J.P. Morgan führt in der M&A-Beratung
Die Ampeln für Fusionen und Übernahmen stehen auf Grün, der Markt soll sich auch 2018 robust entwickeln, erwarten Investmentbanker. Im zu Ende gehenden Jahr hat als Berater in Deutschland J.P. Morgan klar die Nase vorn.Von Walther Becker, FrankfurtFür Investmentbanker ist das Umfeld für Fusionen und Übernahmen derzeit die schönste aller Welten auf der Equity- und der Debt-Seite. Unternehmen sehen das etwas anders, denn das Volumen an angekündigten M & A-Transaktionen mit deutscher Beteiligung ist dieses Jahr zurückgegangen. Dies liegt nicht zuletzt an dem Mega-Deal 2016 – der noch im Genehmigungsprozess hängenden Übernahme von Monsanto für 66 Mrd. Dollar durch Bayer.Mit der Beratung von 26 Deals für 94,4 Mrd. Dollar ist J.P. Morgan nach Angaben von Dealogic 2017 der mit Abstand führende Berater von Transaktionen mit deutscher Beteiligung. Die US-Bank rückt sechs Plätze vor. Morgan Stanley und Citi folgen auf Rang 2 und 3. Hinter Rothschild und Lazard findet sich die Deutsche Bank. Sie hat international im Schlussspurt mit der Beratung milliardenschwerer Deals wieder Boden gutmachen können. So ist die “Deutsche” bei 21st Century Fox/Disney dabei, der mit 69 Mrd. Dollar der zweitgrößte Deal des Jahres global ist. Und auch bei Gemalto in den Niederlanden sowie der Expansion des französischen Immobilienriesen Unibail-Rodamco ist sie mit von der Partie. Gemessen an Gebühreneinnahmen behauptet die Bank Dealogic zufolge die Führerschaft im Heimatmarkt. Doch ist sie laut Berthold Fürst, Co-Leiter Corporate Finance der Deutschen Bank im deutschsprachigen Raum, “nicht da, wo wir stehen wollen”.Strittig ist dieses Jahr, inwiefern die beabsichtigte Übernahme des spanischen Infrastrukturkonzerns Abertis durch Hochtief tatsächlich ein deutscher Deal ist. Denn der Essener MDax-Konzern ist in der Transaktion über 41,7 Mrd. Dollar inklusive Schulden quasi ein Vehikel seines spanischen Mehrheitsaktionärs ACS. Gleichwohl rechnen die Datendienstleister Dealogic und Thomson Reuters diese Transaktion – die mit Abstand größte mit deutscher Beteiligung des Jahres – in die League Tables ein. Der Deal schlägt dem Volumen nach sogar die Fusion von Daimler mit Chrysler im Jahr 1998 um 3 Mrd. Dollar. Citi, die weitgehend unbekannte AZ Capital sowie Deutsche Bank und Morgan Stanley erhalten dafür “Credit” auf der Seite von Abertis, während J.P. Morgan, KPMG und Lazard für den Bieter unterwegs sind. Lässt man Hochtief/Abertis außen vor, dann wäre auch die 2016 an zweiter Stelle stehende Bank of Amerika unter den ersten 10 – und zwar an dritter oder vierter Stelle. Inklusive Hochtief/Abertis rangiert Goldman Sachs, üblicherweise in Deutschland unter den Top 3, auf Rang 10.J.P. Morgan ist bei dem 9,7 Mrd. Dollar schweren Zusammenschluss der Bahntechnik von Siemens mit Alstom auf französischer Seite dabei und auch bei der Akquisition von Stada durch Bain und Cinven, die generell eine Beraterbonanza ist. Die US-Bank beriet die Teilung von Metro wie die Buwog-Übernahme durch Vonovia und den Deal von United Internet (Eingliederung von Drillisch). Die Struktur, die Hedgefonds keine Chance gelassen hat, geht indessen auf Bank of America zurück. Aktivisten unterwegs”Wir erwarten, dass das M & A-Volumen 2018 insgesamt stabil bleibt, denn die Bedingungen sind nach wie vor gegeben: Unternehmen suchen nach externem Wachstum oder wappnen sich gegen mögliche Angriffe von Aktivisten, indem sie bestimmte Geschäftsbereiche abstoßen. Finanzinvestoren sitzen auf großen Summen und suchen nach Anlagemöglichkeiten. Und die Finanzierungsbedingungen sind weiterhin positiv”, fasst Christoph Seidek, Leiter des M & A-Geschäfts von J.P. Morgan, zusammen. Für Armin von Falkenhayn, Deutschland-Chef von Bank of America Merrill Lynch, gilt: “Ein entscheidender Faktor für M & A ist die historisch niedrige Volatilität.” Die sei “Feind der Preisfindung.” Sein Kollege Christof Bechtel meint mit Blick auf eine Zinswende: “Selbst ein kontrolliertes Aussteigen aus der quantitativen Lockerung der EZB wird dem Umfeld für M&A und IPOs nicht schaden.” Ein interessanter Aspekt der Stärke des Investment-Banking-Zyklus sei, “wie sich M&A- und Kapitalmarkttransaktionen quasi gegenseitig nähren”, weiß Fürst von der Deutschen Bank. Die Verselbstständigung von Töchtern via Spin-off oder IPO ermögliche oder löse einerseits neue M & A-Transaktionen aus, wie Uniper/Fortum. “Auf der anderen Seite führen M&A-Transaktionen immer wieder dazu, dass neue Unternehmen an den Kapitalmarkt gebracht werden, weil sich das akquirierende, vergrößerte Unternehmen in der Folge aufteilt”, sagt er und verweist auf den Zusammenschlusses der US-Chemiemultis Dow und DuPont, aus dem drei neue und separate börsennotierte Gesellschaften hervorgehen sollen. Komplexer und längerDoch ist nicht alles eitel Sonnenschein: “Da neben der Überprüfung von Auslandsinvestments in den USA, die vom Committee on Foreign Investment in the United States CFIUS überwacht werden, auch die Regeln in Europa zunehmend strenger werden, ist zu erwarten, dass Investments und Verkäufe unter Beteiligung von außereuropäischen Investoren nun nicht nur deutlich länger dauern, sondern auch schwieriger werden,” weiß Matthias Horbach, Partner der Kanzlei Skadden in Frankfurt. Michael Ulmer, M&A-Partner von Cleary Gottlieb, erinnert daran, dass aktive Industriepolitik und das neue Außenwirtschaftsrecht die Prozesse komplexer machen. “Nachdem es trotz politischer Intervention nicht gelungen ist, einen nationalen Kuka-Deal oder eine ,Deutsche Stahl AG` zu orchestrieren, sollen deutsche Unternehmen durch das neue Außenwirtschaftsrecht besser vor der Übernahme durch ausländische Investoren geschützt werden.”Das Volumen angekündigter Transaktionen deutscher Unternehmen mit Zielen im Ausland steigt 2017 laut Thomson Reuters leicht auf über 204 Mrd. Dollar. Dies gehe vor allem auf mehr Übernahmen mit Käufern von jenseits der Grenzen zurück. Das Volumen mit deutschen Zielen steigt um 92 % auf 113 Mrd. Dollar – den höchsten Wert seit 2007. Das Volumen heimischer Deals legt auf den höchsten Stand seit acht Jahren zu. Wertmäßig verdoppeln sich die Übernahmen deutscher Ziele durch Auslandskäufer – an der Spitze Uniper, Siemens Mobility, Ista und Wirtgen.