Italiens Banken überraschen positiv

Überwiegend Rekordzahlen - Weitere Rettungsaktionen für schwache Institute sind nicht auszuschließen

Italiens Banken überraschen positiv

bl Mailand – Italiens Banken haben für 2018 überwiegend bessere Ergebnisse vorgelegt als von den meisten Analysten erwartet. Die größten acht Banken haben einen Netto-Gesamtgewinn von 9,2 Mrd. Euro ausgewiesen. Das waren zwar weniger als die 10 Mrd. Euro von 2017. Damals hatten aber Intesa Sanpaolo, Ubi Banca und Bper Sondergewinne infolge der Übernahme von Krisenbanken wie den venezianischen Volksbanken, der Banca Etruria und anderen Instituten erwirtschaftet. Beste Zahlen seit zehn JahrenDie Großbanken Unicredit und Intesa Sanpaolo sowie die Investmentbank Mediobanca und die kleinere Ubi Banca haben trotz der konjunkturellen Probleme Italiens und des hohen Zinsaufschlags (Spread) für italienische gegenüber deutschen Bonds die besten Zahlen seit zehn Jahren vorgelegt, Bper (Banca Popolare dell’Emilia-Romagna) sogar den höchsten Nettogewinn in der Geschichte des Instituts. Selbst die mehrheitlich staatliche Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) kehrte in die Gewinnzone zurück. Die Mailänder BPM vermeldete als einzige der acht größten Institute des Landes einen Verlust. Grund dafür waren umfangreiche Wertberichtigungen infolge der Reduzierung des Volumens ausfallgefährdeter Kredite um 13,6 Mrd. Euro. BPM dürfte 2019 sicher wieder schwarze Zahlen schreiben. Das Institut hatte beim Stresstest der Europäischen Zentralbank (EZB) Ende 2018 europaweit das zweitschlechteste Ergebnis erzielt.Die positiven Ergebnisse überraschen auch insofern, als zuletzt mit der Volksbank von Bari, MPS und der Genueser Carige mehrere Banken massive Probleme hatten, sich Kapital zu beschaffen. Carige, zehntgrößte Bank Italiens, musste sogar staatliche Garantien in Anspruch nehmen, steht unter Kuratell der EZB und wird womöglich verstaatlicht. Die eingesetzten Kommissare werden die Zahlen der Bank erst Ende Februar vorlegen. Auch die Popolare di Bari könnten Staatshilfe benötigen und die MPS, die 2017 nur mit einer staatlichen Milliardenspritze gerettet werden konnte, braucht womöglich ebenfalls noch einmal “Staatsknete”. Das Institut muss nachrangiges Kapital ausgeben. Hohe Fundingkosten sind nach Ansicht der UBS gerade bei den finanziell angeschlagenen Banken, die auf großen Beständen fauler Kredite sitzen, ein Problem. Die Preise auf dem Sekundärmarkt seien für diese Institute so hoch, dass ihnen de facto der Zugang versperrt sei. Der zuletzt wieder wachsende Spread sowie eine Rezession erschweren die Situation. Das Ausfallrisiko bei neuen Darlehen könnte steigen. Es kommt hinzu: Der von der EZB verlangte beschleunigte Abbau notleidender Kredite trifft die finanziell schwachen Institute stark.Italiens Bankenverband Abi erwartet eine beschleunigte Konsolidierung im Markt. Die Bper hat angekündigt, von ihrem Großaktionär Unipol für 220 Mill. Euro die Unipol-Bank zu übernehmen. Außerdem erhöht sie ihre Beteiligung an der Banco di Sardegna, wo sie erst kürzlich 49 % der Anteil übernommen hatte. Die Volksbank von Bari würde gern zum Nukleus der Bankenlandschaft in Süditalien werden. Die Genueser Carige hat dagegen Probleme, einen Partner zu finden. Die Banken des Landes winken ab. Vielleicht geht es ihnen aber auch nur darum, auf bessere Bedingungen zu warten.Zwar haben die Banken ihre Bestände an faulen Krediten zwischen Dezember 2015 und September 2018 um 341 Mrd. auf 209 Mrd. Euro reduziert. Doch während Institute wie Mediobanca, Unicredit und Intesa Sanpaolo beim Abbau dieser Kredite gut vorangekommen sind und den Nettoanteil dieser Darlehen auf unter 5 % reduziert haben, repräsentieren sie bei anderen Instituten noch deutlich höhere Anteile.Auf jeden Fall hat die Bereinigung dieser Bestände für Banken wie Bper, Ubi Banca und BPM Priorität. Sie alle stehen deshalb der Bildung einer dritten großen italienischen Bankengruppe ablehnend gegenüber und wollen erst ihre Hausaufgaben erledigen. Europäische DimensionItaliens Bankensystem ist für Überraschungen in beide Richtungen gut. Weitere Rettungsaktionen für Carige, MPS, der Volksbank von Bari und andere Volksbanken sind denkbar und angesichts der Rezession, die sich zu verstärken scheint, wahrscheinlich. Auf der anderen Seite des Spektrums sind Unicredit und Intesa Sanpaolo zwei einzigen italienischen Institute mit einer europäischen Dimension. Die zwei Banken allein haben zusammen einen Nettogewinn von 7,9 Mrd. Euro erwirtschaftet. Sie haben ihre Hausaufgaben gemacht und gehören mit Cost Income Ratios von 54,2 % (Unicredit) bzw. 53,5 % zu den ertragsstärksten Banken Europas.