ISB wächst in Krise über sich hinaus
Von Jan Schrader, Frankfurt
Um die Bilanz an Überstunden und nicht eingelösten Urlaubstagen auszugleichen, so sagt Vorstandssprecher Ulrich Dexheimer, habe die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) rund 1 Mill. Euro zurückgestellt. Denn für eine Landesförderbank, die mit rund 300 Beschäftigten ein sonst eher beschauliches Geschäft betreibt, ist in der Pandemie nichts mehr, wie es war. Dexheimer zählt auf: Bundessoforthilfe, ein Zukunftsfonds des Landes, Überbrückungshilfen, Mittel für gemeinnützige Organisationen, zusätzliches Wagniskapital, Novemberhilfen, Dezemberhilfen.
Die Zusagen in der Wirtschaftsförderung haben sich im vergangenen Jahr auf 1,04 Mrd. Euro nahezu verdreifacht, wie die ISB am Freitag mitteilte. Dazu zählen direkte Coronazuschüsse von 722 Mill. Euro, die das Institut im Auftrag des Landes ausgezahlt hat, sowie weitere Kredite und Beteiligungen. Weil das Geschäft in der Kommunal- und Infrastrukturfinanzierung nachließ, sagte die Bank insgesamt mit 2,45 Mrd. Euro nur ein Fünftel mehr zu als im Jahr zuvor.
Im Alltag dominierte das Gefühl einer Ausnahmesituation, sagte Dexheimer in einer Videokonferenz. Die Mainzer Bank zählte etwa 30000 Beratungsgespräche mit Unternehmen und etwa 70000 Anträge. Um dabei Subventionsbetrug vorzubeugen, hat die ISB in rund 600 Fällen die Staatsanwaltschaft informiert. Vorsicht sei geboten, wenn eine Firma ein gepfändetes Konto angibt – ein mögliches Indiz für Zahlungsprobleme, die den Ausschluss von staatlicher Hilfe begründen – oder wenn nicht klar ist, ob eine Tätigkeit Haupt- oder nur Nebenerwerb ist.
Auch andere Förderbanken haben geschildert, wie stark die Coronakrise den Alltag verändert hat, etwa die L-Bank in Baden-Württemberg, die WIBank in Hessen oder der Förderriese KfW. Auch im laufenden Jahr prägt die Pandemie das Geschäft, wie Dexheimer ausführte. So werden die November- und Dezemberhilfen seit diesem Jahr zeitverzögert ausgezahlt und haben bereits ein Niveau von 150 Mill. Euro erreicht. Einen Verlust werde die Bank für 2020 aber nicht ausweisen, sagte er. Höhere Belastungen einerseits, aber ein rekordhoher Zinsüberschuss und ein Gewinn aus dem Verkauf einer Beteiligung andererseits zeichnen demnach die bisher nicht veröffentlichte Gewinn-und-Verlust-Rechnung aus. Unterm Strich blieb wie im Vorjahr ein Ergebnis von rund 1 Mill. Euro stehen, für die nicht gewinnorientierte Bank liegt der Wert im üblichen Rahmen. So viel Normalität muss sein.