Umfrage

Kein Allheilmittel gegen Bank Runs

Eine Einlagensicherung senkt die Bereitschaft der Kunden für einen Bank Run deutlich, schafft das Risiko aber nicht aus der Welt, wie eine globale Umfrage zeigt.

Kein Allheilmittel gegen Bank Runs

Kein Allheilmittel gegen Bank Runs

Auch wenn es eine Einlagensicherung gibt, ziehen viele Menschen Geld ab, zeigt eine Studie

jsc Frankfurt

Bank Runs bleiben auch in einem System mit einer Einlagensicherung für viele Menschen eine Option: Zwar sinkt mit einem Sicherungssystem die Wahrscheinlichkeit, dass eine Privatperson im Krisenfall ihr Geld abrupt vom Konto abzieht, wie eine Studie mit Unterstützung der International Association of Deposit Insurers (IADI) an der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zeigt. Die Gefahr einer Kundenflucht bleibt aber hoch.

Die Online-Umfrage präsentiert ein fiktives Szenario. Auf einem Bild ist eine Menschenschlange vor einer Filiale zu sehen. In der Kommentarspalte rufen Freunde etwa dazu auf, “das Geld zu packen und zu rennen”. Daraufhin wollten die Forscher wissen, unter welchen Umständen Personen ihr Geld ebenfalls abziehen würden. Befragt wurden rund 2.800 Menschen in den USA, Kanada, Großbritannien, Irland, Australien, Neuseeland und Indien. Die IADA ist eine Vereinigung der Einlagensicherungssysteme.

Ergebnis: Wenn die Befragten mit einem Szenario konfrontiert werden, in dem ihr Geld nicht geschützt ist, geben 56% an, ihr Geld vom Konto abzuziehen. Mit Einlagensicherung sinkt der Wert auf 25%. Ein Sicherungssystem senkt also die Bereitschaft für einen Bank Run deutlich, schafft die Gefahr aber nicht aus der Welt. Die Ergebnisse sind über alle Länder hinweg ähnlich. Aktuelle Beispiele wie die Silicon Valley Bank, deren Kunden sich tatsächlich in sozialen Medien zu einem Bank Run anstachelten, erwähnt die Studie nicht.

Auch die Gefahr einer Ansteckung zeigt sich deutlich: Viele Menschen erklären, ihr Geld auch dann abzuziehen, wenn der Bank Run ein anderes Geldhaus erfasst (siehe Grafik). Auch diese Gefahr lässt sich durch ein Sicherungssystem lediglich mildern, nicht aber beheben. Der Autor Edwin Weinstein von der Beratungsfirma Brondesbury und die Autorin Gulnur Muradoglu von der Queen Mary University of London betonen, dass eine Einlagensicherung möglichst bekannt sein sollte. In einer Krise solle die Institution mit “klaren und einfachen Worten” über den Schutz zu informieren. Wenn Menschen einer Regierung oder einer Bank vertrauen, sinkt das Risiko laut Umfrage deutlich.

Der Fluchtinstinkt sinkt nur leicht, wenn Menschen ein hohes Einkommen oder Geldvermögen haben. Wichtiger ist das Alter: Zwar ziehen alte wie junge Menschen erklärtermaßen ähnlich häufig ihr Geld ab, wenn die Hausbank wankt und kein Einlagenschutz existiert. Wenn es aber eine Sicherung gibt, lassen sich ältere Menschen davon eher beruhigen.

Wertberichtigt Seite 2
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