Kahlschlag im Inland

Im Zuge ihres Stellenabbaus streicht die Commerzbank im Heimatmarkt überproportional stark

Kahlschlag im Inland

Der Stellenabbau der Commerzbank soll sich vor allem im Inland abspielen. Die Aktivitäten im Heimatmarkt, auf die rund drei Viertel der Stellen im Konzern entfallen, sollen 88 % der personellen Kürzungen tragen.bn Frankfurt – Die Commerzbank legt im Zuge ihres breit angelegten Stellenabbaus bis 2020 die Axt im Heimatmarkt rigoroser als im Ausland an. Im Inland will der Vorstand der zweitgrößten deutschen Bank brutto 8 450 von insgesamt 9 600 wegfallenden Vollzeitarbeitsplätzen streichen. Dies geht aus einer internen Präsentation hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Die Aktivitäten im Inland sollen damit 88 % zu den geplanten Stellenstreichungen beitragen. Ende Juni entfielen im Konzern 76 % oder knapp 38 000 der rund 50 000 Stellen auf den Heimatmarkt. Abbau in der FlächeNicht weniger als 4 800 der insgesamt 8 450 im Inland wegfallenden Stellen liegen dabei in der AG außerhalb der Zentrale. Damit werde die Hälfte des Brutto-Stellenabbaus “in der Flächenorganisation geplant”, wie es in dem als streng vertraulich gekennzeichneten Papier heißt. Die Zentrale soll dem Dokument zufolge mit 2 900 Stellen zu den Kürzungen beitragen. Die übrigen 750 Stellen liegen in inländischen Tochtergesellschaften, zu denen etwa Comdirect oder Commerz Real zählen.Dessen ungeachtet soll der Stellenabbau weniger den Vertrieb treffen, welchen die Bank künftig in die beiden Sparten “Privat- und Unternehmerkunden” sowie “Firmenkunden” einteilt, sondern vielmehr den Betrieb des Instituts.So reduziert sich die Zahl der Stellen in den Unterstützungsfunktionen (Group Services) um 3 900, in den Stabs- und Steuerungsfunktionen (Group Management) um nochmals 750 sowie im Group Risk Management um weitere 850 Vollzeitstellen. Die operative Sparte “Privat- und Unternehmerkunden” steuert unterdessen 2 300 und das Segment “Firmenkunden” 1 800 Vollzeitstellen zum Abbau bei.Während der Konzern im Inland damit gut 22 % seiner Stellen kappt, sind es im Ausland knapp 10 % oder 1 150: 950 in Auslandsaktivitäten der AG sowie 200 bei Töchtern jenseits der Grenzen. Dem Papier zufolge handelt es sich um eine “vorläufige Indikation”, die unter dem Vorbehalt der Gremienabstimmung steht.Um den Zeitplan für die Verhandlungen über den Stellenabbau zu vereinbaren, traten am Montagnachmittag Konzernchef Martin Zielke und die Generalbevollmächtigte Bettina Orlopp mit dem Betriebsrat zusammen. Ein erstes Treffen hatte Anfang Oktober stattgefunden. Wenige Tage zuvor hatte der Konzern angekündigt, im Zuge seiner neuen Strategie die Zahl der Vollzeitstellen bis 2020 um insgesamt 9 600 oder rund 20 % zu verringern. Zwar hält die Bank demnach an ihrem Filialnetz fest, allerdings will sie stärker differenzieren, was das Angebot der Zweigstellen angeht: Während sogenannte “Flagship-Filialen” einen Schwerpunkt in der Beratung haben, bieten “Cityfilialen” dem Konzept zufolge künftig “effizienten Kundenservice mit reduzierter Infrastruktur und Betriebskosten”. Parallel zum Stellenabbau sollen “rund 2 300 neue Stellen in Wachstumsfeldern entstehen”, wie die Bank Ende September mitteilte.Diese Arbeitsplätze wiederum dürften vorrangig jenseits der Landesgrenzen entstehen, geht es doch in erster Linie um kundenferne Aktivitäten. So sollen dem Papier zufolge 1 000 Vollzeitstellen infolge von Beschaffungsmanagement und Verlagerungen unter anderem in der Betriebseinheit IT entstehen.700 weitere Stellen sollen durch selektive Investitionen etwa in das Ratenkreditgeschäft und Analyseaktivitäten im Risikomanagement und in der IT hinzukommen, wie das Papier zeigt, die übrigen 600 durch Internalisierung bislang ausgelagerter Aufgaben insbesondere im “Digital Campus”.Konkret muss sich der Konzern mit den Arbeitnehmern der Präsentation zufolge noch über die Streichung von brutto 6 250 Jobs der insgesamt 9 600 Jobs einig werden. Über den Abbau von 1 700 Stellen sind sich Konzern und Arbeitnehmer schon vor Ankündigung der Neuausrichtung einig gewesen. Weitere 900 will der Vorstand durch Fluktuation und Renteneintritte erreichen, ein Spin-off des strukturierten Aktiengeschäfts soll nochmals 600 beisteuern und Veränderungen bei der Tochter CommerzSystems weitere 150.Bis Ende 2017 ist konzernweit zunächst ein Abbau von netto 1 650 Vollzeitstellen vorgesehen, von welchen den Angaben zufolge bis Ende Juli bereits 500 weggefallen sind. Brutto will die Bank 2016/2017 2 400 sowie 2018 und 2019 jeweils 2 450 Stellen abbauen, 2020 dann die übrigen 2 300.