Japans Finanzgruppen im Gewinnrausch
Japans Großbanken im Gewinnrausch
Erhöhung der Jahresziele und Ankündigung von Aktienrückkäufen
mf Tokio
Steigende Zinsen, der Abbau von Beteiligungen an Firmenkunden und der schwache Yen lassen die Kassen von Japans drei großen Finanzgruppen klingeln, sodass sie ihre bereits rekordhohen Jahresausblicke auf neue Höchstwerte schrauben und Aktienrückkäufe ankündigen. Mitsubishi UFJ Financial Group (MUFG) will bis zum 31. März für bis zu 300 Mrd. Yen (1,8 Mrd. Euro) und Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) für bis zu 150 Mrd. Yen (900 Mill. Euro) eigene Aktien erwerben.
MUFG will in die Top 10
Die Branchendritte Mizuho Financial Group kauft zum ersten Mal seit 2008 eigene Papiere zurück, und zwar für bis zu 100 Mrd. Yen (610 Mill. Euro). Diese Aktien will man annullieren. „Statt eines Gleichgewichts zwischen Kapitalaufbau und Wachstumsinvestitionen streben wir heute ein Gleichgewicht zwischen Aktionärsrendite und Wachstumsinvestitionen an“, erklärte Mizuho-CEO Masahiro Kihara in Tokio das Umdenken. „Wir befinden uns in einer neuen Dimension.“
Bemerkenswert daran ist, dass die Rückkäufe bei stark erhöhten Kursen erfolgen: Bei MUFG ging es seit Jahresanfang um 48%, bei SMFG um fast 58% und bei Mizuho um 46% aufwärts. MUFG-Chef Hironori Kamezawa sagte der „Financial Times“, seine Finanzgruppe wolle wieder in die Gruppe der zehn größten Banken der Welt vorstoßen. Mit 22,2 Bill. Yen (135 Mrd. Euro) übertrifft MUFG den Börsenwert der Deutschen Bank aktuell um das Vierfache.
„Rückenwind“ durch Zinserhöhungen
Branchenführer MUFG erhöhte die Prognose für das Geschäftsjahr mit Bilanzstichtag 31. März von 1,5 Bill. auf 1,75 Bill. Yen (10,7 Mrd. Euro), nachdem der Gewinn im ersten Halbjahr von April bis September um 36% auf 1,3 Bill. Yen gewachsen war. SMFG, die Nummer 2 in der Marktkapitalisierung, hob ihr Gewinnziel um 100 Mrd. Yen auf 1,16 Bill. Yen (7,1 Mrd. Euro) an. Der Halbjahresgewinn kletterte um 38% auf 725 Mrd. Yen. Mizuho rechnet nun mit einem Nettoertrag von 820 Mrd. Yen (5 Mrd. Euro), 70 Mrd. Yen mehr als im Mai vorhergesagt.
Die großen Kreditgeber in Japan sind Nutznießer der geldpolitischen Wende. Nach 17 Jahren erhöhte die Bank of Japan im März und Juli den Leitzins zweimal auf nun 0,25% und gab die Kontrolle der 10-jährigen Rendite auf. „Die Zinssätze sind in eine Anstiegsphase eingetreten, sodass wir Rückenwind bekommen“, sagte SMFG-CEO Toru Nakashima in Tokio. Die Gruppen konnten durch die erhöhten Aktienkurse beim Abbau von Beteiligungen an Firmenkunden auch Bilanzschätze heben. MUFG und SMFG wollen die Verkäufe nun weiter forcieren.
Schwacher Yen treibt Erträge
Zudem erhöht der schwächere Yen den Wert der im Ausland erwirtschafteten Gewinne, wo die Kreditgeber seit Jahren expandieren. So erzielt MUFG über die Hälfte ihrer Einnahmen im Ausland, gestützt durch zwei Joint Ventures mit Morgan Stanley und vermehrte Auslandskredite an japanische Unternehmen, etwa für Übernahmen. Laut Goldman Sachs verdient MUFG mit jedem Anstieg des Wechselkurses um 1 Yen zum Dollar netto 7 Mrd. Yen (43 Mill. Euro) mehr.