IM GESPRÄCH:DÖRTE HÖPPNER, EUROPEAN PRIVATE EQUITY AND VENTURE CAPITAL ASSOCIATION

Kapitalgeber setzen auf Europa

Branchenvertreterin kann mit AIFM-Richtlinie leben, beäugt aber Regulierung der Kapitalgeber skeptisch

Kapitalgeber setzen auf Europa

Europas private Beteiligungsgesellschaften wittern Morgenluft. Zuletzt ist es Private-Equity- und Venture-Capital-Fonds in der EU gelungen, wieder mehr Kapital einzuwerben.Von Detlef Fechtner, BrüsselDie jüngsten Geschäftsentwicklungen stimmen Dörte Höppner versöhnlich. Zwar räumt die Generalsekretärin der European Private Equity and Venture Capital Association (EVCA) ein, dass die gesamtwirtschaftliche Situation in Euroland “derzeit immer noch herausfordernd” sei. “Wenn es Unternehmen nicht gut geht, ist die Lage selbstverständlich auch für die Eigentümer nicht einfach, egal ob als AG, Familienunternehmen oder eben Private Equity geführt.” Aber erstens habe es keine Flucht der Private-Equity-Fonds gegeben, zumal Firmen, an denen sie beteiligt waren und sind, deutlich seltener pleitegegangen seien. Zweitens mache die aktuelle Entwicklung Mut: “Unsere Zahlen über das Fundraising unserer Fonds in der ersten Jahreshälfte bestätigen den Trend, dass Geld nach Europa fließt.” Daher habe sie “Grund zu vorsichtigem Optimismus”, sagt Höppner im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. “Insgesamt machen die gerade druckfrischen Halbjahreszahlen des EVCA Hoffnung, dass Private Equity in Europa insgesamt wieder an Bedeutung gewinnt.”An der Struktur der Investments habe sich im Verlauf der Krise wenig verändert. Der weit überwiegende Teil der Engagements – rund 80 % – entfalle auf Mehrheitsbeteiligungen, also Buy-outs. 7 % bis 10 % fließen den Angaben zufolge als Wagniskapital in junge Firmen. Erfreulicherweise gebe es gerade in diesem Segment positive Signale, hebt Höppner hervor. Das Venture-Capital-Geschäft – also die Unterstützung von Unternehmen, die noch jung sind und noch keinen positiven Cash-flow haben – sei zwar in der Krise zurückgegangen. “Aber es gibt Anzeichen, dass es jetzt wieder in Deutschland und Europa bergauf geht.”Wenn derzeit “also Mittel umgeschichtet werden von den Schwellenländern in andere Regionen der Welt, dann dürfte auch Europa davon profitieren”. Traditionell entfielen die meisten Investments auf den englisch- und auf den deutschsprachigen Teil Europas, also einerseits Großbritannien und Irland, andererseits Deutschland, Österreich und die Schweiz. Der besonders krisengeschüttelte Süden spiele seit jeher keine ganz große Rolle, sondern folge erst nach Skandinavien sowie Benelux und Frankreich. Ansprechpartner EIFDie Bemühungen der europäischen Politik, den Zugang kleiner Unternehmen zu Kapital zu entsperren, seien begrüßenswert. Allerdings beträfen staatliche Garantien, Bürgschaften oder andere Programme die Private-Equity-Branche allenfalls indirekt. Für sie sei vielmehr der EIF, der Europäische Investitionsfonds, ein wichtiger Ansprechpartner. Die Tochter der Europäischen Investitionsbank investiert in Venture-Capital-Fonds. “Wir würden uns wünschen, dass nicht nur der EIF staatliche Gelder für Venture Capital verwaltet, sondern auch ein Teil der Mittel in einen Dachfonds unter privatem Management fließen würde”, erklärt die Lobbyistin. Dieses Geld solle in Venture-Capital-Fonds investiert werden – “unter der Voraussetzung, dass noch einmal der gleiche Betrag aus privater Quelle eingeworben werden kann”.Was die EU-Regulierung angeht, fällt das Urteil einerseits freundlich aus. Zentral sei aus EVCA-Sicht die bereits abgeschlossene EU-Richtlinie über das Management alternativer Investments (AIFM-Richtlinie). “Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Resultat zufrieden, vor allem im Vergleich zum Ursprungskonzept.” Weniger erfreulich sei, dass die AIFM-Richtlinie in den EU-Staaten nur schleppend umgesetzt werde. Als Vorteil nennt Höppner, dass nunmehr die Anlageklasse Private Equity in der EU reguliert sei, was dem Interesse der Investoren an Rechtssicherheit entspreche.Gleichzeitig bereite ihr aber die Regulierung, die institutionelle Investoren betrifft, Kopfzerbrechen, etwa Solvency II. Die Anforderungen an Versicherungen, die in Private Equity investieren, seien “viel zu hoch”. “Wir müssen aufpassen, dass Versicherungen nicht daran gehindert werden, in Private Equity zu investieren – gerade jetzt in einem Umfeld niedriger Zinsen, wo das Interesse an Private Equity steigt.”