Japans Megabanken leiden unter Negativzins
mf Tokio – Die drei großen Finanzgruppen in Japan sehen in dem Mitte Februar eingeführten Negativzins der Notenbank eine Gewinnbremse. In der Summe soll das Ergebnis der drei Gruppen im Anfang April begonnenen Geschäftsjahr 2016 um 5,2 % auf 2,15 Bill. Yen (17,5 Mrd. Euro) sinken. Branchenführer Mitsubishi UFJ (MUFG) beziffert die Gewinnminderung durch den Minuszins auf 100 Mrd. Yen (813 Mill. Euro). Die Schätzung umfasst die verringerte Kreditmarge, das Geschäft mit Derivativen und den reduzierten Wertpapierhandel im Retail-Bereich. “Die Zahl der Privatkunden, die Kredite aufnehmen wollen, ist gesunken”, klagt MUFG-Chef Nobuyuki Hirano. Zugleich seien Firmenkunden vorsichtiger mit neuen Investitionen. Mizuho Financial Group geht von einer direkten Belastung durch den Negativzins in Höhe von 40 Mrd. Yen aus. Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) schätzt diesen Einfluss auf 20 Mrd. Yen weniger Vorsteuergewinn. Damit zweifeln alle drei Finanzgruppen an der Strategie der Notenbank, durch negative Einlagenzinsen die Kreditvergabe sowie die Investitionstätigkeit der Unternehmen anzukurbeln.In diesem Umfeld fallen die Prognosen der Institute vorsichtig aus. MUFG erwartet einen Rückgang des Nettogewinns um weitere 11 % auf ein Sechsjahrestief von 850 Mrd. Yen (6,9 Mrd. Euro). Das ist deutlich weniger als der Konsens. Im Geschäftsjahr 2015 war das Ergebnis bereits um 8 % gesunken. Mizuho, die Branchenzweite bei der Bilanzsumme, prognostiziert ein Gewinnminus von 11 % auf das Vierjahrestief von 600 Mrd. Yen. Im Vorjahr blieb unterm Strich mit 670,9 Mrd. Yen ein Zuwachs um 9,6 %. Dabei profitierte Mizuho von einer Steigerung der Gewinne aus dem Aktienverkauf von Firmenkunden um 74 Mrd. Yen gegenüber dem Vorjahr. Das Bankgeschäft brachte 24 Mrd. Yen weniger ein, und der Nettozinsüberschuss sank um 11 % auf 1 Bill. Yen. Die Kreditkosten sprangen um das Sechsfache auf 30,4 Mrd. Yen. SMFG überrascht derweil mit der Vorhersage von 8,2 % Gewinnplus auf 700 Mrd. Yen. Allerdings war das Ergebnis 2015 unerwartet stark um 14,2 % auf 646,7 Mrd. Yen gesunken. Dabei schrumpfte der Nettozinsertrag um 55 % und der Ertrag aus dem Handel mit Staatsanleihen um 12 %, während die Kreditkosten wegen des schwachen Energiesektors um den Faktor 13 auf 102,8 Mrd. Yen explodierten. Der Verkauf von Aktien von Firmenkunden brachte 3,5 % mehr ein.Eigentlich wäre MUFG durch ihr starkes Auslandsengagement vor dem Negativzins relativ geschützt. Doch der Gruppe macht nicht nur der starke Yen zu schaffen, sondern auch ihr mit 10,4 Bill. Yen (84,6 Mrd. Euro) weltgrößtes Kreditportfolio im Energie- und Rohstoffbereich. Auf dessen Konto ging mit 75 Mrd. Yen ein Drittel der Kreditkosten des Vorjahres. In diesem Jahr erwartet MUFG eine ähnliche Belastung. Auch die Beteiligung von 20 % an Morgan Stanley dürfte nach eigener Einschätzung weniger abwerfen. Der Aktienkurs von MUFG ist seit dem Jahreswechsel zusammen mit dem Topix-Bankenindex um 32 % gefallen. Als Trost für die Aktionäre legt das Institut ein neues Aktienrückkaufprogramm von bis zu 1,7 % eigenen Aktien bzw. 230 Millionen Anteilscheine für bis zu 100 Mrd. Yen auf. Davon wurden am Dienstag bereits 31 Millionen Stück für knapp 16 Mrd. Yen erworben.—– Wertberichtigt Seite 6