Japans Versicherer verbreitern ihre Anlagepolitik
mf Tokio – Die japanischen Lebensversicherer wollen ihr Vermögen mehr als bisher in ausländische Anleihen investieren. Die großen Gesellschaften planen dafür im neuen Geschäftsjahr (1. 4.) mehrere 100 Mrd. Yen (770 Mill. Euro) aufzuwenden. Nach einem Bericht der Finanzzeitung “Nikkei” könnten es auch mehr als 1 Bill. Yen (7,7 Mrd. Euro) werden, falls japanische Staatsanleihen (JGB) weiter so niedrig rentieren. Der größte Versicherer Nippon Life vollzieht damit eine Kehrtwende zum Vorjahr, als er für 160 Mrd. Yen Auslandsanleihen verkaufte. Dai-ichi Life will hedgenDer zweitgrößte Lebensversicherer Dai-ichi Life will das Währungsrisiko hedgen und nicht nur Bonds aus den USA und Europa kaufen. Die Nummer 3, Meiji Yasuda Life, will knapp die Hälfte ihrer Neuanlagen von 1 Bill. Yen in Ausland-Bonds stecken. Dagegen gab sich die Nummer 4, Sumitomo Life, zurückhaltend. Das meiste neue Kapital werde in JGB fließen. Falls deren Rendite nicht steige, ginge man aber in Auslandsanleihen.Diese Aussagen dürften einige Hedgefonds enttäuschen, die zuletzt in Erwartung einer Kaufwelle aus Japan verstärkt Anleihen aus Deutschland, Frankreich und Österreich erworben hatten. Morgan Stanley erwartet wegen der Yen-Abwertung und der niedrigen JGB-Renditen für 2014 einen Kapitalabfluss von 60 bis 100 Mrd. Dollar aus Japan. Der Bond-Experte von HSBC, Steven Major, sagte in der Börsen-Zeitung vom 23. April einen Exodus von 700 Mrd. bis 1 Bill. Dollar in einem Jahr voraus. Dagegen rechnet Satoshi Igarashi, Portfolio-Stratege von BNP Paribas, bei Ausland-Bonds nur mit einer Aufstockung der Käufe um 500 Mrd. Yen (5 Mrd. Dollar). Nach einer Umfrage der Vermögensverwaltung J.P. Morgan Japan unter 128 Fonds werden sie ihren Vermögensanteil von Ausland-Bonds im neuen Geschäftsjahr um 0,7 Punkte auf 12,4 % erhöhen.Bisher halten die Versicherer 44 % ihrer Vermögenswerte von 338 Bill. Yen (2,6 Bill. Euro) in japanischen Staatsanleihen. Doch wegen der expansiveren Geldpolitik der Bank of Japan sind ihre Renditen auf ein Zehnjahrestief gefallen. Die Notenbank kauft zudem so viele Anleihen, dass inländische Investoren an Liquidität und Preisbildung zweifeln. Außerdem fürchten die Versicherungsgesellschaften bei einer Rückkehr zur Inflation höhere Zinsen und damit Kursverluste für ihre JGB-Bestände. Dagegen versprechen ausländische Anleihen höhere Renditen sowie potenzielle Währungsgewinne.Die zehnjährige JGB bringt derzeit 0,6 % Rendite ein, deutsche Staatsanleihen derselben Laufzeit 1,2 % und US-Treasuries 1,7 %. In der Vergangenheit haben die Lebensversicherer zweimal kräftig in Bonds in ausländischer Währung investiert – während der Aktienblase in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre und nach der Jahrtausendwende als Reaktion auf die Nullzinspolitik der Bank of Japan.