Im GesprächHays Littlejohn, EBA Clearing

„Transaktionsabbrüche gilt es zu vermeiden“

Bei der Umsetzung der Instant-Payment-Verordnung könnten sich gewisse Tücken auftun. Dem Processing-Spezialisten EBA Clearing zufolge werden die Nutzer aufgrund des IBAN-Namens-Checks wohl fallweise mit zusätzlichen Pop-up-Fenstern konfrontiert. Das kann zu Transaktionsabbrüchen führen.

„Transaktionsabbrüche gilt es zu vermeiden“

Im Zahlungsverkehr herrscht Geschäftigkeit, wird Instant Payment doch schon im kommenden Jahr verpflichtend. Die entsprechende EU-Verordnung, die Banken dazu verdonnert, diese Option anzubieten, tritt in zwei Schritten zum 9. Januar und zum 9. Oktober 2025 in Kraft. Von Infrastrukturbetreibern wie EBA Clearing über die Banken bis zu anderen Payment-Service-Providern (PSPs), wie den E-Money-Instituten (EMI), stecken derzeit alle in der heißen Phase der Vorbereitung.

Bereits heute erfüllen rund zwei Drittel der Payment-Service-Provider in Europa schon die Vorgaben für das erste Datum im Januar.

Hays Littlejohn

„Bereits heute erfüllen rund zwei Drittel der Payment-Service-Provider in Europa schon die Vorgaben für das erste Datum im Januar“, sagt EBA-Clearing-Chef Hays Littlejohn im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Damit dürften bereits 80 bis 90% der Konten, die unter die EU-Verordnung fallen, abgedeckt sein.

Vorbereitungen für anziehende Volumina

„Es gibt aber für alle noch eine Menge zu tun, da eine deutliche Zunahme von Echtzeitzahlungen nur gestemmt werden kann, wenn jedes Rädchen im Ökosystem funktioniert“, so Littlejohn weiter. Es dürfe dabei in der Abwicklung nicht zu Staus kommen und auch die Anzahl zurückgewiesener Transfers sollte nicht ansteigen, ergänzt Erwin Kulk, Head of Service Development and Management bei EBA Clearing.

Ob die Volumina von Oktober 2025 an schlagartig ansteigen, lässt sich aus Sicht der beiden Payment-Experten kaum abschätzen. Bereit sein müsse man für das Szenario einer deutlich anziehenden Transaktionsmenge aber auf jeden Fall. Wie viel Volumen entstehe, hänge davon ab, in welchem Umfang die Payment-Anbieter das Angebot für ihre Kunden hochfahren.

Selbst lawinenhafter Anstieg bewältigbar

Die beiden Manager unterstreichen, dass EBA Clearing ihr Instant-System RT1 seit der Einführung Ende 2017 ohne einen einzigen Systemausfall problemlos hatte skalieren können. RT1 verarbeite heute rund 3 Millionen Transaktionen täglich, während sich die Zahl der Standard-Sepa-Überweisungen im STEP2-System der EBA Clearing auf über 27 Millionen belaufe. Engpässe in der Backend-Leistungsfähigkeit seien unwahrscheinlich, selbst wenn es zu lawinenartig ansteigenden Transaktionsvolumina in RT1 kommen sollte.

Die private Alternative

EBA Clearing ist das privatwirtschaftliche Gegenstück zu der von der Europäischen Zentralbank aufgebauten TIPS-Infrastruktur für Instant Payment. TIPS steht für Target Instant Payment Settlement. Nachdem die Banken aus Sicht der EU-Kommission zu wenig für die Akzeptanz der Sofortzahlungen getan haben, will sie Instant Payments nun per Verordnung in den Markt drücken.

Die Instant-Payment-Infrastruktur soll nach dem Willen der EU-Kommission das Rückgrat für eine europäische Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr werden. Diese soll mit der Einführung eines digitalen Euro sowie der European Payments Initiative (EPI) manifestiert werden.

EU-Sanktionsliste muss täglich abgeglichen werden

Die beiden Payment-Experten sehen das Zwangsregime emotionslos. EU-Kommissarin Mairead McGuinness gehe entschlossen vor, um die Hürden für Instant Payments aus dem Weg zu räumen, das gelte es jetzt bestmöglich umzusetzen.

Gewisse Herausforderungen ergäben sich bei der Betrugsverhinderung, sagen Littlejohn und Kulk. Zum einen müsse für die Verifikation von Sender und Empfänger künftig auf täglicher Basis ein Abgleich mit der Sanktionsliste der EU durchgeführt werden. Zum anderen drohen wegen des für alle SEPA-Überweisungen vorgeschriebenen IBAN-Namenschecks aber auch Transaktionsabbrüche, wie Kulk befürchtet.

Zusätzliche Pop-up-Fenster für IBAN-Namenscheck

Denn für die Checks müssten die Konsumenten mit zusätzlichen Pop-up-Fenstern konfrontiert werden, die das Ergebnis dieses Checks an den potenziellen Zahler zurückspielen. Wenn die Konsumenten darauf nicht vorbereitet sind, könne dies zum Problem werden. Abgebrochene Bezahlvorgänge seien nicht nur für den Händler ärgerlich, sondern schadeten auch der Akzeptanz von Instant Payment.

Solche Abbrüche gelte es zu vermeiden, finden die Manager. „Wir arbeiten mit PSPs an netzwerkbasierten Lösungen zur besseren Identifizierung von Betrugsfällen. Diese sollen die Anbieter dabei unterstützen, Friktionen nur dort zu schaffen, wo sie den Betrügern schaden – und nicht ihren Kunden“, so Littlejohn.

„Transaktionsabbrüche gilt es zu vermeiden“

EBA Clearing: 90 Prozent der Konten bereit für erste Phase der Umsetzung der Instant-Payment-Verordnung

Von Björn Godenrath, Frankfurt

IM GESPRÄCH: HAYS LITTLEJOHN und ERWIN KULK

Da die EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness sehr enge Fristen für die Umsetzung der Verordnung zu Instant Payment gesetzt hat, müssen sich alle sputen. Die im Backend für die Abwicklung zuständige EBA Clearing signalisiert, dass die Branche grundsätzlich gut gerüstet ist für beide Starttermine.

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