Kapitalbedarf bei britischen Banken

Bank of England: Aktuelle Quoten Ergebnis von Überbewertungen - Risikokalkulation zu undurchsichtig

Kapitalbedarf bei britischen Banken

Die Bank of England drängt die britischen Banken zur Aufstockung ihres Kapitals. Die gegenwärtigen Kernkapitalquoten spiegeln demnach die tatsächliche Verfassung der Institute nicht wider. Dies belastet laut der Notenbank auch das Anlegervertrauen.ste London – Britische Banken benötigen mehr Kapital, um sich vor Schockereignissen an den Finanzmärkten zu schützen. Die Bank of England verstärkte mit der Veröffentlichung ihres halbjährlichen Finanzstabilitätsberichts ihren Appell, die Banken und Building Societies in Großbritannien müssten dafür sorgen, dass ihre Kapitalbasis eine akkurate Bewertung ihres Vermögens ebenso reflektiert wie eine realistische Überprüfung künftiger Verhaltenskosten und eine sorgfältige Kalkulation der Risikogewichte. Derzeit könnten die vier größten Banken ihre Kapitalquoten um bis zu 35 Mrd. Pfund überbewertet haben.Viele Institute hätten bislang die Kosten für das Auffangen fauler Kredite sowie künftige Strafen für Fehlverhalten unterschätzt. Das Problem sei “handhabbar” und zumindest in Teilen des Marktes verstanden, erklärte der britische Notenbankgouverneur Mervyn King, der auch an der Spitze des neuen Financial Policy Committee (FPC) steht, das von 2013 an per Gesetz für die Überwachung der Finanzstabilität in Großbritannien zuständig sein wird. Die Banken müssten über ausreichend Kapital verfügen und auf einer soliden Basis stehen, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Die Bankenaufsicht, die bislang noch bei der Financial Services Authority (FSA) liegt, soll im März über Maßnahmen der Banken berichten. King warnte den Bankensektor davor, aus Gründen der Kapitalstärkung die Kreditvergabe einzuschränken. Auch einen Abbau der Verschuldung lehnt die Notenbank in diesem Zusammenhang ab.Der Chef der Bank of England, der Anfang Juli 2013 durch den Kanadier Mark Carney, derzeit Gouverneur der Bank of Canada, abgelöst wird, machte deutlich, dass es für die beiden teilverstaatlichten Institute Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds Banking Group andere Wege gäbe, als die Regierung um weiteres Kapital zu bitten. Diese Banken könnten ihre Widerstandsfähigkeit stattdessen durch Ausgabe von Anleihen erhöhen, die im Krisenfall in Aktien wandelbar seien, oder auch durch Restrukturierungsmaßnahmen – wie weitere Asset-Verkäufe.Laut Bank of England sind die tatsächlichen Kapitalpositionen der britischen Banken wahrscheinlich schwächer, als es die im Branchenvergleich robusten Kennzahlen zuletzt suggerierten. Die Fortschritte bei der Kapitalstärkung hätten sich verlangsamt, das Vertrauen der Investoren bleibe gering, so die Notenbank in ihrem aktuellen Bericht. Informationen von Aufsehern signalisierten, dass die Institute größere Kreditverluste erleiden würden, als Vorsorge getroffen wurde. Zudem werde der Umfang von Strafen für Fehlverhalten in der Vergangenheit, etwa bei Zinsmanipulationen, unterschätzt. Schließlich kritisiert die Bank of England ein “komplexes und undurchsichtiges” System zur Risikokalkulation.