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Jaime Gilinski steigt bei Metro Bank ein

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 29.11.2019 Jaime Gilinski Bacal (61) hat sich im europäischen Bankgewerbe zurückgemeldet: Mit 4,28 % stieg der kolumbianische Milliardär, um den es zuletzt still geworden war, bei der angeschlagenen...

Jaime Gilinski steigt bei Metro Bank ein

Von Andreas Hippin, LondonJaime Gilinski Bacal (61) hat sich im europäischen Bankgewerbe zurückgemeldet: Mit 4,28 % stieg der kolumbianische Milliardär, um den es zuletzt still geworden war, bei der angeschlagenen britischen Metro Bank ein. 2013 machte er von sich reden, als er im Zuge einer Kapitalerhöhung zum größten Aktionär des spanischen Banco de Sabadell wurde. Gilinski lebt seit 1998 mit seiner Frau in London, weil er das Risiko vermeiden wollte, von der linksgerichteten Guerillaarmee Farc entführt zu werden. Sein Vermögen wird auf 3,5 Mrd. Dollar geschätzt. Der Vater von vier Kindern ist ein Nachkomme jüdischer Einwanderer aus Litauen, die sich in den zwanziger Jahren im kolumbianischen Barranquilla niederließen. Harte ArbeitsethikMit elf Jahren unternahm er eine Spritztour mit dem Wagen seines Vaters, die mit einem Totalschaden endete. In den darauf folgenden Jahren arbeitete er den Schaden ab. Gilinski begann mit 16 Jahren, Industrial Engineering am Georgia Institute of Technology zu studieren. Er hatte sich an elf US-Hochschulen beworben, obwohl er nicht besonders gut Englisch sprach. Mit 19 begann er, an der Harvard Business School auf einen MBA hinzuarbeiten. Nach einem kurzen Zwischenspiel bei Morgan Stanley kehrte er nach Südamerika zurück, wo er das in den USA erworbene Wissen dazu nutzte, durch eine Serie von Übernahmen und Fusionen einer der mächtigsten Geschäftsleute des Kontinents zu werden.Als die Regierung von Kolumbien 1993 die Privatisierung des Banco de Colombia ankündigte, überredete er seinen Vater, das Institut mit ihm zu übernehmen. Er machte sich auf den Weg, das Geld dafür bei institutionellen Investoren einzusammeln. George Soros war einer von ihnen. So kamen 376 Mill. Dollar zusammen. Am Ende erhielt er den Zuschlag, brachte die Bank auf Kurs und verkaufte Düngemittel- und Stahlgeschäfte, um seine Schulden abzutragen. Er strich mehr als zwei Drittel der Stellen bei der Bank. 1998 verkaufte er sie für 800 Mill. Dollar an den Wettbewerber Banco Industrial Colombiano.Das US-Magazin “Forbes” beschreibt sein Geschäftsmodell wie folgt: Man kauft ein riesiges Asset vom Staat, investiert so wenig wie möglich selbst, fängt an, Gewinne zu schreiben, und verkauft dann zum höchstmöglichen Preis – und das alles mit hochrangigen Partnern. Bestens vernetztWenige Jahre nach dem Abzug des US-Militärs 1999 brachte er sein bislang größtes Projekt an den Start: Panama Pacifico – die Verwandlung der Howard Air Force Base in eine neue Stadt. Weil er über keine Erfahrung im Immobiliengeschäft verfügte, holte er dafür seinen Londoner Nachbarn Ian Livingstone an Bord, einen der Gründer von London & Regional Properties. Gilinskis Frau stammt aus einer einflussreichen panamaischen Familie. Ohne deren Verbindungen wäre das Projekt kaum möglich gewesen. “Apple der Bankenbranche”Was Gilinski mit der Metro Bank will, weiß kein Mensch. Ihr Aktienkurs brach nach einem Bilanzskandal ein. Im Oktober schaffte es das Institut nicht, eine vierjährige Anleihe zu platzieren. Sie wurde 2010 vom US-Immobilienmogul Vernon Hill an den Start gebracht, der nach der missglückten Kapitalmaßnahme als Chairman abtrat. Es war die erste Neugründung einer “High Street Bank” seit 138 Jahren. Hill wollte sie zum “Apple der Bankenbranche” machen. Er hatte eine Reihe von US-Investoren wie Steven A. Cohen, Richard LeFrak, Ken Moelis und Bruce Toll davon überzeugen können, in seine Bank zu investieren. Medienberichten zufolge haben Hills ehemalige Unterstützer die Geduld mit ihm und seiner Bank verloren. Gilinski hat Erfahrung mit Problembanken. Er investierte zuletzt in die First Caribbean International Bank.