Innovationen als Brücken von der physischen in die digitale Welt
Dr. Ulrich NäherVorstand der Line of Business Systems bei Diebold NixdorfWeder Bankfilialen noch Geldautomaten sehen heute noch so aus wie vor 50 Jahren. Die digitalisierte Filiale, Mobile Banking und SB Systeme, die ebenfalls eine Brücke in die digitale Welt schlagen, machen das Bargeldhandling bequemer, sicherer und effizienter.Banken haben Assets, um die andere im Finanzbereich agierende Unternehmen sie beneiden. Sie haben bereits viele Millionen Kunden. Eine derart große Kundenbasis müssen sich Neueinsteiger im Finanzmarkt erst einmal erarbeiten. Zudem besitzen die Banken trotz Finanzkrise das Vertrauen ihrer Kunden. Aufgrund ihrer jahrzehntelangen Erfahrung haben Banken und Sparkassen ein tiefes Know-how und können eine Vielzahl von Vertriebskanälen zur Kundenansprache nutzen. Sie befinden sich also in einer exzellenten Ausgangsposition.Doch ausruhen können sich die Finanzinstitute nicht. Mit Macht drängen neue, technologiegetriebene Wettbewerber mit Angeboten für den digitalen Kunden in den Markt. Diese Newcomer suchen sich meist Geschäftsmodelle in nicht regulierten Bereichen. Denn die strengen regulatorischen Anforderungen gelten für Start-ups im Finanzbereich genau wie für Banken. Indem sie aber durchaus mal in rechtlichen Grauzonen agieren, haben sie einen Wettbewerbsvorteil und nutzen diesen konsequent aus.Ob automatisierte Kreditvergabe, P2P Payments, das komplett aufs Handy verlagerte Girokonto oder Video-Ident, die digitale Transformation ist in vielen Bereichen auf dem Vormarsch. Und – recht ungewohnt für den Finanzsektor – geht die Digitalisierung vom Kunden aus. Bankkunden sind es gewohnt, online zu recherchieren und zu kaufen, Informationen auf dem Smartphone zu lesen, und sie übertragen dieses Verhalten auch auf die Finanzbranche. Sie erwarten von ihrer Bank Produkte und Dienstleistungen, die schnell, einfach und überall verfügbar sind.Manche Experten bemerken spitz, dass die Einführung des Geldautomaten vor 50 Jahren die letzte echte Innovation im Finanzsektor gewesen sei. Diese Fachleute wären vermutlich ziemlich überrascht, würden sie damalige mit heutigen Selbstbedienungsgeräten vergleichen. Denn nicht nur das Design der Bankfilialen und der installierten Systeme ist mit der Zeit gegangen und moderner geworden. Auch die Digitalisierung ist weit vorangeschritten. Die “Digital Branch”, also die digitale Filiale, ist immer mehr Teil eines Finanz-Ökosystems, das über alle Kanäle und Endgeräte hinweg funktioniert. So gibt es auch in der Filiale digitale Schnittstellen zu den mobilen Geräten des Kunden. Um Bargeld zu erhalten, ist keine Plastikkarte mehr erforderlich, denn moderne Geldautomaten und SB-Systeme lassen sich mit dem Smartphone bedienen. Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie Diebold Nixdorf mit seinem Connected-Commerce-Ansatz Brücken von der physischen in die digitale Welt baut.Ein wichtiges Innovationsthema ist die kontinuierliche Verbesserung der Usability: SB-Geräte werden heute per Touchscreen bedient, die angezeigten Bildschirminhalte lassen sich individualisieren, die Geräte sind dadurch einfacher zu bedienen. Die weiterentwickelte Technik macht zum Beispiel Funktionstasten neben dem Bildschirm überflüssig, und auch die Monitor-Technik ist eine deutlich andere als früher. Heutzutage werden fast ausschließlich kapazitive Monitore eingesetzt. Dabei besteht der Bildschirm nur noch aus einer Glasplatte, auf die eine durchsichtige leitfähige Folie aufgebracht wurde. Kapazitive Displays sind deutlich sensitiver und erlauben eine noch exaktere Steuerung. Sie ermöglichen auch eine Bedienung mittels Multitouch, bei der die Nutzer auch auf SB Geräten die von Smartphone und Tablet gewohnte Zwei-Finger-Pinch-Geste zum Heranzoomen einsetzen können. Die modernen Displays sind zudem widerstandsfähiger, und sind insgesamt weniger verschleißanfällig.Auch die per digitale Schnittstelle möglichen Geschäfte und Angebote werden immer vielfältiger. In der Türkei – in Sachen SB-Technologie im Finanzbereich einer der weltweiten Vorreiterstaaten – gibt es inzwischen SB-Systeme, die mehr als 200 unterschiedliche Aktionen und Transaktionen ermöglichen. Die Bandbreite reicht von klassischen Bankgeschäften über das Bezahlen von Strom- und Gasrechnungen bis zum Kauf von Konzerttickets. In der Kundenkommunikation bieten Informationsterminals immer vielfältigere Anwendungsmöglichkeiten. Android-fähige SB-Systeme lassen dabei die Gerätegrenzen immer mehr verschwimmen. Immobilienangebote können so beispielsweise nicht nur per Mobile App auf dem Tablet oder Smartphone unterbreitet werden, sondern ebenso und im gleichen “Look and Feel” auf dem SB-System in einer