Italiens Bankenkrise verschärft sich
Italiens Bankensektor schlittert immer tiefer in die Krise. Die Regierung schließt eine neue staatliche Rettungsaktion für die Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) nicht aus. Die Aktie ist nach einer Warnung der Europäischen Zentralbank (EZB) vor “beträchtlichen Risiken” eingebrochen.bl Mailand – Der Aktienkurs von Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist am Montag nach einer Warnung der Europäischen Zentralbank (EZB) vor “beträchtlichen Herausforderungen” um rund 9 % eingebrochen und vom Handel ausgesetzt worden. In den Tagen zuvor hatte Rom der Genueser Sparkasse Carige mit staatlichen Garantien und einer möglichen Verstaatlichung zu Hilfe eilen müssen. Große Probleme hat auch die Volksbank von Bari.Auch andere Bankenaktien wie BPM oder UBI Banca verzeichneten am Montag hohe Verluste. Die Institute hatten beim jüngsten Stresstest der EZB schwach abgeschnitten. Die Warnung der EZB an MPS erfolgte vor dem Hintergrund, dass es der Bank seit dem Sommer nicht gelungen ist, eine nachrangige Anleihe zur Stärkung ihrer Kapitalsituation auszugeben. Außerdem lägen die Kennzahlen für Profitabilität und Kapitalpuffer unter Plan, heißt es. Rom steht bereitGiancarlo Giorgetti, Staatssekretär und angesehener Lega-Politiker, schloss eine neue Intervention der Regierung nicht aus. “Ich hoffe, dass die MPS ihre Probleme gelöst hat. Wenn das nicht der Fall sein sollte, wird sich die Regierung darum in verantwortlicher Weise kümmern. Wenn wir von Krediten sprechen, sprechen wir von Sparern und Unternehmen, und das ist schwierig. Deshalb übernimmt die Regierung Verantwortung”, sagte er.Banca-d’Italia-Präsident Ignazio Visco rechtfertigte Rettungsaktionen der Regierung zugunsten angeschlagener Banken. Visco ist der Ansicht, es müsse schwererer Schaden vom Bankensystem und der Wirtschaft abgewendet werden. Solche Hilfen kosteten weniger als eine Pleite. Um Liquiditätskrisen zu verhindern, müsse man “geben, geben, geben”, zitierte er den früheren Staatspräsidenten Luigi Einaudi. Insgesamt haben Italiens Regierungen in den vergangenen Jahren zwölf Institute “gerettet”. Die Lage im italienischen Bankensystem spitzt sich damit zu.Einige Banken sitzen noch auf großen Beständen fauler Kredite, die sie nicht loswerden. Dass die Banken in so eine schwierige Situation geraten sind, liegt aber auch an der abenteuerlichen Politik der aktuellen Regierung, die den Zinsaufschlag für italienische Anleihen gegenüber deutschen hochgetrieben hat. Das belastet die italienischen Banken, die 384 Mrd. Euro an Staatsanleihen in ihren Bilanzen stehen haben. Denn sie müssen Abschreibungen vornehmen, die ihre Kapitalquoten drücken. Selbst stabile Banken wie Unicredit oder Intesa Sanpaolo haben mittlerweile Probleme, sich am Markt zu refinanzieren.MPS musste bereits 2017 mit 5,4 Mrd. Euro Staatsgeldern gerettet werden. Seitdem ist der Staat mit 68 % an dem Institut beteiligt. Wegen des Kursverfalls hat der Staat 70 % seines Einsatzes verloren.