Investitionen in die Zukunft

Jeremy Hunt hofft auf Pensionsfonds

Die britische Regierung will Pensionskassen zur Finanzierung von Start-ups und Infrastruktur bewegen. Viele sehen das aber nicht als ihre Aufgabe.

Jeremy Hunt hofft auf Pensionsfonds

Jeremy Hunt hofft auf Pensionsfonds

Ideen der britischen Regierung zur Mobilisierung von Zukunftsinvestitionen werden konkreter

hip London

Die Pläne der britischen Regierung, Milliardenbeträge aus der privaten Altersvorsorge für Zukunftsinvestitionen zu mobilisieren, werden langsam konkreter. Die British Business Bank (BBB) wird einem Bericht der "Financial Times" zufolge demnächst ein Investmentvehikel vorstellen, das es Pensionsfonds ermöglichen soll, gemeinsam unter ihrer Führung in schnell wachsende Firmen zu investieren.

Heftige Bewertungsverluste

Die vom ehemaligen Wirtschaftsminister Vince Cable 2014 an den Start gebrachte Förderbank habe auch Zugang zu bereits getätigten Investments in ihrem Portfolio angeboten. Zuletzt hatte sie keine glückliche Hand: Für das abgelaufene Geschäftsjahr wies sie einen dreistelligen Millionenverlust aus, der sich aus Bewertungsverlusten ergab.

Verschleppte Reform von Solvency II

Schatzkanzler Jeremy Hunt hatte im Frühjahr nach langem Hin und Her ein Reformpaket gegen den Willen der Bank of England durchgesetzt, darunter die Reform von Solvency II. Hunt will Versicherern ermöglichen, mehr Geld für dringend benötigte Infrastrukturinvestitionen freizumachen. Einwände der bei der Notenbank angesiedelten Prudential Regulation Authority (PRA) ließ das Schatzamt nicht gelten. Die Aufsichtsbehörde hatte der Branche im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass wesentliche Teile der Reform frühestens 2025 wirksam werden. Sie kann die Umsetzung auch weiterhin verschleppen.

Einzelne Versicherer preschen vor

Im Juli stellte Hunt eine Übereinkunft mit großen Versicherern vor, die in Zukunft 5% der Investments von beitragsorientierten Altersvorsorgeplänen in Start-ups und Private Equity stecken wollen. Auf diese Weise könnten bis 2030 Investitionen in Wachstumsunternehmen von bis zu 50 Mrd. Pfund zusammenkommen. Zu den Gesellschaften, die sich dazu bereiterklärt haben, gehören Aviva, Legal & General und Phoenix Group. Es handelt sich um eine freiwillige Vereinbarung.

Forderungskatalog der Branche

Andere Anbieter hatten dagegen Bedenken geltend gemacht. Es gebe nicht ausreichend Gelegenheiten, solche Investments zu tägigen. Start-ups und Private Equity seien hochriskant. Zudem sei Großbritannien als Standort nicht hinreichend attraktiv. Der Job der Branche sei es nicht, für gleichwertige Lebensverhältnisse im ganzen Land zu sorgen, sondern die Altersversorgung ihrer Kunden sicherzustellen. Der Branchenverband PLSA (Pension & Lifetime Savings Association) hat zu seiner Jahreskonferenz in Manchester konkrete Forderungen an die Regierung formuliert. Ein Strom von qualitativ hochwertigen Assets, die den Bedürfnissen der Altersvorsorgeanbieter entsprechen, müsse gewährleistet werden.

Niedrige Kosten sind wichtig

Der BBB sollte nach Ansicht des Verbands die Aufgabe übertragen werden, "produktive britische Finanzassets zu identifizieren und zur Verfügung zu stellen", die sowohl das "richtige" Risiko-Rendite-Profil als auch niedrige Kosten aufweisen. Dabei könne es sich nicht nur um nicht börsennotierte Aktien handeln, sondern auch um andere illiquide Assets wie Privatkredite und Infrastruktur. "Die Regierung sollte auch Bemühungen der Assetmanagement-Branche unterstützen, geeignete Wachstumsfonds und Investmentvehikel wie den LTAF zur Verfügung zu stellen", forderte die PLSA. Der Long-Term Asset Fonds (LTAF) ist ein langfristiges Konstrukt, das dem European Long-Term Investment Fund (Eltif) ähnelt. Der Verband sprach sich zudem für eine strategische Herangehensweise zur Unterstützung bestimmter Branchen aus.

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