Italiens Kreditfluss wird zum Rinnsal
tkb Mailand – Italiens Kreditengpass hat sich im Monat November zugespitzt. Wie aus einer Mitteilung des Bankenfachverbandes ABI (Associazione Bancarie Italiane) hervorgeht, sind die Kredite an private Haushalte und Unternehmen im November um nochmals 4 % zurückgegangen. Für die kommenden Monate erwartet der ABI keine Trendwende. Solange klare Signale für eine Wirtschaftserholung ausblieben, werde die Kreditnachfrage nicht anziehen, heißt es. Nach Ansicht von Unicredit-Chef Federico Ghizzoni geizen nicht so sehr die Banken bei der Kreditvergabe, vielmehr hat sich die Nachfrage von Unternehmen nach Darlehen verringert.Der ABI meldet für November mit 1,426 Bill. Euro das geringste Volumen seit 14 Jahren, was ausstehende Forderungen italienischer Banken an private Haushalte und Unternehmen angeht. Im Monat Oktober hatte sich der Rückgang im Jahresvergleich auf 3,7 % belaufen (gegenüber 2,7 % im EU-Schnitt). “Die Kreditentwicklung spiegelt die negative Entwicklung im Wirtschaftsbereich, den Rückgang des BIP, der Investitionen und des privaten Konsums wider”; heißt es beim ABI.Nachdem Italiens Bruttoinlandsprodukt zweieinhalb Jahre lang kontinuierlich geschrumpft war, ist der Rückgang im dritten Quartal 2013 erstmals zum Stillstand gekommen. Für das vierte Quartal wird mit einer leichten Wachstumsrate gerechnet, der Rückgang 2013 soll sich aber laut S & P auf insgesamt 1,8 % belaufen. Für 2014 erwarten die Analysten ein Wachstum um 0,4 %. Dies liegt deutlich unter der Prognose der Regierung, die einen Zuwachs um 0,8 % vorhergesagt hat.Den italienischen Banken wird vorgeworfen, dass sie das von der EZB bereitgestellte Geld vorrangig für Investitionen in Staatspapiere und nicht zur Kreditvergabe nutzten. Die Vorsicht der Banken ist auch mit einer sich verschlechternden Kreditqualität zu begründen. Im Oktober hat das Volumen der Problemkredite mit 147,3 Mrd. Euro einen Rekord erreicht. Gegenüber dem Jahr 2008 hat sich die Anzahl der notleidenden Darlehen damit um 100 Mrd. Euro erhöht. Der Anteil der nicht mehr einholbaren Kredite (netto) an den gesamten Ausleihungen ist im Jahresvergleich von 3,15 auf 4,18 % gestiegen.