IT-Projekt macht Banken zu schaffen
Banken tun sich schwer damit, die Vorgaben der Aufseher zur Risiko-IT rechtzeitig umzusetzen. Nach Kritik aus Basel attestiert nun auch Moody’s der Branche erheblichen Rückstand.jsc Frankfurt – Europas Banken setzen die Vorgaben der Aufseher zur Risiko-IT von Banken nur langsam um: Wie Moody’s Analytics mit einer Umfrage zu den Vorgaben des Baseler Standards 239 (BCBS 239) ermittelt hat, finden die Banken nur mit Mühe die dafür notwendigen Mitarbeiter, halten die Zeitvorgabe oft für zu ambitioniert und unterschätzen den Aufwand des Projektes. Für mehr als ein Jahrzehnt habe so manch eine Banken die Investitionen in ihre Systeme bereits vernachlässigt, sagte Senior Director Christian Thun am Montag in einer Telefonkonferenz. Die Dienstleister für das Management von Finanzrisiken, die unter dem Dach von Moody’s unabhängig von der Ratingeinheit arbeiten, haben im Januar mehr als 40 fast ausschließlich europäische Banken befragt, davon 36 % aus Deutschland. Im Januar hatte bereits der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht berichtet, dass viele der 30 global systemrelevanten Institute mit dem Projekt hinterherhinken.Der Baseler Standard 239 schreibt vor, dass Banken ihre Risikodaten konzernweit einheitlich erfassen und einen zeitnahen Zugriff ermöglichen müssen. Das geht aus den 14 Kriterien hervor, die der Ausschuss im Januar 2013 festgelegt hat. Global systemrelevante Institute, zu denen auch die Deutsche Bank zählt, müssen die Vorgaben bis Anfang 2016 umsetzen. Darüber hinaus müssen national systemrelevante Banken, die hierzulande von der Finanzaufsicht BaFin bestimmt werden, den Standard einhalten. Diesen Instituten sollen nach Vorstellung des Baseler Ausschusses nach Benennung durch die Aufsicht drei Jahre Zeit für die Umsetzung bleiben. Da einige Grundsätze voraussichtlich ihren Weg in die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) finden, könnten auch kleinere Banken von dem Standard betroffen sein. Die Aufseher haben dabei allerdings Entgegenkommen signalisiert.Die Investition kann je nach Institut sehr leicht zwei- oder dreistellige Millionenbeträge verschlingen, wie Beobachter vermuten. Banken unterschätzen den Aufwand: Die Häuser kalkulieren laut Moody’s mitunter mit Summen von weniger als 5 Mill. Euro und wollen das Projekt mit weniger als 25 Mitarbeitern stemmen. Das sei oft unrealistisch, sagt Thun.Denn bislang sind die Daten in den Bankzentralen oft nicht einheitlich gebündelt. Je nach Produkttyp, Einheit und Länderniederlassung gelten andere Bedingungen. Teilweise mangele es sogar an Definitionen von Kenngrößen, bemängelt Thun. All das könne Krisen verschärfen. So sei es für viele Banken nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers schwierig gewesen, den Effekt für das eigene Institut zu beziffern. Nun aber mache das Projekt die Banken “schlanker, schneller, beweglicher”. Das bringe messbare Vorteile.