Italiens Gewerkschaften wollen Bankfilialen schließen
bl Mailand – Die Bankengewerkschaften in Italien haben Ministerpräsident Giuseppe Conte in einem Brief gebeten, sämtliche Bankfilialen im ganzen Land für 15 Tage schließen zu lassen. Die Gewerkschaften reagierten damit auf die Ablehnung des Bankenverbandes ABI, dieser Forderung nachzukommen. Die Gewerkschaften argumentieren, die Sicherheit der Beschäftigten sei angesichts der rasanten Ausbreitung der Coronavirus-Pandemie nicht anders sicherzustellen.ABI hatte zuvor beschlossen, Filialen nur noch für dringende Geschäfte, die nicht über Internet oder Bankautomaten abzuwickeln sind, zu öffnen. Ähnlich verfährt etwa Intesa Sanpaolo. Dort sind seit 17. März Bankbesuche nur noch nach Vereinbarung und für bestimmte Geschäftsaktivitäten möglich.Italiens Banken haben infolge der Krise etwa die Hälfte ihrer Geschäftsstellen geschlossen. Am weitesten geht die HVB-Mutter Unicredit, die 70 % ihrer Filialen zugemacht hat. Bei der Mailänder BMP sind nur noch 1 200 von 1 700 Geschäftsstellen geöffnet. Bei Intesa Sanpaolo sind die größeren Filialen geöffnet, mittlere haben eingeschränkte Geschäftszeiten und kleine sind häufig zu. Ähnlich ist die Situation bei vielen anderen Banken, etwa bei Ubi Banca oder Monte dei Paschi di Siena.Der Bankenverband ABI unterstützt den Mittelstand des Landes mit der Aussetzung von Ratenzahlungen und der Verlängerung von Kreditlaufzeiten. Intesa Sanpaolo hat bekannt gegeben, für ihre mittelständischen Geschäftskunden 15 Mrd. Euro an Liquiditätshilfen zur Verfügung zu stellen.Unterdessen wachsen die Sorgen um Italiens Bankensystem. Zwar meldet der Bankenverband ABI für Januar einen Rückgang der ausfallgefährdeten Kredite netto auf 25,9 Mrd. Euro. Das entspricht einer Nettoquote von 7,2 %. Im November 2015 waren es noch 88,8 Mrd. Euro gewesen. Doch angesichts der dramatischen Entwicklung der vergangenen Wochen droht ein gewaltiger Anstieg der ausfallgefährdeten Kredite. Und auch der Anstieg des Zinsabstands (Spread) zwischen deutschen und italienischen Zehnjahresanleihen, der am Mittwoch zeitweise 330 Basispunkte erreicht hat, ist Anlass zur Sorge. Denn die Banken des Landes haben Staatsanleihen von rund 400 Mrd. Euro in den Büchern: Ihre Kapitalquoten leiden unter dem Anstieg, und die Refinanzierungskosten verteuern sich.