W&W kriegt die Kurve
W&W kriegt die Kurve
Nach Rückgang des IFRS-Ergebnisses erwartet der Finanzkonzern deutliche Gewinnsteigerung
Der Wüstenrot & Württembergischen AG (W&W) gelingt ein starker Jahresauftakt. Nach einem kräftigen Schub beim Neugeschäft in den beiden ersten Monaten geht der Finanzkonzern für das laufende Jahr von einer Trendwende beim Gewinn nach IFRS-Rechnungslegung aus.
spe Stuttgart
Insbesondere in der Baufinanzierung und bei Lebensversicherungen schreibt der Finanzkonzern im Januar und Februar ein stark anziehendes Neugeschäft, sodass Zugewinne von 22,6% respektive 12,6% zu Buche schlagen. Vor diesem Hintergrund erwartet der Vorstand für 2025 einen Gewinn „deutlich über Vorjahresniveau“, allerdings ohne nach IFRS-Rechnungslegung eine Prognose abzugeben. Dagegen nannte CEO Jürgen Junker bei der Vorstellung der Bilanzzahlen von 2024 am Firmensitz Kornwestheim ein Ergebnisziel von 140 Mill. Euro nach HGB und bekräftigte auf mittlere Sicht eine Zielspanne von 220 bis 250 Mill. Euro – „vorausgesetzt, die Schäden werden nicht so exorbitant wie im Schadensausnahmejahr 2024.“
Orientierung an HGB-Ergebnissen
Wie der Vorstandschef weiter sagte, konnte W&W 2024 das HGB-Ergebnis, in dem sich Belastungen weit weniger kurzfristig auswirken als bei IFRS, leicht auf 135 Mill. Euro steigern, musste aber nach IFRS einen Einbruch beim Konzernergebnis von 141 auf 36 Mill. Euro hinnehmen. Junker betonte, dass die Bilanzierungsregeln nach HGB in einem Finanzkollektiv besser geeignet seien, „glättend zu wirken“, während IFRS eine größere Volatilität mit sich bringe. „Daher orientieren wir uns langfristig an den HGB-Ergebnissen“, sagte er. Das Vertrauen in diese Einschätzung teilen offenbar auch Anleger an der Börse, wo der Aktienkurs des Finanzkonzerns gestern auf einem Niveau von gut 14,00 Euro nahezu auf seinem Zwölfmonatshoch notiert hat.
Unbelastet ins Jahr 2025
Für 2024 sprach Junker mit Blick auf außergewöhnlich heftige Unwetter von einem überproportionalen Schadenaufwand, betonte aber, dass alle Belastungen vollständig im Jahr 2024 verarbeitet worden seien. „Wir sind also unbelastet ins neue Jahr gestartet“, so der CEO. Heftig ging Junker mit den, wie er sagte, explodierenden Kosten in der Kfz-Branche ins Gericht. Hier gebe es eine sehr nachteilige Entwicklung, die vor allem die Endkunden am Ende bezahlen müssten. So beklagte er, dass der durchschnittliche Stundensatz bei Lackschäden binnen zweier Jahre um 30% auf 162 Euro angestiegen sei, was einen Tagessatz von bis zu 1.800 Euro bedeute. Ähnlich verlaufe die Entwicklung bei Ersatzteilen. Infolge überhöhter Rechnungen haben sich die Prämien in der Kfz-Versicherung teilweise deutlich erhöht. Der W&W-Konzern sei allerdings nicht mehr bereit, dieser Entwicklung tatenlos zuzuschauen, betonte Junker.
So hat die Württembergische Versicherung zu Beginn des Jahres 2024 eine 25-prozentige Beteiligung an dem 2016 gegründeten Kfz-Schadensteuerer Riparo übernommen, der bundesweit die Reparatur von Unfallfahrzeugen koordiniert. Mit den gleichen Anteilen sind die R+V sowie Provinzial eingestiegen. In Zusammenarbeit mit rund 1.200 Werkstattpartnern für Karosserie- und Lackreparaturen kümmert sich Riparo um den Anspruch eines kundenfreundlichen Services und letztendlich eine faire Bepreisung.
Einbruch beim Bausparneugeschäft
Beim Bausparen, dessen Neugeschäft um 37,6% einbrach, sprach Bernd Hertweck, Vorstandschef von Wüstenrot, für 2024 von einem „Rücksetzer“ beim Marktanteil von 17,2 auf 13,2%. Er führte dies unter anderem auf „andere Prioritäten mancher Kooperationspartner“ zurück. Für 2025 erwartet er, dass sich die Marktanteile wieder auf dem Niveau von 2021 einpendelten, also von vor den beiden folgenden Ausnahmejahren.
Bogk wird neuer Finanzchef
Darüber hinaus gab Junker die Berufung von Matthias Bogk (47) zum neuen Finanzvorstand der W&W zum 1. Juli 2025 bekannt. Der 47-Jährige kam 2011 zur W&W-Gruppe und ist seit 2019 Finanzvorstand der Wüstenrot Bausparkasse. Bogk ersetzt damit den bisherigen CFO, Alexander Mayer (59), der zum gleichen Zeitpunkt eine Vorstandsfunktion mit einer für ihn nach eigenen Angaben interessanten Perspektive innerhalb der Branche übernehmen wird.