Insurtechs brauchen Aufmerksamkeit der Versicherer
Start-ups spielen eine immer wichtigere Rolle in der Digitalisierung von Unternehmen. Das ist auch in der Versicherungswirtschaft nicht anders. Sogenannte Insurtechs entwickeln Produkte und Lösungen, die Versicherungsunternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette transformieren können.Die Zahl an Insurtechs in Deutschland steigt stetig. Laut dem InsurTech-Radar von Oliver Wyman und Policen Direkt hat sich deren Anzahl von 2016 auf 2017 verdoppelt. Auch 2018 wächst die Szene weiter, wie in der aktuellen Studie von InsurLab Germany und EY deutlich wird. Doch um nachhaltig erfolgreich zu sein, sind Start-ups auf die Aufmerksamkeit der etablierten Versicherer angewiesen. Denn selbst die vielversprechendsten Ideen werden nur dann erfolgreich, wenn sie vom Markt gesehen und in Pilotprojekten getestet werden. Problematik entgegenwirkenOftmals scheitern derartige Projekte aber daran, dass Start-ups und etablierte Versicherer nicht an einem Tisch zusammenkommen und ihr gemeinsames Potenzial erkennen konnten. Um dieser Problematik sowohl in der Versicherungswirtschaft als auch in anderen Branchen entgegenzuwirken, entschloss sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) innerhalb der sogenannten Digitalstrategie 2025 die “Digital Hub Initiative” ins Leben zu rufen. Zwölf Städte deutschlandweit wurden zu offiziellen Kompetenzstandorten bestimmter Branchen ernannt, in denen sie glänzen.Durch das Zusammenspiel des Know-hows etablierter Unternehmen mit innovativen Gründerideen und wissenschaftlicher Exzellenz fördert die Digital Hub Initiative die Entstehung einer starken Innovationskultur und neuer digitaler Geschäftsmodelle. Köln steht hierbei für Insurtechs und die Digitalisierung der Versicherungsbranche in Deutschland. Noch junger VereinAls zentraler Dreh- und Angelpunkt wurde das InsurLab Germany in Köln vom BMWi als “de:hub” ausgezeichnet und ist seit seiner Gründung im Mai 2017 somit offizielle Anlaufstelle und Plattform für Versicherungsunternehmen und Start-ups sowie Hochschulen und Dienstleister in Deutschland, die sich mit der Zukunft der Versicherungswirtschaft auseinandersetzen wollen. Gegründet wurde das InsurLab Germany 2017 von der Stadt Köln, IHK Köln, Universität zu Köln, TH Köln sowie von etablierten Versicherungsunternehmen und Insurtech-Start-ups.Innerhalb eines Jahres entwickelte sich der junge Verein zum größten Insurtech Hub Deutschlands. Aktuell zählen 30 Versicherer und 31 Technologie- & Beratungsunternehmen sowie Hochschulen und Insurtech-Start-ups zu den Mitgliedern des InsurLab Germany. Zudem arbeitet der Verein mit weit über 200 weiteren Start-ups zusammen – Tendenz steigend.Das fünfköpfige Kernteam der Initiative bietet gemeinsam mit den Mitgliedsunternehmen eine große Varietät an Kollaborations- und Weiterbildungsangeboten für Start-ups und etablierte Unternehmen. Neben Networking-Events, Konferenzen & Panels, Hackathons, (Reverse) Pitches und Demo Days unterstützen unter anderem intensive Workshops Versicherer und Start-ups bei der Entwicklung gemeinsamer Pilotprojekte.Innerhalb der letzten Monate konnte somit aus Köln heraus eine Vielzahl spannender Projekte ver-wirklicht werden. Unter anderem in der sogenannten Innovationswerkstatt, die vier Mal im Jahr auf dem InsurLab Germany Campus in Köln-Mülheim stattfindet. Hierbei arbeiten ausgewählte nationale sowie internationale Start-ups gemeinsam mit Entscheidern aus den Mitgliedsunternehmen des Vereins an konkreten Use Cases und Pilotprojekten. Bei der Innovationswerkstatt zum Thema Digitalisierung der Kundenkommunikation konnten so zum Beispiel zehn konkrete Projekte formuliert werden, von denen einige bereits in die Tat umgesetzt werden. Intensives FörderprogrammDarüber hinaus steht das InsurLab Germany für ein Insurtech-Accelerator-Programm. Die erste Runde des intensiven Förderprogramms startete im April. Die internationalen Start-ups Kasko, Motion-S, PolyWizz, StilFresh und RightIndem wurden für sechs Monate von der Initiative und Topmanagern der Mitgliedsunternehmen begleitet, um ihre Produkte und Angebote gemeinsam