J.P. Morgan beordert Wertpapierhändler ins Büro

Rückkehr aus dem Homeoffice ab 21. September - Sorgen um öffentliche Sicherheit in New York wachsen

J.P. Morgan beordert Wertpapierhändler ins Büro

nok New York – Jamie Dimon, CEO der US-Großbank J.P. Morgan Chase, hat offenbar genug von Homeoffice – zumindest für einen Teil der Belegschaft. Spitzenmanager der Bank haben die Wertpapierhändler, die wegen der Corona-Pandemie überwiegend von zu Hause arbeiten, zum 21. September wieder in die Handelssäle beordert. Ausgenommen von der Präsenzpflicht sind nach einem Bericht des “Wall Street Journal” Angestellte mit Erkrankungen, die bei einer Infektion mit dem Coronavirus besonders gefährdet wären, sowie Mitarbeiter, die Kinder betreuen müssen. Aggressivster KursUnter den Banken an der Wall Street fährt J.P. Morgan damit den bislang aggressivsten Kurs auf dem Weg zurück ins Büro. Mitarbeiter der Firmenkundensparte und des Investment Banking von J.P. Morgan sollen allerdings die Gelegenheit haben, einen Teil ihrer Arbeit weiter im Homeoffice zu erledigen. “Wir beginnen ein Rotationsmodell zu implementieren, das mehr oder weniger permanent sein wird”, sagte Investmentbank-Chef Daniel Pinto kürzlich in einem Fernsehinterview. “Abhängig von der Art des Geschäfts könnte man eine oder zwei Wochen im Monat von zu Hause arbeiten oder zwei Tage die Woche.” Auch Goldman Sachs bereitet sich darauf vor, wieder mehr Banker zurück in ihre Büros zu bitten. In einer internen Mitteilung deutete Goldman-Chef David Solomon ebenfalls ein flexibles Rotationsmodell an. “Jeder, der kann, soll die Gelegenheit haben, ins Büro zu kommen”, hieß es.Banken stehen wie andere Unternehmen in New York vor der Herausforderung, eine Ausbreitung des Virus in ihren Wolkenkratzern zu unterbinden, gleichzeitig aber die Vorteile direkter und nicht nur virtueller Kommunikation zu nutzen. Das gilt besonders für die Handelssäle. Die J.-P.-Morgan-Manager fürchten, dass bei einem virtuellen Modell der Kameradschaftsgeist unter den Händlern leidet und Nachwuchskräfte nicht das nötige Training erhielten. Bevor J.P. Morgan die Mitarbeiter Mitte März ins Homeoffice schickte, waren mehr als ein Dutzend Leute am Standort in der Madison Avenue erkrankt.New York hatte die Ausbreitung des Virus zuletzt eingedämmt, nachdem die Stadt im März noch ein Epizentrum der Pandemie gewesen war. Seit Juni hat sich die Stadt sukzessive geöffnet, ist aber immer noch viel menschenleerer als vor dem Ausbruch der Pandemie. Zahlreiche New Yorker waren in die Vororte oder aufs Land geflohen.Neben der Gefahr einer Ansteckung mit dem Virus im Büro oder in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit kommen in New York noch wachsende Sorgen um die öffentliche Sicherheit hinzu. In einem offenen Brief forderten jetzt mehr als 160 Wirtschaftsführer, darunter Vorstandschefs großer Banken und Wertpapierhäuser, den New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio auf, Maßnahmen gegen die sich verschlechternde Lebensqualität zu ergreifen. “Es besteht eine weit verbreitete Besorgnis um die öffentliche Sicherheit, Sauberkeit und andere Aspekte der Lebensqualität, die zur Verschlechterung der Bedingungen in den Geschäftsvierteln beitragen”, hieß es in dem Brief. Die Stadt müsse eine konsequente Botschaft senden, dass Mitarbeiter, Kunden und Besucher in eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung zurückkehren werden.