Italiens Banken setzen Börsen-Sturzflug fort

Seit Jahresbeginn haben sich Kurse fast halbiert

Italiens Banken setzen Börsen-Sturzflug fort

tkb Mailand – Für die italienischen Banken ist an der Börse kein Ende der Misere in Sicht. Seit Jahresbeginn gab der italienische Branchenindex um 47,8 % nach und damit mehr als doppelt so stark wie der übergreifende Branchenindex. Allein am gestrigen Dienstag sank der FTSE Italia Banche um 3,2 % auf 8 026 Zähler ab. Die Aktienkurse der Großbank Unicredit erreichten am Dienstag mit 2,20 Euro sogar ein Vierjahrestief. Die beiden vor einer Fusion stehenden Institute Banco Popolare (2,45 Euro) und Banca Popolare di Milano (41,5 Cent) und darüber hinaus die Intesa Sanpaolo (1,91 Euro) erreichten ebenfalls den niedrigsten Wert in diesem Jahr. Italiens Banken befinden sich in einer “historisch äußerst schwierigen Phase”, hielten Analysten von Berenberg unlängst in einer Studie fest.Abgesehen von der mangelnden Kapitalausstattung und Sorgen über die schwache Kreditqualität belasten auch die Niedrigzinsen und die anhaltend schwache Kreditnachfrage die Kursentwicklung. Die Liquiditätslage manch italienischer Kleinbank sei beunruhigend, schreibt Berenberg und verweist auf mögliche Verluste, die sich aufgrund des hohen Bestands an Problemkrediten von brutto 360 Mrd. Euro – 18 % der Ausleihungen – ergeben könnten.Befürchtet wird eine äußerst flaue Beteiligung an den derzeit stattfindenden Kapitalerhöhungen von Veneto Banca und Banco Popolare. Sorgen herrschen auch über ein mögliches Bail-in bei den italienischen Kleinbanken, was eine Kettenreaktion auslösen könnte. Der kürzlich ins Leben gerufenen Bankenrettungsfonds Atlante garantiere zwar die Kapitalerhöhungen von Volksbanken. Der Präsident der Sparkassenstiftungen ACCRI, Giuseppe Guzzetti, erklärte kürzlich, dass durch Atlante eine Krise des italienischen Bankensystems verhindert werden konnte. Doch für die eigentliche Aufgabe des Fonds, bei den faulen Krediten (Non-Performing Loans, NPL) zu intervenieren, verbleiben nur mehr knapp 2 Mrd. Euro, nachdem der Fonds die Kapitalerhöhung der Volksbank Vicenza (1,5 Mrd. Euro) voll garantierte und womöglich auch bei Veneto Banca eingreifen muss.Die Zentralbank Banca d’Italia hatte kürzlich festgestellt, dass mittels Atlante 10 bis 45 Mrd. Euro an faulen Krediten ausgegliedert werden könnten. Mailänder Finanzkreise bezeichnen diese Schätzung als übertrieben. Sie halten maximal 15 Mrd. Euro für realistisch.