weiterzuentwickeln und sie erfolgreich in den deutschen Markt einzuführen. Die zahlreichen Erfolge, die im Rahmen dieses Programms entstanden sind, wurden beim InsurLab Germany Demo Day am 8. Oktober 2018 in Köln der Öffentlichkeit präsentiert.Um zu skalieren und zu wachsen, wird Gründern empfohlen, Hubs wie dem InsurLab Germany beizutreten, die ihnen neben Netzwerkmöglichkeiten innerhalb der Start-up-Szene auch wertvolle Kontakte zu Investoren und potenziellen Kunden liefern können. Mitunter spielt daher der InsurLab Germany Campus in Köln-Mülheim eine wichtige Rolle für die Vernetzung der Start-ups sowie für den internationalen Erfolg der Initiative und den Einfluss, den Köln und die Region auf die Weiterentwicklung der Insurtech-Szene in Deutschland nehmen. Denn nicht nur viele Versicherungen haben ihren Hauptsitz in der Domstadt, sondern auch einige innovative Start-ups, die sich auf die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft spezialisiert haben. Sie sind ein fester Bestandteil des InsurLab Germany Netzwerks und teilweise auch auf dem InsurLab Germany Campus angesiedelt wie beispielsweise AnwaltNow, Brightmaven oder cresult.Der Co-Working Space auf dem Carlswerkgelände in Mülheim bietet sowohl Start-ups als auch den Digitalabteilungen der Mitgliedsunternehmen – zum Beispiel der Gothaer Digital GmbH – Raum zur Weiterentwicklung und kreativen Zusammenarbeit an marktfähigen Konzepten und Piloten. Der Campus umfasst insgesamt 80 Arbeitsplätze und bietet neben festen auch flexible Arbeitsplätze, um den individuellen Bedürfnissen der einzelnen Mieter gerecht zu werden.Hubs wie das InsurLab Germany bieten Start-ups und Unternehmen die Chance, sich gemeinsam in eine Richtung zu entwickeln und von den Stärken des jeweils anderen zu profitieren. Aber das, was für den einzelnen Hub gilt, ist ebenso wichtig für die übergreifende Hub-Gemeinschaft. Kollaboration und Vernetzung sind zentrale Faktoren für den Erfolg von digitaler Transformation, weswegen der Insurtech Hub Köln auch mit den anderen de:hubs in Deutschland sowie internationalen Playern wie Sosa FinTLV aus Israel oder der Global InsurTech Alliance eng vernetzt ist. Aber auch im Rheinland selbst bestehen enge Beziehungen zu anderen Akteuren der Start-up-Szene, durch die sowohl Start-ups als auch etablierten Unternehmen die besten Kollaborationsmöglichkeiten geboten werden.Beispielsweise organisieren das InsurLab Germany und Startplatz – NRWs größter Start-up Inkubator und Accelerator – gemeinsam die Insurtech Week in Köln, die in diesem Jahr über 600 Teilnehmer und Teilnehmerinnen anlockte. In verschiedenen interaktiven Veranstaltungsformaten für Start-ups, Gründungsinteressierte, Studierende, Branchenexperten und Versicherer wurde die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft nicht nur greifbar gemacht, sondern konkrete Lösungsansätze erarbeitet. Die Planung für 2019 ist bereits in vollem Gange. Des Weiteren ist das InsurLab Germany im engen Austausch mit dem DigiHub Cologne, das sich der Vernetzung von Start-ups und dem Mittelstand der Region verschrieben hat.Zusammen mit den Pirates, die unter anderem das berühmte Pirate Summit organisieren, veranstaltet das InsurLab Germany erneut die EXECinsurtech, eine der wichtigsten Insurtech-Konferenzen in Deutschland. Am 21. Und 22. November 2018 werden sich erneut die Entscheider und Innovatoren der Versicherungswirtschaft mit vielversprechendsten Start-ups und Experten des internationalen Insurtech-Ökosystems in Köln sammeln, um über die Zukunft der Branche zu sprechen und von den Großen der Szene zu lernen. Im letzten Jahr fand im Rahmen dieser Konferenz auch die feierliche Eröffnung des InsurLab Germany statt. Die Region als PulsgeberAlles in allem sind Köln und die Region als Versicherungshochburg und durch das InsurLab Germany, die Digital Hub Initiative des BMWi und das ausgeprägte Start-up-Ökosystem der Region wegweisend für die Digitalisierung der Versicherungswirtschaft Deutschlands. Das Netzwerk aus Start-ups, Forschung und Wirtschaft wächst stetig und wird die Region zunehmend prägen.—-Sebastian Pitzler, Managing Director des InsurLab Germany