Jeder Riese dressiert einen Robo

Finanzkonzerne experimentieren mit Digitalangebot

Jeder Riese dressiert einen Robo

jsc Frankfurt – Digital und agil – so möchte wohl jeder Finanzkonzern gerne sein. Die großen deutschen Geldhäuser experimentieren bereits seit einigen Jahren mit einem Robo-Advisory-Angebot – mit unterschiedlichem Erfolg. Die ING hat in Deutschland den Schulterschluss mit Scalable Capital gesucht. Die lange Zeit als ING-DiBa bekannte Direktbank hat dem Münchener Start-up einen wesentlichen Teil der verwalteten Vermögen vermittelt. Mit einem Volumen von mehr als 1,5 Mrd. Euro sieht sich die Münchener Scalable Capital als europäische Marktführerin im Robo-Advisory. Außerdem ist die bereits 2014 gegründete Gesellschaft etwa für die Finanzsparte von Siemens tätig und liefert die Technologie für den Robo-Advisor Pixit der Targobank und für den Online-Dienst Oskar, der Sparen für Kinder und Enkel als Ziel nennt. Die Commerzbank hat über ihre Tochter Comdirect 2017 den Online-Dienst Cominvest lanciert, der heute ein dreistelliges Millionenvermögen verwaltet. Wie Scalable Capital über die ING erreicht der Dienst somit über die Wertpapierdepots einer Direktbank Kunden. Abzuwarten bleibt, wie die Commerzbank das Angebot weiterentwickelt, sobald sie wie angekündigt die Comdirect vollständig übernommen hat. Die Deutsche Bank hat 2017 den digitalen Vermögensverwalter Robin lanciert. Über den Internetauftritt vermittelt Robin aber auch eine persönliche Beratung in einer Filiale der Deutschen Bank. Die Fondstochter DWS hat ebenfalls 2017 ein Produktkonzept entwickelt, das von anderen Unternehmen unter dem jeweiligen Logo genutzt werden kann. So sind die Basler Versicherungen seither mit Monviso unterwegs. Die Allianz hatte sich 2016 am britischen Online-Vermögensverwalter Moneyfarm beteiligt und den Anteil Mai 2018 aufgestockt. Sie ist damit größte Minderheitseignerin. Die britische Firma hatte im laufenden Jahr den deutschen Anbieter Vaamo übernommen. In der Vermögensverwaltung kooperiert Moneyfarm mit Allianz Global Investors. Zum Konzept von Moneyfarm zählt eine Beratung der Anleger am Telefon. Die Fondsgesellschaft Union Investment hat 2015 den Online-Vermögensverwalter Visualvest gegründet, der aktiv verwaltete Fonds und ETFs online vermittelt. 2017 folgte der Robo-Advisor Meininvest, der in das Online-Angebot diverser Volks- und Raiffeisenbanken, Sparda- und PSD Banken integriert ist. Zur Jahresmitte zählte Union Investment 287 teilnehmende Adressen in der genossenschaftlichen Gruppe. Union Investment erhebt für den Dienst von den Banken eine Gebühr in nicht genannter Höhe. Die DekaBank als Wertpapierhaus der Sparkassen hat 2016 den Dienst Bevestor ins Leben gerufen. Mehr als 280 Sparkassen sind bereits angeschlossen, mit 20 Mill. Euro und 6 500 Kundendepots im Oktober ist das Angebot allerdings noch klein. Neben Themenbausteinen bietet der Dienst gegen Aufpreis einen “Anlegerschutz”, der Verluste möglichst vermeiden soll. Zielgruppe der “digitalen Selbstberatungslösung” sind online-affine Privatkunden.Neben den Großbanken und Finanzgruppen tummeln sich auch kleinere Gesellschaften in dem Feld: Auf ein jeweils dreistelliges Millionenvermögen kommen bereits der Online-Dienst Quirion, der zu dem Honorarberaterhaus Quirin Privatbank zählt, sowie das Berliner Start-up Liqid. Der Freiburger Online-Vermögensverwalter Whitebox hatte bereits vor einem Jahr erklärt, die Schwelle von 100 Mill. Euro erreicht zu haben.Die Liste setzt sich fort: Der Vermögensverwalter DJE Kapital in Pullach bei München investiert über Solidvest nicht in Fonds, sondern in einzelne Wertpapiere. Der Robo-Advisor Growney hatte im vergangenen Jahr eine Kooperation mit der Versicherungsgruppe Signal Iduna angekündigt. Die zum chinesischen Konzern Fosun gehörende Hauck & Aufhäuser hat Zeedin lanciert und Easyfolio übernommen, die Warburg Bank buhlt mit dem Warburg Navigator um die Kundengunst, die Münchener Bank Ebase ist mit Fintego präsent, die Online-Plattform Weltsparen hat Weltinvest gestartet und so weiter und so fort. Ein Teil der Robo-Advisor dürfte gleichwohl wieder verschwinden. Die Marke für ein nachhaltig profitables Geschäft wird von einigen Marktteilnehmern auf ungefähr 1 Mrd. Euro taxiert.