Innovative Finanzierungsquellen abseits des klassischen Bankenmarktes

Bankdienstleistungen und Produkte verschieben sich in digitale Märkte

Innovative Finanzierungsquellen abseits des klassischen Bankenmarktes

Alexander SchroffSenior Manager Capital Markets bei DeloitteDie aktuelle ökonomische und regulatorische Marktentwicklung erhöht den Druck auf klassische Finanzdienstleister wie Banken ungemein. Auf der einen Seite bedrohen Niedrigzinsumfeld, regulatorische Anforderungen an Eigenkapitalquoten sowie fristenkongruente Finanzierunganforderungen das Geschäftsergebnis von Banken, auf der anderen Seite sorgen neue disruptive, innovative und digitale Technologien für neue Nischenmärkte.Durch Marktteilnehmer wie Crowd­funding- bzw. Crowdinvesting-Plattformen, Fin Apps oder Zahlungsverkehrsanbieter wie Paypal, Google oder Apple Pay verlagern sich immer mehr Segmente des klassischen Bankgeschäfts auf digitale Nischenanbieter.Betrachtet man den europäischen Crowdfunding- bzw. Crowdinvesting-Markt, lässt sich feststellen, dass dieser zwischen 2015 und 2016 um 28,9 % von nominell 847 auf 1 191 Mill. Euro gewachsen ist. Allein im Jahr 2016 wurden so mehr als 69 000 Finanzierungskampagnen realisiert, ohne dass dabei Banken als traditionelle Finanzdienstleister involviert waren. Folgt man der Prognose des statistischen Bundesamts im Rahmen des Digital Market Outlook, ist davon auszugehen, dass sich dieser Wachstumstrend fortsetzt. Bis 2021 ist mit einem Crowdfunding-/Crowd­investing-Volumen von mehr als 5 278 Mill. Euro zu rechnen. Für Banken ist hierbei besonders interessant, dass 4 486 Mill. Euro allein auf Crowdinvesting-Projekte entfallen mit einem durchschnittlichen Fundingvolumen von mehr als 314 000 Euro pro Kampagne.Dieser Trend zeigt deutlich, dass kleine bis mittelständische Unternehmen diesen Nischenmarkt für sich entdeckt haben und stärker dazu tendieren, Projekte und Investitionen abseits des altbewährten Bankenmarktes zu realisieren. Kleine und mittelständische Unternehmen sind mit mehr als 90 % innerhalb der Europäischen Union für Innovation verantwortlich (Europäische Kommission, Horizon 2020) und damit ein signifikant wichtiges Kundensegment für Banken und Finanzdienstleister.Betrachtet man diesen wachsenden Trend, lässt sich eine massive Stück-für-Stück-Verschiebung der klassischen Bankdienstleistungen und Produkte hin zu neuen innovativen digitalen Märkten verzeichnen. Während bei den altbekannten Zahlungsverkehrsdienstleistungen ein Markteintritt für Banken verpasst scheint und damit ein Konkurrieren mit etablierten Anbietern wie Paypal, Google oder Apple Pay kaum mehr möglich scheint, haben Banken bei Themen wie Crowdfunding/Crowdinvesting den Markteintritt zumindest augenscheinlich noch nicht verpasst.Damit Banken dem wachsenden und völlig neuen Wettbewerb entgegentreten können, ist ein schnelles Anpassen von Markteintrittsstrategien notwendig. Mit dem Wissen von heute kann man davon ausgehen, dass es sich bei dieser Entwicklung gerade nicht um einen nur kurz andauernden Trend handelt, sondern vielmehr um das Entstehen eines völlig neuen disruptiven Marktes.Dass ein Großteil dieses neuen Marktes zumindest auf europäischer Seite noch nicht ausreichend reguliert ist, führt zu großen Unsicherheiten und birgt zumindest hinreichend das Potenzial für neue systemische Risiken. Allein vor dem Gesichtspunkt dieser Problematik wäre ein schneller Markteintritt von Banken und regulierten Finanzdienstleistern zumindest wünschenswert.