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Johann Rudolf Flesch 70

ski - Johann Rudolf Flesch, unabhängiger Bankenberater und Winzer aus Leidenschaft, denkt ans Aufhören. Das sei einem 69-Jährigen erlaubt, aber so richtig vorzustellen vermag man es sich noch nicht, denn das einstige Vorstandsmitglied der vormaligen...

Johann Rudolf Flesch 70

ski – Johann Rudolf Flesch, unabhängiger Bankenberater und Winzer aus Leidenschaft, denkt ans Aufhören. Das sei einem 69-Jährigen erlaubt, aber so richtig vorzustellen vermag man es sich noch nicht, denn das einstige Vorstandsmitglied der vormaligen DG Bank scheint unvermindert vor Energie und Tatendrang zu sprühen. Erst am Dienstag meldete er sich, zusammen mit Laurenz Kohlleppel, wieder mit einem Gastbeitrag in der Börsen-Zeitung zu Wort. Es ging um die Situation des Kreditgewerbes im Zeichen der Coronakrise und den nicht nur aus der Pandemie resultierenden Handlungsbedarf.2008 haben Flesch, der auch viele Jahre in den Diensten der Nord/LB gestanden hat, und ehemalige Bankerkollegen Riskbalance, eine säulenübergreifend tätige praxisnahe Beratungsgesellschaft für Banken und Unternehmen mit Sitz in Hamburg, gegründet, für die er nach wie vor unterwegs ist. Flesch sitzt zudem dem Aufsichtsrat des auf Finanzdienstleister fokussierten Beratungsunternehmens Eurogroup Consulting in Frankfurt vor. Lange bevor er Ende des Jahres 2000 aus dem Vorstand der DG Bank ausgeschieden ist, die im Jahr darauf mit der GZ-Bank zur DZ Bank fusionierte, hatte der Diplom-Volkswirt beruflich diversifiziert: 1996 entschloss er sich, den damals brachliegenden Weinberg in Trier, den sein Urgroßvater um das Jahr 1900 erworben hatte, wieder zu bewirtschaften und damit eine Familientradition fortzusetzen. 1999 wurde im neu bestockten St. Maximiner Kreuzberg die erste Lese eingebracht. Vor einiger Zeit hat sich Flesch, der in Hamburg lebt, freilich als Eigentümer aus dem Weinbau zurückgezogen. Er beschränkt sich heute darauf, in alter Verbundenheit beim Schneiden der Reben oder bei der Lese mitzuhelfen und seine Restbestände an Sekt zu verkaufen.Wie gesagt, er denkt, was die Berufstätigkeit angeht, ans Aufhören. Wovon er aber die Finger nicht lassen kann und will, ist das Schreiben. Vor allem die Geldpolitik, die schon Thema seiner Dissertation anno 1978 war, treibt ihn um. Seine in dieser Zeitung veröffentlichten lesenswerten düsteren Analysen und Prophezeiungen mit plakativen Aussagen wie “Schafft die Notenbanken ab!”, “Geldpolitik heute: Highway to Hell”, “Die Feuerwehr legt den Brand selbst” oder “Notenbanken in der Street of No Return” haben sich leider als stichhaltig erwiesen. Am morgigen Samstag vollendet “JR” Flesch sein 70. Lebensjahr.