Japan forciert bargeldlose Zahlungen

Regierung will Anteil bis 2025 verdoppeln

Japan forciert bargeldlose Zahlungen

mf Tokio – Japan dringt auf eine schnellere Verbreitung von bargeldlosen Zahlungsdiensten. Laut der neuen “Cashless Vision” soll der bargeldlose Anteil im Zahlungsverkehr von 18,4 % im Jahr 2015 auf 40 % im Jahr 2025 steigen. Das ist zwei Jahre früher, als es der 2017 veröffentlichte Entwurf einer “Society 5.0” vorsieht. Als Ziele nennt das zuständige Wirtschaftsministerium niedrigere Kosten für Transaktionen, eine Linderung des Arbeitskräftemangels sowie verbesserten Service für Touristen.Im Vergleich zu seinen Nachbarn liegt Japan weit zurück: In Südkorea macht der bargeldlose Verkehr 89,1 % und in China 60 % der Zahlungen aus. Das im Umlauf befindliche Bargeldvolumen in Japan entspricht einem Fünftel der Wirtschaftsleistung, weit mehr als in jedem anderen Industrieland. Das verursacht Abwicklungskosten von bis zu 8 Bill. Yen (62 Mrd. Euro) jährlich. Allein die Banken könnten laut Schätzung der Finanzgruppe Mizuho durch Umstellung auf bargeldlose Zahlungen 1 Bill. Yen (8 Mrd. Euro) jährlich sparen.Ab Sommer soll eine Arbeitsgruppe aus Beamten, Kreditkartenunternehmen, Banken und Einzelhändlern Strategien für mehr bargeldlose Zahlungen erarbeiten. Die wichtigste Voraussetzung ist schon geschaffen: Über die nächsten beiden Jahre dürfen die Banken schrittweise den Fremdzugriff auf ihre Konten und andere Daten erlauben. Die technischen Voraussetzungen sollten die meisten Kreditgeber nach Schätzung der Finanzaufsicht FSA bis 2020 geschaffen haben. Dieses “Open Banking” ermöglicht eine Vielzahl von Finanzinnovationen, von der Überweisung rund um die Uhr bis zur individuellen Budgetplanung.Institute und Start-ups bauen daher bereits eigene digitale Zahlungsplattformen auf. Ein Konsortium aus 61 Banken entwickelt eine Smartphone-App für Sofortüberweisungen auf Basis der Blockchain-Technik. Drei Institute, darunter die viertgrößte Bank Resona, wollen die App ab dem Herbst anbieten. Das Konsortium unter der Leitung von SBI Ripple Asia deckt mehr als 80 % aller Bankaktiva in Japan ab. Alibaba greift anUnabhängig davon wollen die drei größten Finanzgruppen Mitsubishi UFJ, Sumitomo Mitsui und Mizuho gemeinsam einen Standard für das Bezahlen mit QR-Codes über Smartphones und Terminals entwickeln. Damit reagieren die Institute auf das Vordringen von Alipay in Japan. Der Zahlungsdienst der chinesischen Alibaba-Tochter Ant Financial arbeitet ebenfalls mit QR-Codes für Zahlungsvorgänge. Alipay zielt seit 2015 auf chinesische Touristen in Japan und ist als globale Bezahloption in Japans größtes E-Commerce-Portal Rakuten integriert.Ein Standard für QR-Codes von Geldtransfers ist auch notwendig, weil immer mehr Nichtbanken eigene Finanzdienstleistungen anbieten. So hat zum Beispiel der größte Messengerdienst Line, der in Japan so verbreitet ist wie Whatsapp in Deutschland, den Bezahldienst Line Pay gestartet.