J.P. Morgan enttäuscht mit Rekorden
J.P. Morgan hat im Schlussquartal mehr als 7 Mrd. Dollar verdient und gestützt auf Steuerreform sowie gute Geschäfte zwei Drittel mehr als im Vorjahr verdient. Investoren sind dennoch enttäuscht, weil der Anleihehandel schwächelt. Bei der Retailbank Wells Fargo sind Ertrag und Gewinn zuletzt gesunken.sp New York – Die größte US-Bank, J.P. Morgan, hat im Schlussquartal mit gut 7 Mrd. Dollar zwei Drittel mehr als im Vorjahr verdient und unter dem Strich mit sage und schreibe 32 Mrd. Dollar im Gesamtjahr den bisherigen Rekord pulverisiert. Wie am Vortag bereits der Konkurrent Citi verzeichnete der Branchenprimus im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren allerdings einen überraschend starken Einbruch, weshalb der Quartalsgewinn unter den durchschnittlichen Erwartungen blieb. Die Aktie notierte knapp 1 % im Minus.Wells Fargo traf trotz eines leicht gesunkenen Gewinns die Erwartungen, sorgte mit einem bereits zum dritten Mal in den vergangenen vier Quartalen rückläufigen Ertrag aber für schlechte Stimmung. Der Kurs gab um mehr als 2 % nach. Bank of America und Goldman Sachs, die heute ihre Zahlen vorlegen, notierten wie Morgan Stanley ebenfalls etwas schwächer. Nur Citi, die am Montag mit durchwachsenen Zahlen den Auftakt zur Berichtssaison der sechs größten US-Banken gemacht hatte und deren Aktie nach vorsichtig optimistischen Aussagen von Finanzchef John Gerspach ins Plus drehte, legte erneut zu. “Sehr un-J.-P.-Morgan”Auch die Erträge von J.P. Morgan lagen mit einem Zuwachs um 7 % auf gut 26 Mrd. Dollar im Schlussquartal unter den durchschnittlichen Erwartungen. Eine vergleichbare Enttäuschung gab es bei J.P. Morgan zuletzt 2015. Die Ergebnisse seien “sehr un-J.-P.-Morgan”, stellte Steven Chubak von Wolfe Research fest. Das ließ sich wie tags zuvor bei Citi vor allem auf den Handel mit festverzinslichen Wertpapieren zurückführen.Der Ertragsrückgang im Handel mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen fiel bei J.P. Morgan mit einem Minus von 18 % zwar etwas glimpflicher als bei Citi aus. Für den Branchenprimus war es in dem Segment dennoch das schlechteste Schlussquartal seit 2008 (siehe Grafik). Der rege Aktienhandel konnte das nicht kompensieren. Insgesamt lagen die Erträge im Handelsgeschäft mit 3,2 Mrd. Dollar knapp 6 % unter dem Vergleichszeitraum. Anfang Dezember hatte CEO und Chairman Jamie Dimon noch in Aussicht gestellt, dass sich das Geschäft auf dem Niveau des Vorjahres bewegen werde.Abgesehen vom Handel legte J.P. Morgan dank der starken US-Konjunktur und mit Unterstützung der US-Notenbank ein Sahnequartal hin. Der Nettozinsertrag kletterte nach den jüngsten Zinserhöhungen der Fed um ein Zehntel auf rekordhohe 14,4 Mrd. Dollar. Das Kreditbuch wurde im Gesamtjahr um knapp 7 % ausgeweitet und schaffte die eigenen Ziele. Auch das Einlagenvolumen legte zu. Der Gewinn im Consumer Banking sprang im Quartal um mehr als 50 % auf gut 4 Mrd. Dollar.Der Ertragsrückgang der größten US-Retailbank, Wells Fargo, fiel mit 5 % auf knapp 21 Mrd. Dollar stärker aus als von Marktbeobachtern erwartet, der Gewinnrückgang mit 1 % auf gut 6 Mrd. Dollar geringer. Sowohl die Einlagen als auch das Kreditvolumen waren rückläufig, während das Hypothekengeschäft unter steigenden Zinsen litt.Die Obergrenze für die Bilanzsumme, die vor einem Jahr von der US-Notenbank wegen fortgesetzter Mängel im Risikomanagement über Wells Fargo verhängt wurde, wird nach Einschätzung von CEO Tim Sloan noch bis Ende 2019 bestehen bleiben. Zuletzt sollte sie noch im ersten Halbjahr aufgehoben werden.—– Kommentar auf Seite 1