Jeder zweite Kunde wird aussortiert
bg Frankfurt – Dass die Deutsche Bank nicht mehr alles für jeden sein will, wird nirgendwo so deutlich dokumentiert wie im neu sortierten Investment Banking. In den beiden Bereichen Global Markets und CIB (Corporate & Investment Bank) wird die Anzahl der Kunden um 50 % reduziert, kündigte John Cryan an. Das betreffe insbesondere Länder mit höheren Risiken sowie nicht für sonderlich hohe Erträge stehende Kunden – rund 30 % der Kunden stehen in den beiden Bereichen für 80 % der Erträge, so Cryan. Viele EinzelmaßnahmenBluten muss insbesondere Global Markets, wo einige Geschäftsaktivitäten aufgegeben oder reduziert werden sollen. Um eine fokussierte Anleihe- und Währungshandelsplattform zu schaffen, ist eine ganze Reihe von Einzelmaßnahmen geplant: Rückzug aus bestimmten Produkten wie Marketmaking in nicht geclearten Credit Default Swaps, bestimmten Altprodukten im Zinsgeschäft (“Rates”), dem Handel mit bestimmten verbrieften Immobilienkrediten (RMBS) sowie besicherten Handelspositionen (“Securitised Trading”) mit hoher Risikogewichtung. Zudem steht eine Straffung der Bereiche Kreditverbriefung (“Securitization”) und Schwellenländer-Anleihe-Geschäfte (“Emerging Market Debt Hubbing”) an. Außerdem werden auch weniger bilanzintensive Geschäftsfelder eingedampft wie Prime Brokerage, sprich das Service-Bündel für Hedgefonds. RessourcenallokationTeil der neuen Struktur ist auch eine Zentralisierung von Buchungsstandorten in globalen und regionalen Zentren in Global Markets und CIB – die Straffung von Infrastruktur und IT soll Kosteneinsparungen bringen (siehe unten stehenden Artikel). Insgesamt erwartet die Konzernführung aus der Neuordnung von Ressourcen eine Reduzierung des Leverage Exposure um rund 70 Mrd. Euro netto sowie eine Reduzierung der risikogewichteten Aktiva (RWA) von rund 28 Mrd Euro netto. Damit gehen Erträge von rund 1 Mrd. Euro verloren, was durch Investitionen in andere Wachstumsfelder deutlich überkompensiert werden soll, so CFO Marcus Schenck.Auch wenn der Anleihehandel regulatorisch bedingt zunehmend Risikokapital bindet, will die Deutsche Bank an dieser Säule nicht rütteln. “Fixed Income ist Kerngeschäft der Deutschen Bank und wird Kerngeschäft bleiben”, sagte Schenck. Dass die Deutsche Bank dort eine relative Stärke besitzt, hatte sie im ersten Quartal bewiesen (siehe nebenstehenden Bericht), hatten die Peers doch deutlich schwächer abgeschnitten.Insgesamt will sich die Deutsche Bank im Investment Banking von vertieften Kundenbeziehungen leiten lassen. Während Cryan und Schenck die Risikomanagement-Fähigkeiten und Vertriebsstärke des Investment Bankings lobten, bemängelten sie unter anderem Ineffizienzen im Prozessmanagement sowie ein beträchtliches Bestandsportfolio an Derivaten, das sehr niedrige Renditen abwerfe. In CIB soll das Cross-Selling mit wichtigen Kunden ausgebaut werden, ebenso das enger an die Unternehmerbank angelehnte Transaction Banking, vor allem in Deutschland sowie Asien.