Italiens Banken stark unter Druck

Sorge um Staatsanleihen und erwartete Welle an Kreditausfällen belasten

Italiens Banken stark unter Druck

bl Mailand – Die Aktienkurse der italienischen Banken stehen massiv unter Druck. Besonders stark waren die Verluste bei der HypoVereinsbank-Mutter Unicredit. Seit Mitte Februar ging die Notierung um mehr als 50 % zurück. Auch die Mailänder BPM verlor überdurchschnittlich. Die italienischen Banken leiden unter dem generellen Misstrauen gegenüber Italien, das auch in einem deutlich höheren Zinsabstand (Spread) zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen zum Ausdruck kommt: Für Bonds mit zehnjähriger Laufzeit stieg der Spread zuletzt in der Spitze auf bis zu 248 Basispunkte, bevor er zum Wochenende auf etwa 230 Punkte zurückging. Die italienischen Banken halten italienische Bonds von fast 400 Mrd. Euro. Ihre Eigenkapitalquoten geraten unter Druck.Unsicherheiten lasten auf den Instituten auch, weil sie mit brutto durchschnittlich 7,25 % immer noch einen doppelt so hohen Anteil ausfallgefährdeter Kredite in ihren Bilanzen stehen haben wie der europäische Durchschnitt. Das betrifft Unicredit oder Intesa Sanpaolo deutlich weniger als andere Banken wie BPM und Monte dei Paschi di Siena. Hinzu kommen Problembanken wie Carige und die Volksbank von Bari, die schon vor der aktuellen Krise riesige Probleme hatten.Mit der Coronakrise, die Italien deutlich stärker trifft als andere Länder, erhöht sich gerade bei italienischen Banken das Risiko eines dramatischen Anstiegs fauler Kredite. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet 2020 mit einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts im Bel Paese um 9 %. Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet Kreditausfälle von bis zu 250 Mrd. Euro.Rom plant 2020 neben der Erneuerung auslaufender Anleihen eine erhebliche Steigerung der Ausgabe neuer Bonds. Seit Jahresbeginn wurden Anleihen im Umfang von 88 Mrd. Euro erneuert oder neu ausgegeben. Experten erwarten, dass im Gesamtjahr bis zu 180 Mrd. Euro neue Schulden aufgenommen werden. Da private Haushalte trotz geplanter Anreize ebenso wie ausländische Anleger kaum in großem Umfang als Käufer für Bonds in Frage kommen, bleiben die Privatbanken, die EZB und die Zentralbank Banca d’Italia.Die Privatbanken dürften aber vorsichtig sein, um sich nicht neue Probleme ins Haus zu holen. Etliche Häuser, etwa Unicredit, haben durch Umschichtungen der Bonds in ihren Portfolios Risiken reduziert und ihren Anteil an italienischen Staatstiteln abgebaut. Es wird erwartet, dass die EZB, die zuletzt in großem Umfang italienische Staatsanleihen aufgekauft hat, bis zu 150 Mrd. Euro an italienischen Bonds erwirbt. – Wertberichtigt Seite 6