Filiale.Bei all diesen technologischen Entwicklungen ist Diebold Nixdorf vorn mit dabei. Die gebündelte Entwicklungsmannschaft aus Deutschland, den Niederlanden und den USA erschließt unmittelbaren Zugang zu aktuellen Forschungsprojekten weltweit. Der bestehende Dialog mit Wissenschaftlern, Universitäten und Forschungseinrichtungen wird weiter intensiviert, ein aktives Innovationsnetzwerk ausgebaut. So klappt ein schneller Know-how-Transfer, der in innovativen Produkten und Services mündet. Ein Beispiel dafür ist der aktuell auf den Markt gebrachte und auch per Smartphone bedienbare CS 2020. Das SB-System für die Zielgruppe der digitalen Generation bietet als erstes Gerät die “Encrypted Touch”-Technologie, die eine Eingabe der PIN direkt über den Monitor erlaubt und eine gesonderte PIN-Tastatur überflüssig macht. Auch Sehbehinderte profitieren, denn alternative Eingaben ermöglichen ihnen eine Nutzung der Systeme. Inzwischen gibt es erste Prototypen von Geldautomaten und SB-Systemen, die mit extrem geringer Stellfläche oder gänzlich ohne Bildschirm auskommen. Zu ihrer Bedienung reicht es, ein Smartphone oder Tablet in die Nähe zu bringen, das automatisch mit dem System kommuniziert. Der Bildschirm des mobilen Gerätes ersetzt während der Transaktion den Monitor am System.Besonderes Augenmerk verdient die Absicherung der Kommunikation zwischen mobilen Endgeräten und den SB-Systemen beziehungsweise den Rechenzentren. Mobile Apps, mit denen sich Geldautomaten bereits in einigen Instituten bedienen lassen, verwenden daher unterschiedlichste Sicherheitstechnologien: Einige Banken-Apps erstellen einen QR-Code, der vom SB-System gescannt wird. Andere Verfahren setzen auf die kontaktlose NFC-Technologie, bei der die Transaktionsdaten in einer mit dem Smartphone verknüpften digitalen Geldbörse auf der SIM-Karte abgespeichert und automatisch abgerufen werden, sobald das Gerät mit der geöffneten Mobile App in die Nähe des Geldautomaten kommt. Auch die per App generierte Einmal-PIN gilt als sichere Authentifizierungsmethode. So sind vom Smartphone initiierte Bargeld-Auszahlungsvorgänge sogar sicherer als solche mit Plastikkarte. Und schneller sind sie allemal: Während ein durchschnittlicher Auszahlvorgang am Geldautomaten rund 30 Sekunden benötigt, hält der Smartphone-Nutzer sein Bargeld bereits nach weniger als 10 Sekunden in den Händen.Nicht zuletzt steht auch das Thema Sicherheit der gesamten Bank-Infrastruktur im Fokus der Finanzinstitute. In einer digital vernetzten Gesellschaft möchte der Kunde Transaktionen von überall und möglichst flexibel erledigen können. Die Transaktionen sollen dabei sicher sein, ohne Abstriche bei der Usability und der Einfachheit der Nutzung zu machen. Erfahrungen zeigen, dass Nutzer eine sicherere Technik nicht akzeptieren, wenn diese mit Einbußen beim Bedienkomfort einhergeht. Je vernetzter die digitale Welt, umso mehr Einfallstore bietet sie aber für digitale Bankräuber. Täglich werden irgendwo auf der Welt Geldautomaten manipuliert und Transaktionsdaten abgefangen. Jeder erfolgreiche Hacker-Angriff unterminiert beim Kunden aber das Vertrauen, dass das eigene Geld und die eigenen Finanzdaten sicher sind. Daher unterstützt jede Verbesserung der IT-Sicherheit bei Finanzdienstleistungen den gesamten Bankensektor. Diebold Nixdorf konzentriert sich dabei nicht nur auf die Sicherheit von Geldautomaten. Ein im März 2014 gestartetes und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt (Förderkennzeichen 16KIS0058K) mit dem Titel “Securing the Financial Cloud (SFC)” hat zum Ziel, eine komplette, Cloud-basierte Bankeninfrastruktur zu schaffen, die die neuartigen Verfahren der Kryptographie mit Hardwaresicherheitsmodulen verbindet. Besonders herausfordernd ist dieses Projekt, weil es darum geht, die Anforderungen der Finanzindustrie in puncto Kosten und Skalierbarkeit einerseits und Sicherheits- und regulative Anforderungen andererseits zu erfüllen. Die neue, sichere Cloud-Plattform soll künftig ein möglichst umfassendes Outsourcing der Banken-IT ermöglichen. Um eine entsprechende Lösung zu entwickeln, ist ein Zusammenspiel verschiedener Disziplinen, beispielsweise von kryptografischen Schlüsseltechnologien und Software-Architekturen im Zusammenspiel mit ausgewählter Hardware, erforderlich. Erst in der optimalen Kombination der unterschiedlichen Methoden der Hard- und Softwaresicherheit mit Ansätzen aus dem Cloud Computing lässt sich die erwünschte Sicherheit erreichen.Beispiele wie diese zeigen, dass innovative IT-Dienstleister wie Diebold Nixdorf den Brückenschlag von der physischen in die digitale Welt beherrschen und Finanzinstituten darüber hinaus zukunftsweisende IT Konzepte für deren komplette Bankeninfrastruktur aufzeigen.