Italiens Banken profitieren von niedrigerem Spread

Kapitalquoten steigen und Refinanzierungskosten sinken seit Amtsantritt der neuen Regierung

Italiens Banken profitieren von niedrigerem Spread

bl Mailand – Der deutliche Rückgang des Spread seit dem Amtsantritt der neuen italienischen Regierung entlastet nicht nur den Staat, sondern auch die Banken des Landes. Das macht sich einerseits in deren Kapitalquoten bemerkbar, die ohne ihr Zutun steigen, und andererseits in niedrigeren Refinanzierungskosten der Institute. 100 Basispunkte wenigerNach Berechnungen der Wirtschaftszeitung “Il Sole 24 Ore” profitieren allein die fünf größten Banken des Landes mit 2,4 Mrd. Euro vom Rückgang des Zinsabstands (Spread) zwischen deutschen und italienischen Zehn-Jahres-Anleihen. Seit dem Platzen der Vorgängerregierung am 9. August sank der Spread um 100 Basispunkte auf rund 140 Punkte. Nutznießer waren demnach Unicredit mit 950 Mill. Euro, Intesa Sanpaolo mit 840 Mill. Euro, Monte dei Paschi di Siena (MPS) mit 240 Mill. Euro, BPM mit 180 Mill. Euro und Ubi Banca mit 210 Mill. Euro.Dieser “Gewinn” ist natürlich nur virtuell, weil der Spread ja jederzeit wieder steigen könnte. Signifikant sind die Effekte vor allem deshalb, weil Italiens Banken deutlich mehr heimische Staatstitel halten als die Finanzinstitute anderer Länder. Nach aktuellen Zahlen des Bankenverbandes Abi sind es derzeit 401 Mrd. Euro. Das entspricht 10,7 % aller Aktiva. Zum Vergleich: Bei deutschen Banken beträgt dieser Anteil nur 2 %. Institute schichten umWie stark der Effekt für die einzelne Bank ist, hängt davon ab, in welchem “Buch” die Anleihen stehen. So kann die Spread-Entwicklung auch Einfluss auf die Ertragslage eines Instituts haben. Um diesen Einfluss zu minimieren, haben viele italienische Institute in den vergangenen Monaten umgeschichtet. Der Spread beeinflusst nun stärker die Kapitalquoten (CET 1). Wenn die Rendite der Bonds fällt, steigt die Kapitalquote; steigt die Rendite, geht die Quote zurück. Von der derzeitigen Entwicklung profitieren deshalb die Kapitalquoten. Abi-Generaldirektor Giovanni Sabatini zufolge wirkt sich eine Veränderung des Spread um 100 Basispunkte bei den Kapitalquoten der Banken des Landes mit 35 Basispunkten aus. Für Intesa Sanpaolo gibt “Il Sole 24 Ore” den Effekt mit 30 Basispunkten an, für Unicredit mit 25 Basispunkten.Für die Banken hat der niedrigere Spread auch andere positive Effekte. Ihre Refinanzierungskosten reduzieren sich. Unicredit, Intesa Sanpaolo und Monte dei Paschi haben das genutzt und jüngst Anleihen zu deutlich niedrigeren Zinsen ausgegeben. Die Nachfrage war hoch. – Wertberichtigt Seite 8