J.P. Morgan drohen 11 Mrd. Dollar Strafe
Der Vergleich im Streit um unsaubere Geschäfte mit Hypothekenverbriefungen droht J.P. Morgan einen zweistelligen Milliardenbetrag zu kosten. In den Gesprächen, die die nach Bilanzsumme größte US-Bank derzeit mit dem Justizministerium führt, soll eine Vergleichssumme von rund 11 Mrd. Dollar diskutiert werden. Ein Angebot über 3 Mrd. Dollar hatte Justizminister Eric Holder zuvor zurückgewiesen.scd New York – Die Beilegung mehrerer Untersuchungen wegen angeblicher Irreführung von Investoren beim Vertrieb von Hypothekenverbriefungen kann J.P. Morgan Chase einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten. Nachdem US-Justizminister Eric Holder ein Angebot der Bank über 3 Mrd. Dollar zur Beilegung von straf- und zivilrechtlichen Ansprüchen umgehend als viel zu niedrig zurückgewiesen hat, wird derzeit offenbar eine Vergleichssumme von 11 Mrd. Dollar diskutiert – 7 Mrd. Dollar davon als Barzahlung und gut 4 Mrd. Dollar in Form von Erleichterungen für Kunden. US-Medien zufolge liegen Bank und Behörden mit ihren Vorstellungen derzeit allerdings noch immer um mehrere Milliarden auseinander. Mögliche Lösungen könnten die Einbeziehung anderer Fälle in den Vergleich oder eine geringere Strafe sein, heißt es aus mit den Gesprächen vertrauten Kreisen. Neben dem Hypothekenverbriefungs-Vergleich drohen J.P. Morgan derzeit Strafen aus mehr als einem halben Dutzend Untersuchungen.Die Vorwürfe unlauterer Geschäfte mit Hypothekenverbriefungen könnten für die nach Bilanzsumme größte US-Bank vor allem wegen der Übernahme von Bear Stearns und der Vermögenswerte von Washington Mutual während der Finanzkrise teuer werden. 70 % der in der laufenden Untersuchung beanstandeten Mortgage-Backed Securities (MBS) waren von den beiden 2008 erworbenen Instituten in den Jahren 2005 bis 2007 ausgegeben worden. In der Finanz- und Immobilienkrise, als die Preise am US-Häusermarkt prozentual zweistellig einbrachen, verloren die MBS dramatisch an Wert oder erwiesen sich für die Käufer sogar als vollkommen wertlos. Das Justizministerium wirft der Bank und ihren Töchtern vor, die Investoren über die Werthaltigkeit der MBS belogen zu haben. Die gegenüber dem ersten Angebot der Bank nun offenbar drastisch gestiegene Vergleichssumme geht allerdings vor allem darauf zurück, dass in dem neuen Vergleich deutlich mehr Fälle eingeschlossen und zudem mehr Aufsichtsbehörden beteiligt sein sollen. Umfangreiches Paket gesuchtCEO Jamie Dimon soll den Board der Bank bereits darauf eingeschworen haben, möglichst schnelle Vergleiche zu suchen, um den bereits entstandenen Imageschaden in Grenzen zu halten. Daher soll J.P. Morgan ein möglichst umfangreiches Vergleichspaket anstreben, das nachträgliche straf- und zivilrechtliche Folgen ausschließt. Ein möglicher Rahmenvertrag soll eventuell schon in der nächsten Woche von den Juristen der Regierung fertiggestellt werden. Neben dem Justizministerium, das die Verhandlungen führt, sind die zuständige Aufsicht Federal Housing Finance Agency und der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman in den Vergleich eingebunden.Sollte am Ende tatsächlich eine Vergleichssumme von 11 Mrd. Dollar unter dem Strich stehen, wäre dies ein Rekord für das Justizministerium in einer Auseinandersetzung mit nur einem Unternehmen. Selbst mit einem so umfangreichen Vergleich würde sich das Dickicht an Vorwürfen gegen J.P. Morgan indes nur ein wenig lichten. Die Bank, die in den vergangenen zwölf Monaten Strafen über mehrere Milliarden wegen zahlreicher Vergehen akzeptiert hat, sieht sich noch immer mehr als einem halben Dutzend Untersuchungen gegenüber.