S-Finanzgruppe

DekaBank dreht im Krisenjahr Vertriebshahn für Zertifikate auf

Während das Fondsgeschäft im zurückliegenden Jahr an Fahrt verlor, waren Zertifikate besonders gefragt, wie die DekaBank berichtet. Die Causa Cum-ex und Cum-cum belastet das Sparkassenhaus.

DekaBank dreht im Krisenjahr Vertriebshahn für Zertifikate auf

DekaBank dreht im Krisenjahr Vertrieb für Zertifikate auf

Sparkassenkunden schwenken um – Wertpapierhaus schreibt im vierten Quartal Verlust

Während das Fondsgeschäft im zurückliegenden Jahr an Fahrt verlor, waren Zertifikate besonders gefragt: Unterm Strich verkaufte die DekaBank Papiere im Wert von 12,6 Mrd. Euro. Bewertungseffekte und die Risikovorsorge belasteten kurz vor Jahresende das Ergebnis. Auch die Causa Cum-ex und Cum-cum belastet die Bank.

jsc Frankfurt

Die DekaBank schwenkt im Vertrieb über die Sparkassen um: Im vergangenen Jahr setzte das Wertpapierhaus mit 12,6 Mrd. Euro besonders viele Zertifikate an private Sparer ab, während der Fondsabsatz hier mit 8,1 Mrd. Euro weniger als halb so hoch ausfiel wie im Vorjahr, wie die Gruppe am Dienstag in Frankfurt bekanntgab. Inklusive institutioneller Kunden setzte die DekaBank 27,4 Mrd. Euro ab nach rekordhohen 35,7 Mrd. Euro im Jahr zuvor. Es ist das bislang dritthöchste Ergebnis der Bank. “Wer konnte, hat im vergangenen Jahr gespart und sein Geld in Wertpapierprodukte angelegt”, sagte Bankchef Georg Stocker.

Allerdings hätte die Gesellschaft ohne die Zuflüsse aus Fondssparplänen vermutlich einen negativen Fondsabsatz mit privaten Anlegern erzielt. Denn zum Jahresende zählte das Sparkassenhaus bereits 7,4 Millionen Verträge und damit rund 368.000 mehr als zwölf Monate zuvor. Weil Sparer im Durchschnitt monatlich ungefähr 100 Euro beisteuern, führt allein der Vertragsbestand zu einem höheren einstelligen Milliardenabsatz pro Jahr.

Im Zertifikategeschäft wiederum führt die DekaBank viele strukturierte Anleihen, also zinsnahe Produkte, aber auch Express-Zertifikate, die sich am Aktienmarkt orientieren. Die Papiere haben anders als Fonds eine begrenzte Laufzeit, so dass ein hohes Neugeschäft nicht zwingend zu steigenden Beständen führt – vor allem kurzlaufende Zinsprodukte sind im Zuge der Zinswende gefragt. Laut Branchenverband DDV ist die Bank mit 18,4 Mrd. Euro Marktführer im gesamten Zertifikate-Segment nach 16,0 Mrd. Euro ein Jahr zuvor. Wird auch das Zertifikategeschäft mit institutionellen Kunden hinzugezählt, kommt die DekaBank eigenen Angaben nach auf ein Volumen von 24,5 Mrd. Euro. Mittlerweile hat die Gruppe damit eine Größe erreicht, bei der sie nicht weitere Volumina auf ihre Bücher nehmen will. Daher kooperiert sie seit dem vergangenen Jahr mit der Helaba, Société Générale und Goldman Sachs, die entsprechende Wertpapiergeschäfte übernehmen.

Weiterhin lebt die DekaBank vom Fondsgeschäft: Das Provisionsergebnis ist mit 1,59 Mrd. Euro die wichtigste Ertragssäule, während der Zinsüberschuss nur eine Nebenrolle spielt. Der Konzern finanziert gewerbliche Immobilien, Flugzeuge, Schiffe und Infrastrukturvorhaben. Im vierten Quartal verbuchte der Konzern angesichts von Ukraine-Krieg und Inflation eine Risikovorsorge von knapp 99 Mill. Euro. Weil die Bank zuvor Vorsorge aufgelöst hatte, fiel der Posten auf Gesamtjahressicht mit 41 Mill. Euro noch moderat aus.

Auch das wirtschaftliche Ergebnis – eine konzerneigene Kennziffer, die am Vorsteuergewinn anlehnt – drehte im vierten Quartal mit minus 11 Mill. Euro unter die Nulllinie, auch wenn auf Gesamtjahressicht fast 1,0 Mrd. Euro stehenblieben. Dabei prägte ein Bewertungseffekt das Ergebnis: Die Bank bewertet ihre eigenen Emissionen nach aktueller Marktlage und verbuchte zum Halbjahr einen Wertzuwachs in dreistelliger Millionenhöhe, der sich bis Jahresende weitgehend wieder verflüchtigte. Nach Steuern blieben 533 Mill. Euro stehen, wovon die Bank wie im Vorjahr 200 Mill. Euro an die Sparkassenverbände auskehren will.

Ärger mit Cum-ex und Cum-cum

Ihre frühere Rolle bei Aktiengeschäften rund um den Dividendenstichtag – Cum-ex- oder Cum-cum-Geschäfte – kommt die DekaBank teuer zu stehen: 42 Mill. Euro verbuchte sie für entsprechende Vereinbarungen mit beteiligten Geschäftspartnern für das vergangene Geschäftsjahr. Weitere Vereinbarungen in Höhe von rund 30 Mill. Euro könnten im laufenden Turnus folgen. Bereits im Jahr 2016 hatte ein Gericht entschieden, dass der Bank keine Steuerrückerstattung in Höhe von 53 Mill. Euro aus umstrittenen Geschäften zusteht. Vergangenen Juni hatte die Staatsanwaltschaft die Räume der Bank durchsucht. “Der Verwaltungsrat lässt sich bei diesem Sachverhalt
durch eine Anwaltskanzlei begleiten”, heißt es im Geschäftsbericht.

Kommentar Seite 2