Intesa Sanpaolo greift nach RBS-Tochter Coutts

Fokus der britischen Bank in Asien, USA und Schweiz

Intesa Sanpaolo greift nach RBS-Tochter Coutts

tkb/hip Mailand/London – Die italienische Banca Intesa Sanpaolo plant, die Vermögensverwaltungstochter der Royal Bank of Scotland (RBS), Coutts, die als Privatbank der englischen Königin gilt, zu übernehmen. Dabei ist sie sowohl an deren internationalem als auch an deren britischem Geschäft interessiert. Dies bestätigen banknahe Kreise in Mailand. Intesa-Sanpaolo Chef Carlo Messina hat schon mehrfach fallen lassen, dass sein Haus sowohl in der Vermögensverwaltung als auch im Privatkunden- und Versicherungsgeschäft im Ausland wachsen will und in Asien mit Eurizon eine internationale Vermögensverwaltungs-Plattform plant (vgl. BZ vom 2. Oktober). Der Fokus von Coutts liegt im Asien-Geschäft, in den USA und in der Schweiz. Intesa Sanpaolo ist wegen der zahlreichen Italiener, die in London ihren Wohnsitz haben, aber auch am UK-Geschäft von Coutts interessiert.Intesa Sanpaolo, die bislang vorrangig auf den Inlandsmarkt und auf die Vermögensverwaltung fokussiert ist, weist ein im italienischen Bankenvergleich überdurchschnittlich hohes Überschusskapital auf. Dieses ist von 13 Mrd. Euro per Ende 2013 auf 16 Mrd. Euro am 30. September gewachsen. Dazu haben auch die jüngsten Verkäufe von Beteiligungen an Pirelli, Sia, NH Hotels und Camfin beigetragen. Vor knapp einem Jahr gab Intesa auch ihr Engagement bei Generali auf.Die Mailänder Großbank hat den Bilanz- und Stresstest der EZB problemlos bestanden. Durch die Vermögensveraltung, einen Wachstumsmotor (+ 10 % in den ersten neun Monaten), ist Intesa Sanpaolo weniger krisenanfällig als die durch die Rezession und die damit verbundenen Problemkredite geschwächten übrigen italienischen Banken. In den ersten neun Monaten 2014 hat sich der Nettogewinn der Mailänder auf 1,2 Mrd. Euro nahezu verdoppelt. Die harte Eigenkapitalquote (fully loaded) liegt per Ende September bei 13 %. Die Aktie legte am Montag bis zu 3,46 % auf 2,428 Euro zu, schwächte sich aber im Tagesverlaufe wieder leicht ab. In den vergangenen zwölf Monaten verzeichnete Intesa Sanpaolo ein Kursplus von 38 %. Die Queen ist KundinDie 1692 gegründete Coutts galt vielen als Vorbild in Sachen Diskretion und Verschwiegenheit. Sie zählte in erster Linie Adelige und Landbesitzer und auch die Queen zu ihren Kunden. Gründer John Campbell of Lundie machte seine erste Filiale in der Straße “The Strand” auf, der historischen Verbindung zwischen der City of London und der City of Westminster. Mittlerweile ist Coutts die Bank für alle Reichen und Berühmten Großbritanniens. Als die RBS im Jahr 2000 Nat West (National Westminster) schluckte, fiel Coutts den Schotten zu. Wenig später übernahm Fred Goodwin (“Fred, the Shred”) die Führung der RBS. Goodwin verstand sich auf das Geschäft mit der Krone und war ab 2003 Chairman des Prince’s Trust, dessen schottische Geschäfte er bereits seit 1999 geführt hatte.