Private-Equity-Barometer

Investoren zählen große Private-Equity-Deals an

Das Krisenjahr 2022 trübt die Stimmung der institutionellen Investoren. Diese glauben weniger an große Private-Equity-Deals und wollen stärker auf den Mittelstand und Private Debt setzen.

Investoren zählen große Private-Equity-Deals an

Investoren passen Private-Equity-Strategien an

Studie von Coller Capital zeigt: Institutionelle Investoren wollen weniger auf große Deals, sondern stärker auf den Mid-Market setzen und auf Private Debt

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Das Private-Equity-Krisenjahr 2022 ist noch immer in den Köpfen von institutionellen Investoren. Diese glauben einer Umfrage zufolge weniger an große Private-Equity-Deals und sehen stattdessen größere Chancen im Mittelstand. Die Zinswende lockt Investoren zudem stärker in die Assetklasse Private Debt.

Die Lage ist kompliziert, aber nicht aussichtslos. Dieses Bild zeichnet das 38. „Global Private Equity Barometer“ von Coller Capital, für das der institutionelle Investor weltweit 110 Private-Equity-Investoren befragt hat. Nur 57% der befragten Investoren glauben, dass 2023 ein besseres Jahr für in diesem Jahr aufgelegte Private-Equity-Fonds in Nordamerika wird. In Europa geht davon nur jeder zweite und im asiatisch-pazifischen Raum gehen gar nur 37% von einem stärkeren Jahr aus. Erst für das Vintage-Jahr 2024 zeigen sich die Investoren wieder deutlich optimistischer.

„Verglichen mit der Zeit vor zwei oder drei Jahren ist das Fundraising für Private-Equity-Manager schwieriger geworden“, sagt Michael Schad. Dem Head of Credit Secondaries von Coller Capital zufolge sei im Gesamtmarkt weniger Liquidität vorhanden und der Fundraising-Prozess dauere länger. Generell hätten die Geldgeber von Private Equity weniger Kapital für die Assetklasse zur Verfügung als noch vor ein paar Jahren. Schad begründet dies mit dem sogenannten Denominator-Effekt: Wenn die liquiden Assets abwerten, sind institutionelle Investoren automatisch in alternativen Assets überallokiert, deren Wert deutlich länger stabil bleibt.

Verglichen mit der Zeit vor zwei oder drei Jahren ist das Fundraising für Private-Equity-Manager schwieriger geworden.

Michael Schad, Coller Capital

Verkauf mit Abschlag

Um dies zu korrigieren und weiterhin in neue Fonds investieren zu können, nutzen Investoren zunehmend den Sekundärmarkt, um alte Portfolioanteile gegen einen Abschlag zu verkaufen. 83% der befragten Investoren gaben an, den Sekundärmarkt zu nutzen, um ihr Private-Equity-Portfolio auszubalancieren. 77% gaben zudem an, den Markt zu nutzen, um sich Liquidität zu beschaffen. „Der Sekundärmarkt ist inzwischen so etabliert, dass ein Großteil der Transaktionen strategisch ist“, sagt Schad. Dieses Jahr schätzt er das weltweite Sekundärmarktvolumen auf rund 140 Mrd. Euro. Zum Vergleich: 2005 waren es noch 9 Mrd. Euro, was den Reifeprozess des Sekundärmarkts verdeutlicht.

Der Sekundärmarkt ist inzwischen so etabliert, dass ein Großteil der Transaktionen strategisch ist.

Michael Schad, Coller Capital

Die Umfragewerte des Private-Equity-Barometers dürften stark geprägt sein von den Eindrücken aus dem Krisenjahr 2022, als der Large-Cap-Private-Equity-Markt nahezu zum Erliegen kam, weil Finanzierungen über die liquiden Fremdkapitalmärkte aufgrund des widrigen Marktumfelds nicht mehr möglich waren. So gehen nur noch 11% der befragten Investoren davon aus, dass Mega-Buy-outs in den kommenden zwei Jahren gute Investmentchancen für Private-Equity-Fondsmanager bergen. Nur jeder vierte Befragte rechnet mit guten Chancen bei großen Buy-outs.

Kleiner ist besser

Das Motto dieser Tage: Kleiner ist besser. 82% der Befragten sehen in Mid-Market-Buy-outs in den kommenden zwei Jahren gute Investmentchancen, 81% tun dies gar für den noch kleineren Lower Mid-Market. Der mittelständische Private-Equity-Markt zeigte sich verglichen mit dem Large-Cap-Markt deutlich länger krisenresistent.

Investoren sehen größere Chancen in kleineren Deals.

Das Rekordjahr 2021 konnte der Markt im vergangenen Jahr zumindest in Deutschland sogar knapp bestätigen. Doch auch im Mid-Market machte sich die Krise im Schlussquartal 2022 bemerkbar. Im ersten Quartal 2023 setzte sich der Negativtrend fort, wie der Mid Cap-Monitor der Investmentbank-Boutique Houlihan Lokey zeigt. Neben den geopolitischen Krisen und der hohen Inflation gibt es ein weiteres Gift für Private-Equity-Renditen: steigende Zinsen.

Die Zinserhöhung wird eins zu eins an die Investoren weitergereicht.

Michael Schad, Coller Capital

Die Zinswende verteuert das Fremdkapital, auf das Private-Equity-Investoren bei der Übernahme ihre Portfoliounternehmen angewiesen sind. Anders ist das bei den Private-Debt-Investoren, denen die Zinswende in die Karten spielt. 44% der befragten Investoren gaben an, mehr Kapital für die Anlageklasse Private Debt/Credit allokieren zu wollen. Weitere 42% haben dies im Bereich Infrastruktur vor.

Zinswende hilft

Die Zinswende ist für Schad der Hauptgrund für die gestiegene Nachfrage nach Private Debt. „Da die meisten dieser Darlehen variabel verzinst sind, wird die Zinserhöhung eins zu eins an die Investoren weitergereicht.“ Das mache die Assetklasse deutlich attraktiver. „Mittlerweile verdient man wieder 10 oder 11% in diesem Segment“, sagt Schad. Viele Investoren würden derzeit ihr Kapital aus liquiden Fixed-Income-Produkten in Private-Credit-Produkte umschichten. Ein Beispiel dafür ist Blackrock: Der Assetmanager kündigte an, sein Private-Debt-Geschäft auszubauen, und gab vergangene Woche die Übernahme des europäischen Private Debt Fund Kreos Capital bekannt.

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