Kampf um Talente ist voll entbrannt
fir Frankfurt – Auf der Suche nach Nachwuchskräften können Banken und Sparkassen meist nicht mehr wie einst aus dem Vollen schöpfen. Einerseits bieten sie zwar weniger Ausbildungsstellen an, andererseits bleibt der Nachwuchs fern, und das nicht nur wegen des demografischen Wandels und eines Trends zur Akademisierung. Der Bankberuf ist schlichtweg nicht mehr so gefragt.Das spiegelt sich in Umfragen bei einzelnen Instituten zwar nicht so deutlich wider, zeigt aber der Blick auf die Statistik. So weist die Bundesagentur für Arbeit einen sinkenden Anteil von Auszubildenden für den Beruf Bankkaufmann an der Gesamtheit der Auszubildenden aus. Stagniert die Gesamtzahl der Azubis aus allen Branchen weitgehend, weist die der Nachwuchskräfte des Berufs Bankkaufmann/-frau im Zeitraum 2013 bis 2018 steil nach unten (siehe Grafik). In Frankfurt ging es um 40 % bergab, was einem Rückgang von 642 auf 389 Azubis entspricht, und im Bund um 35 %. Statt 28 400 befanden sich nur noch 18 600 junge Leute in Bankausbildung. Die Bundesagentur für Arbeit hat darin die Fortsetzung eines länger währenden Trends ausgemacht. Lag der Ausbildungsberuf im Jahr 2009 noch auf Platz 11 in der Rangliste der häufigsten Ausbildungsberufe, so landete er 2018 auf Platz 18.Das Rekrutierungspotenzial der Banken liegt unter dem Schnitt aller Branchen. Die Bewerber-Ausbildungsstellen-Relation, die angibt, wie viele Bewerber auf eine Ausbildungsstelle kommen, fällt für Bankkaufleute geringer aus als über alle Branchen hinweg. In Frankfurt sind es mit gerade einmal 0,5 nur halb so viele Bewerber im Bankwesen wie in allen Branchen. Zwar sank auch die Zahl der gemeldeten Berufsausbildungsstellen für Bankkaufleute von 2013 bis 2018 in Deutschland um 30 % auf 9 355 und in Frankfurt um 53 % auf 124. Allerdings ging die Zahl der Bewerbungen als “Bankkaufmann/-frau” sehr viel stärker zurück als insgesamt für eine Ausbildung. Bundesweit gab es im vergangenen Jahr 4,3 % weniger Bewerber für alle Ausbildungsstellen, bei Banken fiel das Minus mit 38 % aber viel stärker aus. Eklatant sind die Unterschiede in der Stadt Frankfurt: Hier gab es gut 14 % mehr Bewerber für eine Ausbildungsstelle insgesamt, aber ein Viertel weniger Bankanwärter.Die Umbrüche berücksichtigt die Novellierung der Ausbildungsverordnung für Bankkaufleute, die am 1. August 2020 in Kraft treten soll: mit stärkerem Fokus auf Kundenorientierung, Kommunikation, der Fähigkeit zu vernetztem Denken und dem professionellen Umgang mit digitalen Arbeitsmitteln, schreibt das Bundesinstitut für Berufsbildung.Auf Anfrage geben Frankfurter Finanzinstitute an, rege Bewerbernachfrage nach einer Ausbildung zu verzeichnen, was Frankfurter Volksbank und Frankfurter Sparkasse unter anderem auch darauf zurückführen, duale Studienplätze anzubieten. Allerdings nehme die Qualität vieler Bewerbungen ab, konstatieren beide. Die Sparkasse beschäftigt 1 640 Mitarbeiter, darunter 90 Azubis, von denen neun dual Studierende sind. Die meisten würden nach Ausbildungsabschluss in den Filialen eingesetzt. Bei der Volksbank arbeiten rund 1 500 Menschen, darunter 37 Auszubildende und neun in dualen Studiengängen, die “unverändert vorwiegend für den Vertrieb, also das Filialgeschäft”, ausgebildet würden, weil dort nach wie vor der höchste Personalbedarf bestehe. Da die ING überwiegend IT-Nachwuchs braucht, stellt sie inzwischen weniger Bankkaufleute ein als noch vor ein paar Jahren. Sie beschäftigt in Deutschland 4 096 Mitarbeiter und 34 Auszubildende, davon zehn Bankkaufleute und 18 duale Studenten.Jenseits des Finanzplatzes mag es noch schwerer fallen, Nachwuchs zu akquirieren, wie das Beispiel der Sparkasse Zollernalb zeigt. Das Institut mit Geschäftsgebiet im Zollernalbkreis südlich von Tübingen beschäftigt rund 700 Mitarbeiter, darunter 78 Auszubildende, und hat nach eigenen Angaben einen ungebrochenen Bedarf an 25 bis 30 Auszubildenden pro Jahr. “Das Interesse der jungen Leute am Beruf des Bankers hat leider nachgelassen. Die Bewerberzahlen sind in den letzten fünf Jahren um circa 35 % zurückgegangen”, so ein Sprecher. Zum Einsatz kommen die jungen Banker überwiegend in den Filialen.