Japans Finanzgruppen erwarten Gewinneinbruch

Die Kreditvorsorge springt, die Margen fallen - Durchwachsene Perspektiven

Japans Finanzgruppen erwarten Gewinneinbruch

mf Tokio – Japans Großbanken erwarten im seit Anfang April laufenden Geschäftsjahr hohe Belastungen durch steigende Kreditkosten. Dieser Bilanzposten soll sich bei den Finanzgruppen Mitsubishi UFJ (MUFG), Mizuho und Sumitomo Mitsui (SMFG) gegenüber dem Vorjahr auf insgesamt 1,1 Bill. Yen (9,5 Mrd. Euro) nahezu verdoppeln. Damit würde er den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreichen. Die Ausblicke beider Institute sind daher mau ausgefallen. Zusammen wollen die drei Gruppen 1,27 Bill. Yen (11,2 Mrd. Euro) verdienen. Dies wäre der niedrigste Wert seit dem Geschäftsjahr 2009 und läge zugleich deutlich unter dem Konsens der Analysten.Branchenführer MUFG sagt einen Nettogewinn von 550 Mrd. Yen (4,7 Mrd. Euro) vorher. Zwar liegt diese Prognose um 4,1 % über dem Vorjahreswert. Aber dessen Ergebnis wurde durch Abschreibungen von 360 Mrd. Yen auf Banktochtergesellschaften in Indonesien, Thailand und den Philippinen negativ verzerrt. Die Kreditkosten 2020 schätzt MUFG auf 450 Mrd. Yen. Mizuho, die Nummer 2 nach Bilanzsumme, kalkuliert mit einem Nettoertrag von 320 Mrd. Yen (2,8 Mrd. Euro), 29 % weniger als im abgelaufenen Jahr.Laut CEO Tatsufumi Sakai basiert die Prognose darauf, dass die Wirtschaft ihre Talsohle im September erreichen wird. Immerhin sollen die Kreditkosten nur um 16 % auf 200 Mrd. Yen zunehmen. SMFG, die Nummer 2 beim Börsenwert, kalkuliert einen Nettogewinn von 400 Mrd. Yen. Das wären 43 % weniger als im Vorjahr, als die Großbank erstmals seit 2002 einen höheren Jahresgewinn als die Rivalen erzielte. Die Kreditkosten sollen sich auf 450 Mrd. Yen (3,9 Mrd. Euro) nahezu verdreifachen. SMFG gehört zu den wichtigsten Leasingfinanzierern der Flugzeugindustrie, die zu den großen Pandemieopfern gehört.Die Perspektiven der Großbanken sind in jeder Hinsicht durchwachsen. Die Coronarezession treibt den Anteil notleidender Kredite nach oben, während man in den Vorjahren mit sinkenden Kreditkosten den Gewinn erhöhen konnte. Bereits im April kam es zu 758 Insolvenzen mit Verbindlichkeiten von 161 Mrd. Yen (1,4 Mrd. Euro), 54 % mehr als im April 2019.Die Kreditnachfrage ist im April laut Daten der Notenbank zwar so kräftig gewachsen wie zuletzt 2009. Analysten gehen aber davon aus, dass große Unternehmen damit lediglich ihren kurzfristigen Liquiditätsbedarf abgedeckt haben. Im neuen Geschäftsjahr wird sich auch die aggressive Expansionsstrategie der vergangenen Jahre bei Auslandskrediten nicht lohnen. Dort sind aufgrund stark gesunkener Leitzinsen die Kreditmargen kräftig gesunken. In Japan liegt diese Marge nur noch zwischen 0,7 und 0,8 Prozentpunkten.