Renationalisierung

Irische Regierung erwägt Einstieg bei der Ulster Bank

Weil die britische Großbank Natwest den Rückzug aus dem irischen Markt erwägt, treiben die Regierung Pläne für die Schaffung einer sogenannten dritten Kraft im Bankwesen um. Natwest überprüft derzeit die Zukunft ihrer schwächelnden irischen...

Irische Regierung erwägt Einstieg bei der Ulster Bank

Bloomberg/BZ Dublin

Weil die britische Großbank Natwest den Rückzug aus dem irischen Markt erwägt, treiben die Regierung Pläne für die Schaffung einer sogenannten dritten Kraft im Bankwesen um. Natwest überprüft derzeit die Zukunft ihrer schwächelnden irischen Tochter Ulster Bank. Eine Entscheidung könnte noch in dieser Woche fallen.

Zwar ist es nicht das erste Mal, dass die Zukunft der Ulster Bank zur Disposition zu stehen scheint. Doch in den vergangenen Wochen zeigten sich irische Gewerkschafts- und Regierungsbeamte überzeugt, dass Natwest nun ernsthaft plant, die Rollläden ihrer schwächelnden Tochter dauerhaft herunterzulassen.

Irische Beamte treiben daher Gedankenspiele um, die auf eine Renationalisierung der traditionsreichen Bank hinauslaufen könnten. Erwogen wird in Regierungskreisen, dass die im Staatsbesitz befindliche Permanent TSB Group Holdings einen Teil der Kredite der Ulster Bank erwerben könnte. „Eine dritte Kraft, die mit der Bank of Ireland und der AIB konkurrieren könnte, ist etwas, das ich unterstütze“, sagte der stellvertretende Premierminister Leo Varadkar am Donnerstag.

Auch die Opposition macht sich für eine staatliche Lösung stark. So forderte der Labour-Politiker Ged Nash Finanzminister Paschal Donohoe auf, zu verhindern, dass „Assets und Kunden“ der Ulster Bank nicht an Geierfonds verscherbelt würden.

Vor mehr als einem Jahrzehnt hatte die Ulster Bank kräftig mitgeholfen, die irische Immobilienblase aufzupumpen. Seither befindet sich das Institut fast ununterbrochen in schwerem Fahrwasser. Daran konnte auch die 20 Mrd. Dollar schwere Rettungsaktion durch die Royal Bank of Scotland wenig ändern, die im vergangenen Jahr ihren Namen in Natwest umänderte. Die von Forderungsausfällen, hohen Kosten und gestiegenen Kapitalanforderungen geplagte Ulster Bank sucht vergeblich nach Rentabilität.

Gewerkschaft nervös

Medienberichten zufolge beschäftigte sich der Vorstand von Natwest am Donnerstag mit der Zukunft ihres irischen Sorgenkinds. Auf Anfrage bestätigte ein Sprecher von Natwest, dass das Institut vor dem Hintergrund der Pandemie und der schwierigen wirtschaftlichen Lage seine Strategie überarbeite. John O’Connell, Leiter der in Dublin ansässigen Finanzdienstleistungsgewerkschaft FSU, zeigte sich „äußerst besorgt“. Nach Ansicht von Diarmaid Sheridan, Analyst beim Dubliner Wertpapierhaus Davy, ist der Ausstieg des Instituts aus dem irischen Markt beinahe unvermeidlich.