Italiens Banken beschleunigen den Abbau fauler Kredite

EZB-Druck und die Wahl im März erzeugen Dynamik

Italiens Banken beschleunigen den Abbau fauler Kredite

tkb Mailand – Italiens Banken forcieren den Abbau ihrer Bestände an faulen Krediten. Nach Einschätzung von Experten dürfte das Volumen bis Jahresende um 60 Mrd. auf brutto, also vor Berücksichtigung von Risikovorsorge, unter 200 Mrd. Euro sinken. Ende 2016 hatte der Umfang der faulen Forderungen noch 360 Mrd. Euro betragen.Die Erwartung eines Rückgangs hat mehrere Ursachen. So macht die Europäische Zentralbank (EZB) seit Monaten Druck auf Italiens Banken, ihre Portfolien mit notleidenden Krediten (Non-Performing Loans/NPL) zu verringern. Ihre Gangart hat sich auch mit Publikation zweier Regelwerke zum Umgang von Banken mit faulen Forderungen verschärft. Hinzu kommt, dass Italiens Banken nach den Wahlen am 4. März politische Instabilität befürchten. Italien könnte in diesem Fall wieder als Risiko wahrgenommen werden, die Risikoaufschläge italienischer Staatsanleihen würden sich dann wieder ausweiten.Aus diesen Gründen haben mehrere Institute zur Jahreswende angekündigt, den Abbau ihrer NPL vorerst beschleunigen zu wollen. So will Unicredit bis 2019 die vorgesehene Reduktion um 4 Mrd. Euro ausweiten, wie das Institut kürzlich mitgeteilt hat.Der Chef des Banco BPM, Giuseppe Castagna, hat derweil eine Erweiterung des Abbaus um 3 Mrd. Euro genannt. Auch die Volksbank der Emilia Romagna will 3 Mrd. Euro mehr an faulen Krediten loswerden als zuvor geplant. Und Intesa-Sanpaolo-Chef Carlo Messina hat kürzlich wissen lassen, dass die im Geschäftsplan des Instituts vorgesehene Verringerung der NPL von 12,8 % der Gesamtausleihungen auf 10,5 % bis Ende 2019 überholt werden könnte.Analysten der Investmentbank Mediobanca erwarten, dass Intesa Sanpaolo den Anteil der NPL am Forderungsvolumen bis Ende 2019 sogar auf 10 % senken wird. Derzeit führt die Bank Verhandlungen mit Intrum Justitia über einen Verkauf notleidender Kredite. Der Markt hat die verstärkten Bemühungen der Bank vorweggenommen. Aktien von Intesa Sanpaolo notieren in diesen Tagen erstmals seit 2015 wieder über der Schwelle von 3 Euro, und die Marktkapitalisierung ist erstmals seit drei Jahren auf über 50 Mrd. Euro gestiegen.Bislang sind die US-Investoren Fortress, Cerberus und Pimco die wichtigsten Käufer fauler Kredite in Italien gewesen – abgesehen vom zweiten “Atlante”-Rettungsfonds, dem heutigen Italian Recovery Fund, der 2017 mit 31 Mrd. Euro mehr als die Hälfte des gesamten Volumens von geschätzt 60 Mrd. Euro übernommen hat. Infolge steigender Preise am NPL-Markt kommen indes weitere Interessenten hinzu. So hat kürzlich der Versicherer Generali begonnen, sich am NPL-Markt zu engagieren.