Julius Bär zeigt sich übernahmewillig

Vor neuen Akquisitionen will die Schweizer Privatbank den US-Steuerstreit beilegen

Julius Bär zeigt sich übernahmewillig

Reuters Zürich – Die Schweizer Privatbank Julius Bär will bald wieder auf die Suche nach einer Großübernahme gehen. “Es wäre großartig, wenn uns ein weiterer Elefant wie das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft von Merrill Lynch über den Weg laufen würde”, sagte Konzernchef Boris Collardi. Voraussetzung für eine solche Transaktion sei allerdings, dass das Institut den seit Jahren schwelenden US-Steuerstreit beendet.Collardi bekräftigte, dass die Verhandlungen mit den US-Behörden weit gediehen seien. “Ausgehend vom fortgeschrittenen Stadium der Gespräche hoffe ich, dass wir den Fall in den nächsten Monaten beilegen können”, sagte er. Im ersten Halbjahr riss der Steuerstreit ein tiefes Loch in die Bilanz. Eine 350-Mill.-Dollar-Rückstellung für die erwartete US-Buße drückte den Gewinn des größten reinen Vermögensverwalters des Landes um fast zwei Drittel auf 109 Mill. sfr (104,5 Mill. Euro). Die US-Behörden ermitteln gegen Bär und andere Schweizer Banken wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Die Credit Suisse ist bereits aus dem Schneider, musste allerdings 2,8 Mrd. Dollar zahlen.Im Tagesgeschäft lief es für Julius Bär besser, als Analysten erwartet hatten. Die Bank profitierte von den Kursschwankungen an den Finanzmärkten. Die Aufhebung der Euro-Anbindung des Franken und die Griechenland-Krise kurbelten das Handelsgeschäft an. Die operative Entwicklung ist auch ein gutes Vorzeichen für die übrigen großen Schweizer Banken. Credit Suisse und UBS legen in den kommenden Tagen ihre Zwischenberichte vor. Die massive Verteuerung des Franken hatte allerdings auch eine Schattenseite für Julius Bär: Die Aufwertung drückte das verwaltete Vermögen auf 284 Mrd. sfr, weil der größte Teil in Fremdwährungen angelegt ist.Von den insgesamt verwalteten Vermögen stammten 52 Mrd. sfr von dem Merrill-Lynch-Bereich, den Bär schrittweise übernimmt und dafür gut 900 Mill. sfr auf den Tisch legt. Angesichts der starken Bilanz traut sich Bär einen weiteren Zukauf in ähnlichem Umfang zu. “Sobald der US-Steuerfall ein für alle Mal beigelegt ist, sind wir gewillt und offen, eine Großübernahme zu prüfen”, erklärte Collardi. Viele Ziele in dieser Größenordnung gebe es aber nicht.Gleichzeitig halte Bär auch nach Akquisitionen von kleineren Schweizer Vermögensverwaltern und Häusern Ausschau, die der Bank den Einstieg in einen neuen Markt ermöglichten. In diese Kategorie fällt die am Montag bekannt gegebene Beteiligung am mexikanischen Finanzberatungsunternehmen NSC Asesores, die knapp 3 Mrd. Dollar verwaltet. “Julius Bär bleibt aufgrund seiner Größe und Kapitalisierung eine treibende Kraft bei der Flurbereinigung im weltweiten Vermögensverwaltungsmarkt”, erklärte ZKB-Analyst Michael Kunz.—– Personen Seite 16