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Institutionelle geben gute Signale für Aktien-Überrenditen

Von Dietegen Müller, Frankfurt Börsen-Zeitung, 31.8.2016 Sind institutionelle Investoren bessere Anleger? Durch ihre größeren Möglichkeiten der Informationsgewinnung sowie mehr finanzielle Flexibilität liegt dies auf der Hand. Daten stützen diese...

Institutionelle geben gute Signale für Aktien-Überrenditen

Von Dietegen Müller, FrankfurtSind institutionelle Investoren bessere Anleger? Durch ihre größeren Möglichkeiten der Informationsgewinnung sowie mehr finanzielle Flexibilität liegt dies auf der Hand. Daten stützen diese These – teilweise. Per se ist die Präsenz institutioneller Investoren im Aktionärskreis kein Garant dafür, dass sich die Aktien des Unternehmens besser als der Durchschnitt entwickeln. Doch lohnt es sich als Anleger, auf das Verhalten von institutionellen Investoren zu achten, da sich daraus in signifikantem Maß Rückschlüsse auf die Kursentwicklung ziehen lassen und sich damit eine Über- oder Minderrendite gegenüber einem Vergleichsindex erzielen lässt.Dies zumindest belegt eine Erhebung des Datendienstleisters S & P Global Market Intelligence mittels historischer Kurs- und Aktionärsdaten von Juni 2004 bis Dezember 2015. Um die 55 000 Unternehmen wurden dabei erfasst, 25 000 institutionelle Vermögensverwalter und 44 000 Anlagefonds sowie 290 000 Insider und individuelle Investoren. Dabei haben die Autoren Vivian Ning, Dave Pope und Li Ma bestimmten Eigenschaften und Verhaltensweisen institutioneller Investoren untersucht (vgl. Tabelle) und in Bezug zur Kursentwicklung gesetzt. Short- und Long-tauglichGrundsätzlich hat die Bedeutung institutioneller Investoren zugenommen – gerade auch in Europa. So stieg der Anteil professioneller Anleger seit 2005 in den entwickelten europäischen Märkten von unter 30 % auf knapp 50 %. In den USA war der Anteil institutioneller Anleger bereits früher viel höher und hat sich zuletzt unter 80 % eingependelt.Dementsprechend ist die Aussagekraft von institutionellem Anlegerverhalten in den USA statistisch etwas ausgeprägter als in Europa. In den Vereinigten Staaten liefern laut S & P Global Market Intelligence dabei die Aktivitäten von Hedgefonds die stärksten Signale. Bei den Hedgefonds wurden Long- und Short-Positionen einbezogen und die Veränderung des Saldos (Nettowert) als Indikator verwendet. Die Veränderungen unter großen Hedgefonds schälte sich dabei als guter Indikator für eine Kursveränderung – und eine Über- oder Unterrendite – heraus. Benchmark war dabei der Russell 3000 Index. Im besten Quintil betrug die Überrendite im Mittel 0,29 % im Monat, im schlechtesten betrug der Verlust im Schnitt 0,23 %. Hedgefonds-Arbitragewerte eignen sich deshalb als Prognostiker für die Kursentwicklung in beide Richtungen.Demgegenüber gibt die Zahl institutioneller Anleger im Verhältnis zur Gesamtzahl der Aktien nur für die Short-Seite gute Hinweise: So besteht eine signifikante Korrelation zwischen einer unterdurchschnittlichen Kursentwicklung und einem höheren Anteil institutioneller Anleger. Eine höhere Überrendite weisen demgegenüber Aktien von Unternehmen auf, die in den Portfolios der Profi-Investoren übergewichtet sind (“Best Ideas”).Auch weltweit zeigen sich vergleichbare Resultate. Basis bildete dafür der S & P Global Broad Market Index. Mit Fokus allein auf Deutschland bieten dabei die Entscheidungen von sogenannten aktiven Managern die höchste Renditespanne zwischen dem Top-Quintil und dem schlechtesten Quintil, wie S & P Global Market Intelligence für die Börsen-Zeitung ermittelt hat. Der annualisierte Rendite-Spread für einen Monat beträgt unter aktiven Managern hier 8,7 %. Dies bedeutet, dass die 20 % am besten gelaufenen Aktien, die im Fokus aktiver Manager stehen, im Verhältnis zu den am schlechtesten gelaufenen Titeln eine 0,63 % höhere Rendite gebracht haben. Ebenfalls signifikant ist die Veränderung der Anteilseignerkonzentration, die einen annualisierten Spread von 6,3 % brachte. Fundamentales ergänztNun lässt sich einwenden, das bessere – oder schlechtere – Abschneiden der beobachteten Aktien ließe sich auf fundamentale oder technische Faktoren zurückführen, da professionelle Anleger etwa aus Gewinnqualität oder Momentum ihre Schlüsse zögen und entsprechend agierten, was zur erkannten Über- oder Unterrendite folgt. Mittels Korrelationsmatrix belegen die Autoren aber, dass institutionelles Verhalten nur in geringem Maße mit fundamentalen oder technischen Faktoren korreliert. Deshalb können Daten zu institutionellen Investoren, so die Autoren, in Kombination mit faktorbasiertem Investment eine Überrendite bieten.