J.P. Morgan und RBC schauen sich Commerzbank-Depotbank an

Nur wenige Interessenten betreten den Datenraum - Abhängigkeit von AGI drückt Preis und droht Verkaufspläne zu durchkreuzen

J.P. Morgan und RBC schauen sich Commerzbank-Depotbank an

Von Bernd Neubacher und Silke Stoltenberg, FrankfurtDas Depotbankgeschäft der Commerzbank landet vermutlich in Händen aus Übersee, so es überhaupt zu einem Verkauf kommen sollte. Dies zeichnet sich nach Angaben aus Finanzkreisen ab, wenige Wochen nachdem bekannt geworden ist, dass das in Sparzwang geratene Institut sein Custody-Geschäft ins Schaufenster gestellt hat. Mit rund 91 Mrd. Euro ist die Commerzbank die fünftgrößte Depotbank hierzulande.Wie zu erfahren ist, steht derzeit der Datenraum Interessenten offen. Es gibt allerdings nur wenige Interessenten. J. P. Morgan Chase und Royal Bank of Canada (RBC) sollen darunter sein. Der Andrang im Datenraum hält sich in Grenzen, weil das verwahrte Portfolio der Commerzbank-Depotbank in seiner Struktur recht einseitig ist. Dem Vernehmen nach entfallen 75 % auf Fonds von Allianz Global Investors (AGI). BNY Mellon winkt abWie zu hören ist, hat BNY Mellon aus eben diesen Gründen kein Interesse, da die AGI bereits ein großer Kunde des US-Hauses ist. Die Gesellschaft will diese Informationen auf Anfrage nicht kommentieren. Dass die beiden größten Anbieterim deutschen Depotbankgeschäft – BNP Paribas und State Street – Interesse haben, ist ebenfalls zu bezweifeln. Auch diese Häuser wollen auf Anfrage nicht Stellung beziehen.Oliver Berger dagegen, Mitglied des Vorstandes der J. P. Morgan AG, hatte im Gespräch der Börsen-Zeitung schon im Oktober 2010 erklärt, die Bank wolle hierzulande im Wertpapierdienstleistungsgeschäft zukaufen, um ihr für deutsche Anleger verwahrtes Volumen von insgesamt 250 Mrd. Euro binnen dreier Jahre zu verdoppeln. Berger sagte damals: “Akquisitionen spielen dabei eine maßgebliche Rolle.” J. P. Morgan Chase äußert sich auf Anfrage gleichfalls nicht dazu, ob man sich für die Aktivitäten interessiert. In eine neue DimensionFest steht, dass sich J. P. Morgan mit den Volumina der gelben Bank auf einen Schlag in eine neue Dimension katapultieren würde. Mit verwahrten Assets von gut 99 Mrd. Euro an Publikums- und Spezialfonds sowie offenen Immobilienfonds ist J. P. Morgan hierzulande der viertgrößte Anbieter im Depotbankgeschäft (siehe Grafik). Mit einem weltweit verwahrten Volumen von gut 18 Bill. Dollar gehört J. P. Morgan neben State Street und BNY Mellon zu den größten drei Custody-Häusern überhaupt.In der Branche geht es vor allem um Größeneffekte. Gerade angesichts steigender regulatorischer Anforderungen prophezeien Branchenakteure schon seit langem, dass sich das Geschäft auf zunehmend weniger Spieler konzentrieren wird. 50 Depotbanken gibt es in der Bundesrepublik. Den Erwartungen zufolge sollten aber vor allem kleinere Anbieter aus dem Markt ausscheiden.So wird durch die EU-Richtlinie Ucits V den Depotbanken als Folge des Madoff-Betrugs eine größere Verantwortung für die Assets auferlegt. Erweisen sich diese als wertlos, müssen sie haften, was eine höhere Belastung des Eigenkapitals bedeutet. Allerdings gibt es durch andere regulatorische Pläne auch Geschäftschancen. So müssen durch die EU-Richtlinie für alternative Manager, AIFM, künftig alle Fonds eine Depotbank beauftragen – hier lockt ein guter Batzen Neugeschäft. Auch die vorgesehene Derivateregulierung bietet neue Chancen für die Verwahrer. Pferdefuß für GesprächeDie Aktivitäten der Commerzbank stellen eine seltene Gelegenheit für andere Verwahrer dar, beträchtliches Volumen auf einen Schlag aufzubauen. Doch der Pferdefuß der starken AGI-Abhängigkeit könnte den Preis drücken oder das Verkaufsvorhaben auch komplett scheitern lassen. Bloomberg hatte den angestrebten Verkaufspreis vor Wochen auf rund 200 Mill. Euro beziffert.Beraten wird die Commerzbank bei der ins Auge gefassten Transaktion von UBS und Citigroup. Einen Kommentar lehnten am Freitag auch die Commerzbank, Citigroup, Royal Bank of Canada sowie UBS ab. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung hatte Udo Braun, Leiter des Bereichs Group Markets Operation der Commerzbank, im Januar bereits im Markt kursierende Spekulationen über einen Verkauf noch gedämpft und selbst Kooperationen skeptisch beurteilt (vgl. BZ vom 4. Januar).