Kampf um talentierte Mitarbeiter
Bloomberg – Ein Kampf um talentierte Mitarbeiter verschärft sich im Finanzsektor in China, einer der wenigen Regionen weltweit, wo globale Banken kräftig einstellen. Credit Suisse hat in diesem Monat ein Dutzend Analysten in China angeheuert, von denen fast die Hälfte bei UBS gearbeitet hatte. Die UBS wiederum konnte mehr als 40 Beschäftigte von globalen und heimischen Häusern weglocken.Morgan Stanley hat ein Team aufs Festland verlagert und etwa 20 Leute eingestellt, hat aber auch sechs Banker verloren, einige davon an lokale Broker. Wie Goldman Sachs planen die meisten ausländischen Gesellschaften ihre Belegschaft in den nächsten fünf Jahren in China zu verdoppeln. Kontrast zum Rest der WeltDie Neueinstellungen folgen auf die historische Öffnung des chinesischen Finanzsektors und stehen im Kontrast zur Entwicklung im Rest der Welt. Banken rund um den Globus haben in diesem Jahr mehr als 63 000 Stellenstreichungen angekündigt, was der heftigste Personalabbau seit dem Jahr 2015 wäre. Die Branchenriesen setzen darauf, dass in China Milliarden verdient werden können, von der Fusionsberatung über Aktien-Underwriting bis zum Handel – wenn sie die richtigen Leute finden können.”Zwischen einigen großen globalen Banken gibt es definitiv einen Kampf um gute Mitarbeiter”, sagt Sid Sibal von der Personalagentur Hudson in Hongkong. “In China ist die Zahl der Mitarbeiter, die von großen Investmentbanken abgeworben werden können, begrenzt. Daher werden sie neue Wege beschreiten müssen.” China öffnet seine MärkteCredit Suisse hat die Top-Analysten Alex Liu und Tracey-Ruth Sun von UBS für die Leitung ihres Analysebereichs eingestellt. Im vergangenen Jahr konnte sie die damalige Chefin des UBS-Research, Erica Poon Werkun, gewinnen. Die Gesellschaft habe sich im Juli von etwa 30 Bankern bei dem Joint Venture getrennt, um Platz zu schaffen für neue Talente, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person berichtete. Eine Ausweitung des Research wird immer wichtiger, da China seine Märkte öffnet, um mehr ausländisches Kapital anzuziehen. Die Regierung hat im vergangenen Jahr die Obergrenzen für ausländische Käufe von Aktien und Anleihen sowie die Genehmigungen für Quoten abgeschafft. Ausländische Anleger halten laut der Aufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission nur 4,7 % der chinesischen Aktien im Umlauf, was erheblich unter den mehr als 30 % in Märkten wie Japan und Südkorea liegt. Auf BeutejagdUBS ist ebenfalls auf Beutejagd. Die Schweizer Bank hat in diesem Jahr etwa 200 Personen neu eingestellt, darunter 44 Banker, Analysten und Support-Mitarbeiter von mindestens fünf Broker-Häusern, einschließlich Credit Suisse, sagte ein Sprecher.Der US-Gigant Morgan Stanley verzeichnete ebenfalls Fluktuation. Zwar hat die Bank sieben Führungskräfte, die zuvor nach Bedarf nach Schanghai einflogen, in das China-Gemeinschaftsunternehmen dauerhaft integriert und laut einer informierten Person 20 Banker und Analysten eingestellt. Aber die Bank litt auch unter Abgängen: Einige wechselten zur China International Capital Corp., was die Schwierigkeiten unterstreicht, vor denen ausländische Banken stehen.Morgan Stanley hat in jüngster Zeit sechs Banker bei ihrem China-Venture verloren, einschließlich zweier geschäftsführender Direktoren und eines weiteren Bankers, der an der größten Transaktion der Bank in diesem Jahr arbeitete, sagten die informierten Personen. Teilweise stand dies den Kreisen zufolge im Zusammenhang damit, dass die Bank einigen Führungskräften und Beschäftigten keinen Bonus zahlte, war aber auch auf geringere Deal-Aktivitäten zurückzuführen. Vor diesen Problemen steht auch die internationale Konkurrenz. Sprecherinnen von UBS, Morgan Stanley und Credit Suisse lehnten Stellungnahmen ab. Analysten und Banker sagen, dass chinesische Broker schnellere Aufstiegsmöglichkeiten bieten. Während bei einem heimischen Broker ein Analyst mit drei Jahren Berufserfahrung Branchenchef werden kann, dauert es bei einem ausländischen Institut sehr viel länger, die Karriereleiter hochzuklettern, sagt ein Manager, der in beiden Bereichen gearbeitet hat. Eine weitere Hürde ist die strengere Compliance bei ausländischen Banken. Lokalen Brokerhäusern ist es beispielsweise erlaubt, in die von ihnen begleiteten Star-Transaktionen auch zu investieren – eine potenziell lukrative Praxis, die bei ausländischen Gesellschaften streng geprüft wird.Zwar ist es schwer, die Vergütungsunterschiede zwischen heimischen und ausländischen Häusern zu vergleichen, auch weil einige globale Banken gerade erst einsteigen. Aber die Neuankömmlinge bieten Wechselprämien von mindestens 20 %, um Mitarbeiter für leitende Funktionen zu gewinnen, berichtet Eric Zhu, Leiter Personalbeschaffung für Finanzdienstleistungen bei Morgan McKinley. Ein zweistelliges Wachstum gegenüber dem Stand vor zwei Jahren sei bei der Hochschul-Rekrutierung durch ausländische Firmen zu beobachten. Überzeugende Argumente”Vergütung ist nicht der wichtigste Faktor”, erläutert er. “Ausländische Unternehmen haben hier keinen großen Status, sie müssen schon sehr überzeugende Argumente haben, damit die Leute interessiert sind.” Globale Banken setzten nun darauf, dass ihre wachsenden Investitionen und verstärkte Kontrollen zu einem höheren Marktanteil führen, so dass sie leichter talentierte Banker anwerben können.Wenn lediglich die ankündigten Einstellungspläne von Credit Suisse, Goldman Sachs, UBS und der Nomura Securities aus Japan zugrunde gelegt werden, müssten die Banken in den nächsten Jahren mindestens 1 000 neue Mitarbeiter finden. “Es geht nicht mehr um 10 oder 20 Mitarbeiter”, sagte Sibal. “Wenn man eine solche Nachfrage hat, muss man die Suche ausweiten.”