Investment Banking wird noch rauer

Moody's: Höhepunkt der Ertragskraft ist überschritten - Deutsche Bank in mehrfacher Hinsicht Schlusslicht

Investment Banking wird noch rauer

Die Zeiten im Investment Banking werden rauer, hält die Ratingagentur Moody’s fest. Im aktuellen Konjunkturzyklus sei der Höhepunkt der Ertragskraft überschritten, heißt es in einer Studie zu 13 Investmentbanken. Die Deutsche Bank bildet in dieser Gruppe in mehreren Punkten das Schlusslicht.bn Frankfurt – Für die globalen Investmentbanken wird das Geschäft immer schwieriger. Die Ratingagentur Moody’s setzt ihren Ausblick für den Sektor daher von “positiv” auf “stabil” herab. Darin spiegelt sich die Erwartung, dass die Ertragskraft der globalen Investmentbanken ihren Höhepunkt im laufenden ökonomischen Zyklus hinter sich hat. Geringere Kundenaktivität infolge eines schwächeren Wirtschaftswachstums, niedrigere Zinsen sowie eine flache oder invertierte Renditekurve führt Moody’s als Faktoren an, die zur Ertragsentwicklung der Institute wesentlich beitragen. Seit einem Jahrzehnt bergabDie Ertragskraft der globalen Investmentbanken dürfte dabei gerade in den kommenden zwölf bis 18 Monaten unter größerem Druck stehen. Eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums sowie ein erhöhter Schuldenhebel von Unternehmen werden demnach in vielen Investmentbanken die Kreditkosten moderat steigen lassen. Sporadische Runden erhöhter Marktschwankungen dürften die Erträge aus dem Sales & Trading kaum auf einer nachhaltigen Basis halten, wie die Autoren festhalten.Aus der Studie geht hervor, dass die Einnahmen der globalen Investmentbanken schon seit rund einem Jahrzehnt unter Druck stehen: Hatte die Branche im ersten Halbjahr 2009 im gesamten Kapitalmarktgeschäft noch 122 Mrd. Dollar eingenommen, so sind es im ersten Halbjahr 2019 nicht einmal mehr 76 Mrd. Dollar gewesen. Während sich dabei das Investment Banking und das Aktiengeschäft hielten, kam vor allem das Fixed-Income-Geschäft unter die Räder – die Erträge dort nahmen von 78 Mrd. Dollar im ersten Halbjahr 2009 auf 33 Mrd. im Sechsmonatszeitraum per Ende Juni ab.Zugesetzt hat diese Entwicklung in besonderem Maße der als Fixed-Income-Haus bekannten Deutschen Bank, die vor wenigen Wochen eine umfassende Neuordnung, die Schrumpfung von Geschäft unter anderem im Investment Banking sowie den Abbau von 18 000 Stellen angekündigt hat. Zuvor hatten bereits die französischen Rivalen BNP Paribas und Société Générale Kürzungen im Kapitalmarktgeschäft angekündigt.Die Studie dürfte die in Beraterkreisen geführte Debatte um die Zukunftsfähigkeit mittelgroßer und kleinerer Investmentbanken befeuern. Denn in einem schrumpfenden Markt machen die Fixkosten als Erstes kleineren Spielern die Renditerechnung zunichte. Hinzu kommt, dass größere Wettbewerber eher in der Lage sind, sich die notwendigen Investitionen in die Technik zu leisten. So heißt es von Goldman Sachs, dass dort mittlerweile jeder dritte Beschäftigte in der IT arbeitet.Wie die Studie zeigt, liegt die Deutsche Bank mit einer harten Kernkapitalquote von zuletzt 13,4 % zwar in der Spitzengruppe der 14 analysierten Investmentbanken – diese sind neben dem Frankfurter Institut HSBC, J.P. Morgan, Bank of America, Royal Bank of Canada, UBS, BNP Paribas, Citigroup, Goldman Sachs, Credit Suisse, Morgan Stanley, Société Générale, Barclays sowie Nomura. Gegenwind nimmt zuZugleich bildet die Deutsche Bank jeweils das Schlusslicht, was die Eigenkapitalrendite angeht, den Anteil stabiler Geschäftsfelder am konzernweiten Vorsteuerergebnis, das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die Leverage Ratio, das Rating für vorrangige, unbesicherte und bail-in-fähige Anleihen sowie die Ergebnisvolatilität in den Jahren seit 2012. Einen Spitzenplatz verschafft dem Institut wiederum ein Anteil von 44 % am harten Eigenkapital, dem die sogenannten Level-3-Assets im Konzern entsprechen, also Aktiva, für die es keine Marktpreise gibt.Wie Moody’s festhält, wird es den Banken, je stärker der Gegenwind für die Erträge zunimmt, schwerer fallen, den operativen Hebel anzusetzen. Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind die Erträge der Banken binnen Jahresfrist um 0,8 % gefallen, zugleich haben die Institute ihren Aufwand um 4,4 % gedrückt. Die Kosten infolge von Altlasten und der Neuordnung von Geschäft dürften weiter abebben, heißt es. Helfen sollten den Instituten auch Initiativen zur Kostenkürzung, vorausgesetzt, ihr Effekt auf die Erträge werde minimiert. Investitionen in die Technologie erhöhten zwar die Effizienz. Die Einsparungen dürften jedoch weitgehend reinvestiert werden.