Ingo Speich zieht das Deka-Trikot an
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtEs gehört sich eigentlich nicht, von Borussia Mönchengladbach zu Bayern München zu wechseln. Aus Sicht von Fans ist das Verrat der eigenen Ideale, so man denn solche hat. Trotzdem kommt es vor. Lothar Matthäus hat es 1984 getan, Stefan Effenberg sogar zweimal, 1990 und 1998. Ähnlich aufsehenerregende Transfers gibt es allen Kulturunterschieden zum Trotz gelegentlich auch in der Fondsbranche. Manfred Mathes etwa war von 1972 bis 1988 Geschäftsführer der zur Sparkassengruppe gehörenden Fondsgesellschaften Deka und Despa (heute Deka Immobilien) und stand dann 15 Jahre an der Spitze der genossenschaftlichen Union Investment.Auf einer anderen Ebene kommt es jetzt zu einem Wechsel in umgekehrter Richtung, und derjenige, der sich in diesem Fall einem neuen Verein zuwendet, ist zwar kein ganz hochrangiger Akteur, aber einer, der sich weit über die Zunft der Assetmanager hinaus einer beachtlichen Prominenz erfreut: Ingo Speich. Der 42-jährige Portfoliomanager Aktien steht seit 14 Jahren in den Diensten von Union Investment. Als Leiter Nachhaltigkeit und Engagement ist er bei der DZ Bank-Tochter für nachhaltige Investments, Corporate Governance und aktives Aktionärstum zuständig. In einem früheren Porträt haben wir geschrieben, dass man den auf Aktionärstreffen großer Unternehmen allgegenwärtigen und für seine oft messerscharfen Analysen bekannten Anlegervertreter und Redner “fast schon als das Gesicht und die Stimme der Fondsbranche in der jährlichen Hauptversammlungssaison bezeichnen kann”. Nachhaltigkeit ausbauenNun streift Speich Anfang April das Trikot von Deka Investment über. Bei der Fondsgesellschaft des sparkasseneigenen Wertpapierhauses DekaBank wird er als Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance direkt an den Vorsitzenden der Geschäftsführung, Stefan Keitel, berichten. In einer Mitteilung des Instituts heißt es, die Deka habe ihre Corporate-Governance-Aktivitäten in den vergangenen beiden Jahren signifikant ausgebaut. Mit der Verpflichtung von Speich sollten diese noch einmal forciert werden. Darüber hinaus sei der Neueinkauf umfassend für den Ausbau aller Nachhaltigkeitsaktivitäten der Deka Investment zuständig.”Wir setzen uns über unsere Corporate-Governance-Aktivitäten aktiv für die Interessen unserer Fondssparer und Investoren ein”, sagte Keitel. Speich habe im Markt eine hohe Reputation und Glaubwürdigkeit. Unter seiner Leitung werde man das zunehmend wichtige Feld der Nachhaltigkeit weiter ausbauen.Speich hat nach der Ausbildung zum Bankkaufmann BWL in Trier, Boston sowie an der European Business School in Oestrich-Winkel und an der Durham University/England studiert. Er ist Diplom-Kaufmann und hat einen Master of Business Administration (MBA). Zudem ist er geprüfter Chartered Financial Analyst (CFA) und gehört der Corporate-Governance-Kommission der DVFA an, des Berufsverbandes der Investment Professionals in Deutschland. Leiter dieser Kommission ist Michael Schmidt, einer der Geschäftsführer von Deka Investment und ein Union/Deka-Transfer des Jahres 2016. Schmidt wiederum wechselt im April als Chief Investment Officer (CIO) zu Lloyd Fonds mit Sitz in Hamburg.Über Speichs Wechselmotive kann man nur Vermutungen anstellen. Union Investment wollte ihn ganz sicher nicht loswerden, im Gegenteil, er wird in der Fondsgesellschaft auf allen Ebenen in hohem Maße geschätzt. Doch der weitere Aufstieg auf der Karriereleiter war für ihn bei den Kreditgenossen zumindest derzeit wohl nicht möglich. Und Speich leidet gewiss nicht unter einem Mangel an Selbstbewusstsein. Insofern lag ein Wechsel nahe. Bei der Deka ist er auf einer höheren Hierarchiestufe angesiedelt und hat eine direkte Berichtslinie nach ganz oben. Dass er selbst zum Geschäftsführer avanciert, ist aber offenbar kein Thema.Bei Union Investment wird derweil Anfang Januar Dr. Henrik Pontzen, der von HSBC Deutschland kommt, die Leitung der neuen Abteilung ESG (Umwelt, Soziales, gute Unternehmensführung) übernehmen.