ING-Finanzchef muss seinen Hut nehmen
kaz – Eine Woche nach der gerichtlichen Einigung im Geldwäscheskandal hat die ING nun auch personelle Konsequenzen gezogen: CFO Koos Timmermans nimmt seinen Hut, wie die niederländische Großbank am Dienstag mitteilte. Das 58-jährige Vorstandsmitglied wird allerdings noch so lange im Amt bleiben, bis ein Nachfolger gefunden ist. Die ING-Aktie fiel in der Folge um 1,4 %.Wie vorige Woche bekannt geworden war, muss die ING insgesamt 775 Mill. Euro zahlen, um ein Verfahren der niederländischen Staatsanwaltschaft wegen Korruption und Geldwäsche zu beenden – eine der höchsten Strafen, die jemals in dem Land wegen Wirtschaftskriminalität verhängt wurden (vgl. BZ vom 5. September). Zudem seien gegen zehn Mitarbeiter Disziplinarmaßnahmen ergriffen worden. Der Öffentlichkeit reichte das jedoch nicht: Nicht nur Politiker forderten, dass Köpfe rollen müssten. Nun beugte sich das Institut dem öffentlichen Druck. “Angesichts des Ernstes der Lage und der zahlreichen Reaktionen der Stakeholder seit der Bekanntmachung und im Interesse der Bank sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es angemessen ist, Verantwortung auf der Ebene des Vorstands zu übernehmen”, sagte Hans Wijers, Mitglied im Aufsichtsrat der ING. “Wir haben eine schwierige Aufgabe vor uns, und der Vorstand ist fest entschlossen, die verschiedenen Initiativen, die wir bei ING Niederlande gestartet haben, abzuschließen, mit denen wir unseren Umgang mit Compliance-Risiken weiter stärken wollen.” Timmermans war in der fraglichen Zeit von 2010 bis 2016 einige Jahre als Mitglied des Management Boards Banking für die ING Niederlande zuständig – eben in der Abteilung, die schließlich der Geldwäsche überführt wurde. RegulierungsfachmannWijers dankte Timmermans für seine vielen Jahre im Dienste der Bank und dessen Bemühungen, das Institut in Einklang mit den neuen Regulierungsvorschriften zu bringen. Damit habe er stark zu dem “robusten finanziellen Fundament beigetragen, welches die ING heute hat”, fügte Wijers hinzu. “Im Namen aller bei ING wünschen wir ihm nur das Beste für seine Zukunft.”Timmermans war vor 22 Jahren in die ING eingetreten. Im Jahr 2007 wurde er zum Chief Risk Officer im Vorstand ernannt. Vier Jahre später folgte die Ernennung zum Vize-Chairman des Management Boards Banking. Im Jahr 2014 übernahm er die Verantwortung für den Bereich “Market Leaders”. Die Position als CFO hatte er seit Mai 2017 inne.Nach dem Vergleich im ING-Verfahren um Verstöße gegen Geldwäschegesetze und Terrorfinanzierung war vergangene Woche ein Sturm der Entrüstung in den Niederlanden losgebrochen. Neben Regierungschef Mark Rutte übte etwa Finanzminister Wopke Hoekstra Kritik: Der Vorfall habe das Vertrauen der Bürger in die Banken ein weiteres Mal erschüttert, sagte er und kündigte an, Manager und Aufseher zu den Verfehlungen befragen zu wollen.Bereits im März beugte sich die ING Protesten und strich eine geplante 50-prozentige Gehaltserhöhung für CEO Ralph Hamers. Vergangene Woche dann verlautbarte das Institut, dass es wegen des Geldwäscheskandals in diesem Jahr keine Boni für den Vorstand geben wird. Timmermans` Rücktritt werde nun den Druck auf Hamers verringern, selbst zurückzutreten, sagten Analysten der Mediobanca laut Bloomberg.