Italien

Italiens Banken helfen Kreditnehmern

Italiens Bankenverband hat die Institute des Landes aufgefordert, Kreditnehmern, die aufgrund der steigenden Zinssätze Zahlungsschwierigkeiten haben, zu helfen. Die Regierung hatte zuletzt den Druck in diese Richtung erhöht.

Italiens Banken helfen Kreditnehmern

Italiens Banken helfen Kreditnehmern

Verband handelt auf Druck der Regierung in Rom – Manche Kunden mit variablen Zinssätzen haben Zahlungsprobleme

bl Mailand

Angesichts der Schwierigkeiten zahlreicher italienischer Haushalte, Kreditraten zurückzuzahlen, hat der italienische Bankenverband ABI die Institute aufgefordert, Kunden mit Darlehen mit variablen Zinssätzen entgegenzukommen. Das Schreiben ist auch eine Reaktion auf den Druck der Regierung.

Auf Druck der Regierung hat der italienische Bankenverband ABI die Institute in einem Rundschreiben aufgefordert, Privatkunden, die Probleme bei der Rückzahlung ihrer Kredite haben, entgegenzukommen. Dabei geht es konkret um Kreditnehmer, die Darlehen mit variablen Zinssätzen gewählt haben und wegen des starken Zinsanstiegs der vergangenen Monate in Schwierigkeiten geraten sind. Wirtschafts- und Finanzminister Giancarlo Giorgetti hatte es kürzlich als „unabdingbar und dringend erforderlich“ bezeichnet, „dass eine Einigung erzielt wird, um die manchmal untragbaren Auswirkungen der Erhöhung der Raten zu begrenzen“.

Die Banken bewegen sich dabei auf dünnem Eis, denn die europäische Bankenaufsicht EBA lässt nicht viel Spielraum für Änderungen der Bedingungen – wenn diese zu größeren Belastungen der Banken führen. Werden Raten länger als 90 Tage nicht gezahlt, müssen die Kredite als ausfallgefährdet eingestuft werden. Italiens Banken haben in den vergangenen Jahren das Volumen der faulen Kredite stark reduziert und sind nach Ansicht von Stefano Caselli, Dekan der Mailänder SDA Bocconi School of Management, „sehr gut kapitalisiert“.

Nachdem der Bankenverband zuvor schon generell Entgegenkommen signalisiert hatte, geht es in dem Rundschreiben nun um Kunden, die bereits mit Zahlungen in Verzug sind. Laut der Bankengewerkschaft FABI sind insgesamt eine Million Haushalte mit Ratenzahlungen in Höhe von 15 Mrd. Euro in Rückstand. Davon bezögen sich 6,8 Mrd. Euro auf Hypothekendarlehen. Der Rest betreffe Verbraucherkredite und andere Privatkredite. Etwa ein Drittel der Kreditnehmer hat Darlehen mit variablen Zinssätzen gewählt, die bis zum Jahreswechsel deutlich günstiger waren als solche mit festen Sätzen. Die Zinssätze für solche Hypotheken sind zuletzt aber auf etwa 4,4% gestiegen.

Die Banken wollen diesen Kunden nun „Lösungen ohne zusätzliche Kosten“ vorschlagen. So sollen Tilgungspläne für den Erwerb einer ersten Immobilie verlängert und der Kreis der Begünstigten von Neuverhandlungen mit einem Wechsel zu festen Zinssätzen erweitert werden. Im Haushalt für 2023 waren bereits entsprechende Regeln für Bezieher niedriger Einkommen eingeführt worden. Banken müssen Kunden außerdem darüber informieren, dass sie auf einen 2007 eingerichteten Solidaritätsfonds zurückgreifen können, der es ihnen ermöglicht, in bestimmten Fällen, etwa dem Verlust des Arbeitsplatzes, die Aussetzung von Ratenzahlen für den Erwerb einer ersten Wohnung zu erwirken. Zu den weiteren Optionen gehören die Möglichkeit, Hypothekendarlehen kostenlos auf eine andere Bank zu übertragen, die entsprechenden Vertragsbedingungen zu ändern bzw. Darlehen mit festen Zinssätzen zu vereinbaren. Bei einer möglichen Aussetzung von Zinszahlungen oder einer Verlängerung der Laufzeiten steigen jedoch die Gesamtkosten der Finanzierung.

Caselli zeigte sich gegenüber der Börsen-Zeitung „überrascht von der Diskussion über die Verlängerung der Laufzeiten von Hypotheken“. Es sei erstaunlich, wie „in Italien über die Auswirkungen von Zinserhöhungen auf die Kunden diskutiert wird“. Er erinnert daran, dass Haushalte und Firmen „jahrelang von den historisch niedrigen Zinsen profitiert haben. Man kann nicht verhindern, dass die Zinsen auf dem Markt steigen.“ Caselli erwartet keine Probleme für die Banken, fürchtet aber eine künftig selektivere Kreditvergabe. „Ich sehe keine Gefahr einer Kreditklemme, aber das hängt von der weiteren Entwicklung der Zinsen ab.”

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