ING Groep verdoppelt den Gewinn
ING Groep verdoppelt den Gewinn
Hohe Zinseinnahmen und niedrigere Risikokosten treiben Konzernergebnis im Jahresvergleich – Zuwachs auch in Deutschland
fir Frankfurt
Die ING in Deutschland hat wie die gesamte Gruppe auch im dritten Quartal vom Zinsanstieg profitiert und exorbitante Zuwächse im Zinsüberschuss und beim Gewinn erzielt. Fuhr das Institut hierzulande einen Nettogewinn von 393 Mill. Euro ein, der um drei Viertel höher lag als im Jahr zuvor, so verdoppelte der Konzern das Ergebnis unterm Strich auf annähernd 2 Mrd. Euro. Mit der Warnung, dass es mit den hohen Zinsgewinnen nicht ungebrochen weitergehen wird, setzte Konzernchef Steven van Rijswijk den Aktienkurs jedoch unter Druck. Zeitweise notierten die Papiere 5% im Minus.
In Deutschland legte der Zinsüberschuss im Jahresvergleich um 59% auf 875 Mill. Euro zu, stagnierte aber nahezu gegenüber dem Vorquartal, ist dem am Donnerstag veröffentlichten Zahlenwerk der ING-Gruppe zu entnehmen. Etwas weniger verdiente die ING Deutschland im Vergleich mit dem zweiten Quartal dieses Jahres, als sie mit 431 Mill. Euro aufwarten konnte.
Einlagen schrumpfen wieder
Auch die Kundeneinlagen gingen wieder teils zurück, nachdem der ING Deutschland im zweiten Quartal fast 16 Mrd. Euro zugeflossen waren und sie Ende Juni insgesamt 154,4 Mrd. Euro an Depositen verzeichnet hatte. Zwischen Juli und September dieses Jahres zogen Kunden 5,4 Mrd. Euro ab. Dies sei zum guten Teil der Verlagerung in andere Anlageformen geschuldet, heißt es im Quartalsbericht der ING. Auch führt sie saisonale Gründe ins Feld, da Kunden während der Sommerferien mehr Geld ausgäben als zu anderen Zeiten. Zudem dürfte der mit der geldpolitischen Wende wieder entbrannte Wettbewerb der Banken um Kundeneinlagen eine Rolle spielen. So hatte Erzrivale DKB am 1. August den Zinssatz für Tagesgeld von 1 auf 3,5% hochgefahren.
Konnte das Frankfurter Institut die Gesamterträge dank Zinsschubs im Jahresvergleich um die Hälfte auf 970 Mill. Euro steigern, so zogen die Kosten um fast ein Fünftel auf 349 Mill. Euro an, und die Kreditrisikovorsorge verdoppelte sich auf noch überschaubare 40 Mill. Euro. Die höheren Aufwendungen begründet das Institut vor allem mit Gehaltserhöhungen und Investitionen in das Geschäftswachstum sowie mit saisonalen Schwankungen bei den Marketingausgaben.
Kreditvergabe stabil
Den Zinsanstieg führt ING sowohl auf höhere Passivvolumina bei "deutlich verbesserten Margen" als auch auf mehr Zinserträge durch Ausreichungen von Hypotheken zurück. Das Volumen der Baufinanzierungen lag am Ende des Quartals mit 87,3 Mrd. Euro minimal über dem Wert zu Beginn (87,1 Mrd. Euro), wohingegen das Volumen der sonstigen Kreditvergabe, vor allem an Firmen, mit 41,9 Mrd. Euro Ende September im selben Zeitraum leicht geschrumpft ist (von 42,6 Mrd. Euro). Dass die Provisionseinnahmen in Deutschland gegenüber dem dritten Quartal 2022 von 113 Mill. auf 104 Mill. Euro zurückgingen, sei auf weniger Geschäfte mit Anlageprodukten zurückzuführen.
Die Erträge der Gruppe legten um ein Drittel zu, was zum einen mit dem auf Jahressicht um 23,5% auf 4 Mrd. Euro gewachsenen Zinsüberschuss zusammenhängt, zum anderen aber auch mit einem kräftigen Anstieg der sonstigen Erträge. Sie verneunfachten sich auf gut 800 Mill. Euro, weil nach ING-Angaben ein Bilanzierungseffekt in einem Absicherungsgeschäft zum Tragen kam sowie ein Ertrag in Höhe von 100 Mill. Euro aus der Übertragung des Investmentgeschäfts in Frankreich auf die Direktbank Boursorama. ING hatte Ende 2021 angekündigt, sich aus dem französischen Privatkundengeschäft zurückzuziehen.
Neues Rückkaufprogramm
Rijswijk kündigte ein neues Aktienrückkaufprogramm an, diesmal über bis zu 2,5 Mrd. Euro. Es soll am 3. November beginnen und spätestens am 19. April 2024 beendet sein. Ziel sei, die harte Kernkapitalquote bis 2025 auf rund 12,5% abzusenken. Bereits im Oktober war ein Rückkaufprogramm über 1,57 Mrd. Euro abgeschlossen worden.
Allen internationalen Widrigkeiten zum Trotz blickt Vorstandsvorsitzender van Rijswijk optimistisch nach vorn. "Wir leben in unsicheren Zeiten, und es ist schwer, die Auswirkungen geopolitischer Konflikte vorherzusagen. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass wir gut aufgestellt sind, um den Herausforderungen standzuhalten."
Die ING-Gruppe verdoppelt im dritten Quartal ihr Nettoergebnis im Jahresvergleich auf 2 Mrd. Euro. Zugute kommt den Niederländern vor allem der Zinsschub. Auch in Deutschland verbessert sich das Institut bei Ertrag und Gewinn. Gleichwohl schrumpften die Kundeneinlagen nach dem starken Zufluss im zweiten Quartal wieder.