Italiens Sparer schaffen ihr Geld außer Landes

Geld fließt in die Schweiz und nach Österreich

Italiens Sparer schaffen ihr Geld außer Landes

bl Mailand – Die fragile Situation in Italien hat zu einem massiven Rückzug ausländischer Investoren aus Italien geführt. Das sagte der frühere Wirtschaftsminister Corrado Passera kürzlich der Börsen-Zeitung. Aber auch italienische Privatanleger, die ihr Vermögen traditionell in Staatsanleihen anlegen, kaufen keine Bonds mehr, sondern lassen ihr Geld lieber auf Girokonten liegen und warten ab – oder sie verlagern Vermögen in die Schweiz und nach Österreich, wie führende Vermögensverwalter in Mailand berichten. Furcht vor neuer RegierungIn italienischen Medien ist der angebliche Exodus von Spargeldern ein großes Thema. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel legte jetzt Zahlen vor. Demnach haben italienische Anleger zwischen Juli 2017 und Juni 2018 rund 11,5 Mrd. Euro in der Schweiz deponiert. Als Grund für die Kapitalflucht werden der harte Wahlkampf und der Amtsantritt der populistischen Regierung aus 5 Stelle und Lega genannt. Der Kapitalabfluss hat also schon deutlich vor dem Amtsantritt der neuen Regierung begonnen. Nach Aussagen anonym bleibender Banker und Vermögensverwalter hat sich diese Entwicklung seither verschärft, zumal die Unsicherheit um Italien zugenommen hat, das Wachstum schwächer geworden und der Zinsaufschlag auf italienische im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen gewachsen ist. Ratingagenturen haben den Ausblick für das Land gesenkt. Gut informierte Mailänder Kreise erwarten die Einführung einer neuen Vermögensteuer.Profiteure der jüngsten Entwicklung sind vor allem Banken der Südschweiz, wie der Direktor der Tessiner Bankenvereinigung, Franco Citterio, jüngst dem Zürcher Korrespondenten der Börsen-Zeitung bestätigte. Nutznießer sind aber auch Institute etwa in Innsbruck und in Kärnten.Die Mailänder Vermögensverwalter bestätigen, dass italienische Sparer nach Anlagemöglichkeiten in anderen Währungen wie dem Schweizer Franken suchen. Den Angaben zufolge handelt es sich dabei nicht in erster Linie um die großen Vermögen oder um Spekulanten, die ihr Geld längst in Sicherheit gebracht haben. Vielmehr gehe es um die gewöhnlichen Kunden, die befürchten, die italienische Regierung werde sich bei den einfachen Sparern bedienen, wenn die Finanzierung des Staatsdefizits unter der Last weiter steigender Zinsen zu schwierig werden sollte.