Investoren uneins über Nachhaltigkeit

Ob ethische Kriterien dem Anleger nützen, bleibt umstritten - Begriff unklar

Investoren uneins über Nachhaltigkeit

jsc Frankfurt – Institutionelle Anleger in Deutschland sind sich weiterhin uneinig darüber, ob Kriterien der Nachhaltigkeit einen unmittelbaren Vorteil bei der Geldanlage bringen: Während unter den Befürwortern nachhaltiger Prinzipien die Auffassung überwiegt, dass die Kriterien mit besseren Renditechancen und Vorteilen für das Risikomanagement einhergehen, behaupten Kritiker oft das Gegenteil. Das zeigt eine Umfrage, die das Fondshaus Union Investment anlässlich einer Konferenz zur Nachhaltigkeit am Mittwoch veröffentlicht hat.Im Lager der Investoren, die nachhaltige Kriterien beachten, glauben 53 % der Befragten, dass mit ihrer Ausrichtung auch höhere Renditeaussichten einhergehen. 54 % sehen Vorteile im Risikomanagement. Befürworter argumentieren etwa, dass eine ethische Orientierung und eine langfristige und somit solide Ausrichtung des Geschäftsmodells oft Hand in Hand gingen. Ein anderes Argument wirft Union-Investment-Vorstand Alexander Schindler ein: Im Vorwort der Studie schreibt er, dass nachhaltige Anlagekonzepte zu einer “wünschenswerten und notwendigen Optimierung” im Risikomanagement führten. Skeptiker nicht überzeugtSkeptiker überzeugt das bislang offenbar nicht. Lehnen Investoren nachhaltige Kriterien ab, begründen sie das in 40 % der Fälle mit geringeren Renditeerwartungen und zu 23 % mit Nachteilen im Risikomanagement. Für sie dürfte ausschlaggebend sein, dass Anlagekriterien definiert und regelmäßig überprüft werden müssen und den Spielraum der Geldanlage einschränken.Insgesamt wächst aber der Anteil der Investoren, die nachhaltige Kriterien beachten. Von den befragten 215 institutionellen Anlegern mit einem Vermögen von insgesamt 1,5 Bill. Euro geben 56 % an, nachhaltige Kriterien zu berücksichtigen – vorneweg Kirchen und Stiftungen (siehe Grafik). Im vergangenen Jahr waren es lediglich 48 %. Das Kräfteverhältnis, so schreibt Schindler, habe sich verschoben.Ausschlaggebend ist bei den Befürwortern offenbar das Selbstverständnis: 81 % begründen ihre Ausrichtung mit den Werten des eigenen Unternehmens. 63 % erwarten indes eine Verbesserung des Images, 43 % sehen gar größere Chancen bei Marketing und PR. Die Investoren, die keine nachhaltigen Kriterien festgelegt haben, begründen dies vor allem mit der fehlenden Nachfrage ihrer Gremien (55 %).Nachhaltig ausgerichtete Investoren haben aber meist nur für einen Teil der Anlagevermögen Kriterien festgelegt: Lediglich 50 % der verwalteten Mittel sind im Lager der Befürworter nachhaltig angelegt, wie die Auswertung von 99 Antworten ergab. Kirchen und Stiftungen erreichen immerhin einen Wert von 77 %, während Kapitalverwaltungsgesellschaften und Versicherer mit 26 und 28 % hinten liegen.Auch zeigt die Studie, dass der Begriff der Nachhaltigkeit offenbar Spielraum für Interpretationen lässt. Neben “ethischen” führen die Autoren auch “soziale”, “ökologische”, “Corporate-Governance-” und sogar “ökonomische” Kriterien auf. “Nachhaltigkeit hat unterschiedliche Facetten”, heißt es in der Studie.—– Wertberichtigt Seite 6