 75 Basispunkte erhält, bekommt Scalable Capital die übrigen 33. Die Mindestanlagesumme beträgt 10 000 Euro.Im Private-Banking-Markt gilt eine Bruttomarge von 1 Prozentpunkt jährlich eher als Wunschdenken. Allerdings legen die Anleger dort auch ungleich höhere Summen an. Im Feld der Vermögensverwaltung für kleinere Summen sieht sich die ING-DiBa mit ihrem Angebot in einer guten Position. Bei einer Filialbank koste diese 2 % jährlich zuzüglich Fondskosten und sei zudem erst ab 250 000 Euro möglich, hieß es am Donnerstag. Die Initiatoren lobten den Zugang zur Online-Vermögensverwaltung, der ING-DiBa-Kunden keine neue Identifikation abverlange. Wie Krebs erläuterte, handelt es sich dabei um das erste rein digitale Produkt der ING-DiBa, für welches diese keinen Papierantrag mehr bereithält. iShares dominiertScalable Capital hat in den anderthalb Jahren seit ihrer Gründung 340 Mill. Euro an Anlegergeld eingesammelt. Beim deutsch-britischen Unternehmen, das 2016 den Fintech Germany Award erhielt, welchen die Business Angels Frankfurt/Rhein-Main, Frankfurt Main Finance und die auch die Börsen-Zeitung herausgebende WM Gruppe vergeben, ist im Zuge einer Finanzierungsrunde im Juni BlackRock mit einem signifikanten Minderheitsanteil eingestiegen. Der US-Vermögensverwalter nehme auf die Auswahl der Produkte keinen Einfluss, erklärte Podzuweit. Auf iShares, die von BlackRock verwaltete ETF-Produktgruppe, entfallen seinen Angaben zufolge gleichwohl zwei Drittel der von Scalable Capital verwalteten Mittel. Wegen ihrer Bedeutung vor allem im Bond-ETF-Markt komme man an iShares nicht vorbei, sagte Podzuweit. Beim deutschen Privatanleger sei ihr Anteil am ETF-Volumen mit durchschnittlich 80 % noch höher.